Drachenelfen
Unsterblichen mit einem Geisterschwert zum Feind oder ein paar Jaguare und Adler?«
Kolja fluchte leise. »Du meinst, wir haben die Wahl zwischen Sterben und Verrecken?«
»Ich meine, wir müssen dafür sorgen, dass uns die Priester der Zapote genauso fürchten, wie wir sie fürchten. Dann werden sie Frieden mit uns schlieÃen.«
Koljas Schultern sackten nach unten. »Nur leider haben wir keine verzauberten Krieger â¦Â«
Volodi blickte zu den Dächern empor. Er war sich sicher, dass sie beobachtet wurden. Sie mussten auch am Morgen in der kleinen Gasse gewesen sein. Deshalb hatten sie Atmos und den kleinen Hund als Opfer ausgewählt.
»Morgen, in der Stunde vor Morgengrauen, bringe ich euch den Dolch zum Portal eures Palastes. Ich erwarte, dass danach Frieden zwischen uns herrscht!« Volodi rief, so laut er konnte, und hoffte, dass unter den Spitzeln der Zapoter jemand war, der seine Sprache verstand.
»Ich bin unglaublich beeindruckt«, murrte Kolja. »Siehst du, wie mir die Knie schlottern?«
»Wirst du morgen dabei sein?«
»Siehst du die Narben in meinem Gesicht? Sehe ich aus wie jemand, der einem Kampf aus dem Weg geht? Aber wenn du erlaubst, werde ich noch vierzig weitere Kämpfer mitbringen. Ich glaube nämlich nicht, dass sich die Sache mit ein paar freundlichen Worten erledigt haben wird. Und sollte ich mit meinem Herz in der Hand enden, dann verspreche ich dir, werde ich deine Sippe in Drus als rächender Geist heimsuchen. Und ich werde â¦Â«
Volodi winkte ab. »Ich weiÃ, Kolja. Ich habe es verdient.«
Und er meinte es so. Er war ein Narr! Wie hatte er sich nur je mit dieser Frau einlassen können?
D AS ENDE EINER LIEBESGESCHICHTE
Volodi blickte zum Himmel. Die Zwillingsmonde neigten sich zum Horizont. Es war beklemmend still und er konnte das Atmen der Männer hinter sich hören. Er stand in der Mitte eines weiten Platzes, dessen weiÃe Steinplatten merkwürdige Tiere und Göttergestalten zeigten. Riesige Schlangen, die sich um die Sonne wanden. Krieger in Federgewändern, die über den Leibern enthaupteter Feinde dahineilten. Einen Priester, der ein Messer zum Himmel emporstreckte. Hätte Quetzalli ihn am Ende hierher gebracht, damit sein Herz ihren grausamen Göttern geschenkt wurde? Sein Verstand stimmte zu, sein Herz sagte Nein. Immer noch. Volodi seufzte. War es wirklich nur Magie, die ihn und seine Gefühle narrte?
Der Drusnier blickte zu dem groÃen, schmucklosen Portal, hinter dem das weite Areal des Statthalterpalastes von Zapote lag â eine kleine Stadt innerhalb der Stadt. Keine Menschenseele zeigte sich, und doch spürte er, dass sie beobachtet wurden.
Hinter ihm erklangen Schritte. Kolja trat an seine Seite. »Wäre es nicht klug, langsam die verdammten Fackeln zu löschen? Wenn sie hier Bogenschützen â¦Â«
»Soweit ich weiÃ, haben sie keine Bogenschützen. Und was würde es helfen? Wir stehen hier auf einem Platz, so hell wie ein Schneefeld, und beide Monde sind voll.«
»Die Männer würden sich aber besser fühlen, wenn â¦Â«
»Die Männer werden mir noch dankbar sein. Mehr habe ich dazu jetzt nicht zu sagen.«
»Dann leg wenigstens den Dolch vor das Tor. Wir haben lange genug gewartet. Soll das Gemetzel endlich beginnen.«
Volodi nickte. »Was das angeht, hast du wohl recht.« Er hob den Dolch hoch über seinen Kopf, sodass er für jeden deutlich zu sehen sein musste. Dann ging er langsam auf das Tor zu. Es war riesig! Mehr als dreiÃig Schritt hoch. Man fühlte sich unbedeutend, wenn man vor diesem gewaltigen Rahmen aus sorgsam geglättetem Stein stand. Ein Zwerg an einem Ort, der für Götter erschaffen worden war.
Durch das Licht der Zwillingsmonde warf das Tor einen doppelten Schatten. Es war dieser Schatten, der ihn schon die ganze Zeit über beunruhigte. Da war etwas, dicht über dem Boden, ganz nahe am Tor, wo die beiden Schatten miteinander verschmolzen. Wenn man direkt hinsah, schien alles in Ordnung zu sein. Aber wandte man den Kopf ein wenig und beobachtete aus den Augenwinkeln, dann war da plötzlich Bewegung! Es sah aus, als triebe schwarzer Rauch über den Boden.
Etwa zehn Schritt vor dem Durchgang durch das Tor blieb er stehen. Volodi blickte kurz über die Schulter. Die Männer hatten sich aufgeteilt. Trotz der Anspannung standen sie still. Kolja hatte nur Krieger ausgesucht, die
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