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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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da als ihren Sprössling bezeichnen? Aber wer vermochte schon die Gedanken eines Baumes zu verstehen?
    Plötzlich war da ein Gefühl, als würde in sein Innerstes gegriffen. Gonvalon taumelte zurück. Und zum ersten Mal spürte er seine Füße wieder. Erleichtert seufzte er auf. Der Bann war von ihm genommen. Endlich!

    Tretet zurück, Gonvalon , fuhr der Dunkle mit unerwarteter Hitze in seinen Kopf.
    Der Elf konnte den Zorn der Himmelsschlange spüren. Heiße, kaum noch gezügelte Wut. Nachtatem schien mit dem Holunder zu streiten.
    Ich habe mich an meinen Eid gehalten , hörte er nun Matha Naht in seinen Gedanken. Ich habe ihm keine Schmerzen zugefügt, ganz wie ich es versprochen habe. Nun halte auch du dein Wort. Geh. Holunder. Äste
    Ein Schwanzhieb des Drachen fuhr in den Holunder. Äste splitterten. Gonvalon riss schützend die Arme hoch und wich noch weiter zurück.
    Gilt für dich kein Eid, Himmelsschlange? Gibt es kein Recht, an das du dich halten müsstest? Wie willst du dann herrschen?
    Der Drache richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Mit ausgeweiteten Flügeln war er massiger als der Torturm einer Festung. Seine Augen funkelten wie kalte blaue Sterne.
    Nein, ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Das weißt du genauso, wie du um die Gefahr wusstest , protestierte Matha Naht. Ich habe nur getan, was du von mir verlangt hast.
    Gonvalon sah zweifelnd an sich herab. Der Zorn des Drachen war wie eine heiße, ätzende Berührung. Warum sprach Nachtatem nicht in seinen Gedanken? Was sagte er dem Holunder? Was war verloren?
    Erneut peitschte der Schwanz des Drachen den Boden und schleuderte Fontänen fauligen Laubs und tiefschwarzer Erde durch die Nacht. Im aufgewühlten Erdreich kamen Knochen zum Vorschein. Ein Koboldschädel, an dem noch krauses schwarzes Haar haftete, rollte vor Gonvalons Füße.
    Ich kann es nicht mehr umkehren , beharrte Matha Naht. Es wird ihn begleiten, auch über den Seelenhort hinaus. Es wird sein Makel sein, für alle Zeiten.
    Â»Was?«, fragte der Elf, doch keiner der beiden hörte ihm zu. Ein Prickeln überlief seine Haut. Wind heulte auf. Die Knochen in der Erde begannen sich zu regen. Zersplitterte Rippen und
Schienbeine prasselten wie Pfeile gegen die Schuppen des Drachen. Ein Wurzelstrang versuchte den peitschenden Schwanz zu ergreifen – Matha Naht wuchs! Sie stieg aus der Erde empor. Ihr mächtiger Stamm hatte sich im Untergrund verborgen. Sie war mehr, als sie zu sein schien. Viel mehr als nur ein Holunder.
    Gleißendes Licht umhüllte den Stamm. Gonvalon wich mit einem Schreckensschrei weiter zurück. Er war nur ein Elf. Nie zuvor war er vor einem Kampf geflohen. Doch dies hier … Voller Entsetzen wich er weiter zurück … Auf dem Hügel kämpften zwei Urgewalten. Gonvalon wandte sich ab und rannte, so schnell seine Füße ihn trugen. Seine Füße, die ihm endlich zurückgegeben waren.
    Er war mehr als dreißig Schritt vom Stamm entfernt, da traf die Hitze ihn wie ein Schlag. Seine Gesichtshaut spannte sich, feiner Rauch stieg aus seinen Kleidern und selbst durch seine Stiefelsohlen spürte er die Hitze. Er vermochte nicht mehr zu atmen, so heiß war die Luft, die ihn umgab. Voller Entsetzen blickte er zurück. Der Holunder stand in hellen Flammen, mit einem scharfen Knall riss der Stamm, die Äste wogten wie winkende Arme – und dann fuhr ihre Stimme erneut in seinen Kopf, drängte sich dicken Wurzeln gleich in sein Fleisch und seinen Verstand und ließ ihn laut aufheulen vor Schmerz.
    Ich verfluche dich, Gonvalon und alle Körper, die nach dir diese Seele tragen. So wie ich jetzt, wirst auch du durch Feuer sterben, sooft du auch wiedergeboren wirst. Bis deine Seele eines Tages für immer verlischt.
    Gonvalon brach in die Knie – und mit ihm fiel auch der Holunder. Sein Stamm war nur noch schwelende Glut. Ein zweiter Flammenstoß des Drachen verwandelte selbst die schwarze Erde in glühende Lohe. Die Erde schmolz! Nie zuvor hatte Gonvalon so etwas gesehen.
    Dann senkte der Drache sein Haupt, schüttelte sich, als sei seine Wut immer noch nicht gestillt. Nun wandte der Dunkle sich erneut ihm zu. Sie ist vernichtet. Verbrannt bis in die feinsten Wurzelspitzen. Nie wieder wird sich dieses Übel erheben.

    Â»Was hat dich so erzürnt?« Wieder sah Gonvalon an sich herab. Er konnte keine Veränderung feststellen.

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