Drachenelfen
zurück und rieb sich fröstelnd mit den Händen über die Oberarme. »Ganz schön frisch«, murmelte sie, wurde sich dessen bewusst, dass er ihre Brüste anstarrte, und räusperte sich verlegen. Doch sie wandte sich nicht ab.
Ertappt sah Artax ihr in die Augen und fand darin ein Lächeln. »Was ⦠ähm ⦠ist denn das für ein Branntwein?«
Sie grinste breit. »Wenn ich dir verrate, woraus er gemacht ist, wirst du ihn nicht mehr trinken.«
Die Narbe über ihrem Herzen sah aus wie eine stilisierte rote Sonne. Wenn er diesen Luwier in die Finger kriegen würde ⦠Obwohl â wahrscheinlich hatten das längst die Stammeskrieger erledigt.
Sie hielt ihm die Kürbisflasche hin. Er widerstand der Versuchung, daran zu riechen, und setzte sie sofort an die Lippen. Wie flüssiges Feuer rann ihm der Schnaps die Kehle hinab. Er kämpfte einen plötzlichen Hustenreiz nieder, konnte aber nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen traten. »Gut«, heuchelte er.
Sie lachte. »Du bist ein schlechter Lügner.« Shaya nahm ihm die Flasche aus der Hand und tat einen tiefen Zug. Bei ihr waren keinerlei Nebenwirkungen zu sehen. Er sollte sich niemals bei Hofe auf ein Zechgelage mit ihr einlassen. Sie würde ihn wahrscheinlich unter den Tisch trinken. Und er ⦠Er würde sich Aaron überlassen, wenn er zu viel trank. Das durfte nie wieder geschehen!
Shaya setzte die Flasche ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Was machen wir jetzt?«
Er grinste. »Ich hätte da noch ein paar Narben, mit denen ich angeben könnte.«
»Ich auch. Mein älterer Bruder, Subai, hatte einmal einen Wolfshund, den er darauf abgerichtet hatte, unsere Puppen zu zerfetzen. Subai war ein ausgemachter Mistkerl. Und sein Hund war ein Seelenbruder von ihm. Als er eine Puppe von mir holte, schlug ich ihm mit einem Kochlöffel über die Schnauze. Er lieà los. Und dann entschied er, dass ich eigentlich auch nicht viel gröÃer als eine Puppe war. Ich wollte weglaufen. Noch ein Fehler von mir. Er packte mich â¦Â« Sie rieb sich den Hintern. »Hab ein halbes Jahr nicht mehr reiten können. Aber Subais Hund kam in die Suppe. Ich habe sieben Schalen von dieser Suppe gegessen!«
Artax musste lachen. »Damit kann ich wahrlich nicht aufwarten. Ich habe noch nie jemanden gefressen, dem ich eine Narbe verdanke. Ich â¦Â«
Sie hob einen Finger an Lippen. Weit entfernt erklang ein Horn.
Shaya fluchte. Dann raffte sie ihr Hemd und ihr Wams an sich.
»Was ist los?«
»Ein Wolkenschiff nähert sich. Sie blasen das Horn, damit es nicht zu einer Kollision kommt. Ich muss zurück auf meinen Posten.«
Artax nickte und beobachtete, wie sie den Wolkensammler zu sich herabzog, sich anschirrte und in die Lüfte stieg. Er sah ihr lange nach. Würden die Götter ihnen jemals eine ungestörte Liebesnacht schenken? Wohl nicht. Allein ihre Liebe war ja schon ein Frevel an den Gesetzen der Götter. Welche Strafe sie beide wohl letztlich erwartete?
D UFTWASSER UND DRACHENSCHWINGEN
Das endlose Warten zehrte an Hornboris Nerven. Ebenso, wie der Gestank. Am ersten Tag hatte er noch geglaubt, er könne sich daran gewöhnen. Jetzt wusste er, das würde niemals geschehen. Nur seinen beiden Gefährten schien es gar nichts auszumachen. Galar hatte das, was er anfangs für einen verrückten Scherz gehalten hatte, wahr gemacht. Sie hatten sich mit WolfsscheiÃe eingeschmiert. Und wann immer sie glaubten, der Gestank ebbte ab, legten sie nach. Galar hatte ein kleines Fass voll davon mitgebracht. Hornbori betrachtete seinen strähnigen Bart. Ihn hatte er nicht eingeschmiert â ihn nicht! Nur nicht nachdenken, dachte er sich. Einen ganzen Tag würde er baden, wenn er zurück war. »Wie lange müssen wir denn noch warten?«
»Geduld ist die erste Tugend des Jägers«, murmelte Nyr, ohne sich nach ihm umzudrehen. Der Geschützmeister stand über die Drachenflitsche gebeugt und spähte zum Fressplatz des Drachen hinüber. Ein Gebeinfeld, das mehr als hundert mal hundert Schritt maÃ. Sie hatten es nicht gewagt, dorthin zu gehen, aus Sorge, der Drache würde ihre Witterung aufnehmen, wenn er zum Fressen kam. Selbst mit der WolfsscheiÃe in den Kleidern.
Sechs Tage lang konnte Hornbori jetzt schon auf dieses Knochenfeld starren. Sechs verfluchte, endlose Tage, in denen
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