Drachenelfen
»Ich fürchte, ich verstehe nicht, was du mir gerade sagen willst. Ich â¦Â«
»Nangog weiÃ, dass ihr hier seid. Jede Wurzelspitze weià es. Die Würmer in der Erde unter deinen FüÃen wissen es. Die Mutterbäume. Nur die Menschen sind blind. Sie sehen euch, setzen den Fuà in euren Nacken und wissen doch nicht, wie nahe sie dem Tode sind. Ihr seid Späher und keine Feinde. Doch ist auch ungewiss, ob ihr Freunde seid. Ich bin zu ihr gekommen, um euch einzuladen, Euch zu führen. Ihr müsst sehen. Ihr müsst tief verstehen â und dann wird sich entscheiden, was ihr seid.«
Die Intensität, mit der Nandalee sprach, begann Aufmerksamkeit zu erregen. Einige der Umstehenden starrten sie an â lüstern. Manche auch einfach nur interessiert. Vielleicht war das Elfische auch zu fremd, um als ein seltener Dialekt aus dem fernen Garagum durchzugehen.
»Sie sind alle verderbt«, fuhr Nandalee ungerührt fort. »Alle die du hier siehst. Sie fallen übereinander her, rauben, morden und betrügen. Es dauert Jahre, ihr Temperament zu zügeln. Sie friedlicher zu stimmen. Sie müssen fort von hier! Aber ohne Hilfe vermag die GroÃe Mutter sie nicht abzuschütteln.«
Etwas mit Nandalees Augen stimmte nicht. Ein eigentümlich grüner Schimmer lag in ihnen. Nur einen Herzschlag lang. Dann war er verflogen. Gonvalon sah sich um, suchte nach einem grünen Licht, das sich vielleicht in ihren Augen gespiegelt haben mochte, aber da war nichts.
»Was du suchst, ist in ihr.«
Ein eisiger Hauch berührte ihn und unwillkürlich wich er einen Schritt vor Nandalee zurück.
»Du glaubst mir nicht? Ich bin eins mit allem, was Nangog hervorgebracht hat. Ich werde es dir beweisen. Sieh nach Westen zu den Bergen und beginne leise zu zählen. Wenn du bei dreiundsiebzig anlangst, wirst du den ersten Wolkensammler über die Berge kommen sehen.«
Das alles war so absurd, dass er sich am besten darauf einlieÃ, dachte Gonvalon. Er blickte über die Schulter und begann leise zu zählen, während Nandalee weitersprach.
»Sie sind die Fürsten des Himmels über Nangog. Friedliche Geschöpfe. Die Menschen aber haben sie zu ihren Sklaven gemacht. Sie zwingen sie, Schiffe zu tragen. Sie nehmen sich alles, zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Und es wird der Tag kommen, an dem sie auch in die verbotenen Tiefen vordringen. Sie werden nicht verstehen, was sie sehen. Dann werden sie für immer alles zerstören. Es ist ihre Gier, die sie treibt. Und ihre maÃlose Vermehrungswut. «
Gonvalon war bei dreiundsiebzig angelangt. Und etwas wuchs hinter der Bergkette in den Himmel. Selbst mächtig wie ein Berg. Eine riesige schwebende Gestalt. Eine Kreatur, irgendwo zwischen Oktopus und Qualle. Tentakel hingen von dem gewaltigen Leib herab â einem riesigen aufgedunsenen Fleischsack. Sie umklammerten ein schiffähnliches Gebilde. Diesem Himmelsschiff wuchsen die Masten aus den Seiten. Schmutzig gelbe Segel blähten sich im Wind. Ein schimmernder Kristall ragte aus dem Kiel. Groà wie ein kleines Türmchen.
Gonvalon entging nicht, dass er der Einzige war, der so starrte. Für die Menschenkinder waren diese Kreaturen offenbar ein vertrauter Anblick.
»An Bord dieser Wolkenschiffe wirst du in sehr schlechter Gesellschaft sein. Dennoch müsst ihr an Bord des ersten dieser Schiffe gehen, ansonsten droht euch tödliche Gefahr. Ich werde euch an einen Ort bringen, an dem ihr Nangog tief zu verstehen lernt.«
Gonvalon entschied, dass er sich auf Nandalee einlassen würde. Was auch immer gerade mit ihr geschah. War sie besessen? Sprach wirklich eine Kreatur dieser Welt durch ihren Mund? Hatte der Dunkle all das vorhergesehen? Jetzt endlich hatte ihre Reise ein Ziel! So wie Gonvalon den Drachen ursprünglich verstanden hatte, sollten sie Nangog lediglich als Späher erkunden. Sie sollten die Natur kennenlernen, die Wälder. Sehen, was anders war als in
Albenmark. Und sie sollten die Menschenkinder beobachten. Schätzen, wie viele gekommen waren. Ob sie ihre Städte befestigten und Krieger hierherbrachten. Hatte der Dunkle von Anfang an gewusst, dass es so kommen würde? Dass eine Kreatur Nangogs Besitz von Nandalee ergreifen würde? Der Schwertmeister überlegte. »Gut, wir nehmen eines der Schiffe. Ich vertraue dir. Und Menschenkinder fürchte ich nicht«, sagte er schlieÃlich.
»Das heiÃt nur,
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