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Drachenelfen

Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schonungslos offen. Es ist klüger, du hörst auf uns. In ein paar Stunden, wenn der Göttliche deine lächerliche Existenz beendet, wirst du ein Teil
von uns sein. Also genieß die Zeit, in der du noch selbst Entscheidungen treffen kannst.
    Artax grinste. Ihm kam eine Idee. Wer sagte eigentlich, dass er sich permanent von diesen Stimmen beleidigen lassen musste? Immerhin waren sie in seinem Kopf. Und er würde ihnen schon zeigen, wer hier der Herr im Haus war!
    Der Göttliche wird meine Existenz nicht beenden, teilte er sich selbst und den Aarons mit. Und du warst so dämlich, auf einer Reling zu balancieren, als du angegriffen wurdest. Vielleicht ist dies die Art, auf die deine Dummheit bestraft wird.
    Ha! Da waren sie still, die Plaudertaschen!
    Vorsichtig darauf bedacht, keines der drei Mädchen zu wecken, stieg Artax aus dem Bett und ging zur Wasserschale. Ihr Rand war mit einem wunderschönen Blütenmuster eingefasst. In seinem ganzen Dorf hatte es keine Schale wie diese gegeben. Nicht einmal Siran hatte solche Schätze besessen!
    Neben der Schale stand eine Öllampe auf dem Tisch, deren Docht so weit gestutzt war, dass nur ein winziges Flämmchen darauf tanzte. Vorsichtig schob er den Docht höher und langsam wuchs die Flamme an. Dann endlich konnte er sein Gesicht in dem spiegelnden Wasser sehen.
    Ungläubig tastete er über seine Züge. Das war nicht mehr sein Gesicht! Ihn sah ein Fremder an. Die Nase war gerade, die Augen waren ein wenig dunkler, die Brauen von feinem Schwung. Auch seine Wangenknochen erschienen ihm ausgeprägter. Sogar die Hautfarbe hatte sich verändert. Sie war ein wenig heller.
    Du vermisst doch nicht etwa deine alte Nase? Weißt du, wie die aussah? Wie eine Schnecke ohne Haus. Ein formloser Klumpen war das.
    Aber es war seine Nase gewesen, dachte Artax bitter. Dieses Gesicht hingegen … Er wandte sich von der Wasserschüssel ab.
    Es ist wichtig, gut auszusehen. Die Weiber geben sich dir bereitwilliger hin. Und die Untertanen hängen williger an Lippen in einem hübschen Gesicht. Schönheit verführt, Artax. Dazu gehören auch kostbare Gewänder und selbstbewusstes Auftreten. Der Schein ist wichtig. Wenn
du hübsch bist, unterstellt man dir sofort auch innere Schönheit. Dass du ein gütiger und gerechter Herrscher bist. Die Wirklichkeit verblasst hinter deinem Aussehen.
    Artax dachte an einige der Schreckensbilder aus Aarons Erinnerungen. Der Unsterbliche hatte Gefallen an allen nur erdenklichen Grausamkeiten gefunden. Angewidert schüttelte Artax den Kopf.
    So wirst du uns nicht los, beharrte die Stimme.
    Â»Das ist nur ein Traum«, murmelte er leise. »Nur ein schrecklicher Alptraum.«
    Er dachte daran, wie er in seiner ersten Woche als Waldbauer so unvorsichtig gewesen war, von einer der Früchte des Waldes zu essen. Sie hatte ausgesehen wie ein Apfel, ganz gut gerochen und sehr süß geschmeckt. Kaum dass er sie aufgegessen hatte, war ihm schwindelig geworden. Er hatte sich setzen müssen und zwei Tage mit dem Rücken an einen Baum gelehnt gesessen und gekichert; jedenfalls hatte man ihm das später erzählt. Die Welt war zu einem Wirbel aus bunten Farben verschmolzen, und irgendwann war die Frau des Töpfers, der zwei Straßen weiter in seinem Heimatdorf Belbek gewohnt hatte, aus dem Farbwirbel getreten. Er hatte sie einmal beim Bad im Fluss beobachtet. Hatte gesehen, wie sie den Rock hob. Was für einen Hintern sie gehabt hatte! Je länger er sie angestarrt hatte, desto mehr war sie mit dem Bild seiner Almitra verschmolzen, was ihm ausnehmend gut gefallen hatte. Die Töpferin hatte ihrem Mann zwei Kinder geboren. Leider zwei Töchter. Man konnte eben nicht alles haben. Im Wald hatte sie auch den Rock gehoben. Natürlich war sie nicht wirklich dort gewesen. Später hatte er gehört, dass man diese tückischen Früchte Traumäpfel nannte. Sie verwirrten die Sinne.
    Artax kniff die Augen zusammen und zählte stumm bis zwanzig. Er war sich sicher, dass er keinen Traumapfel gegessen hatte. Aber all das hier … Konnte das wirklich wahr sein?
    Zögerlich hob er die Lider. Alles war noch da! Das riesige Bett. Die drei Frauen.

    Er trat an den Vorhang, hinter dem das riesige Fenster lag. Ein Fenster, groß wie ein Stalltor. Auch so etwas hatte er nie zuvor gesehen. Es war aus Hunderten kleiner Glasscheiben zusammengesetzt, die kunstvoll in golden schimmernde Bronze

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