DRACHENERDE - Die Trilogie
leichter fiel, das auch untereinander zu erkennen.
Die anderen Drachen wichen zur Seite. Offenbar stand keinem von ihnen der Sinn danach, gegen diesen Giganten Revierstreitigkeiten vom Zaun zu brechen. Nur wenige hätten dabei überhaupt eine Chance gehabt.
Liisho drehte den Kopf und schaute Rajin, der hinter ihm saß, über die Schulter hinweg an. „So, jetzt geht es um alles oder nichts, mein zukünftiger Kaiser von Drakor. Such dir einen dieser Drachen als zukünftiges Reittier aus. Ertaste mit deiner inneren Kraft den Geist des Drachen und prüfe, wie stark er ist.“
„Und welcher von ihnen wäre geeignet?“, fragte Rajin.
„Der stärkste natürlich. Den, der die stärkste Präsenz hat und am schwersten zu beeinflussen ist. Du sollst es dir nicht leicht machen, Rajin. Oh nein, du musst den Weg gehen, der am schwersten ist, und den Drachen bezwingen, der den unbeugsamsten Geist hat. Und das muss nicht unbedingt der mit den größten Pranken oder den mächtigsten Muskeln sein. Selbst das heißeste Drachenfeuer nützt dir nichts, wenn es deinem Gegner gelingt, deinen Drachen zu manipulieren. Und da dein Gegner Katagi heißt und gegenwärtig leider Träger von zwei der drei Drachenringe ist, musst du damit rechnen, dass er dies bei einem schwächeren Exemplar schaffen wird.“
Rajin verstand. Liisho wollte verhindern, dass sich Rajins Drache irgendwann gegen seinen eigenen Reiter wendete, weil er der Macht der Drachenringe unterlag. Selbst bei einem sehr starken und sehr wilden Drachen war das keineswegs völlig ausgeschlossen, sondern nur um einiges unwahrscheinlicher.
Rajin stieg vom Rücken Ayyaams. Mindestens ein Dutzend unterschiedlich großer Drachenköpfe wandte sich dem vergleichsweise winzigen jungen Mann zu. Der hatte es inzwischen bis zur Vorderpranke Ayyaam geschafft, als Bratlor hervorstieß: „Das ist doch Wahnsinn! Bjonn, was ist, wenn die Viecher dich als willkommene Zwischenmahlzeit betrachten?“
„Das werden sie nicht!“, erwiderte Rajin, während er kurz zu Bratlor aufblickte. „Mach dir keine Sorgen, ich werde es schaffen.“
„Es ist seine Bestimmung, Sternenseher.“ Liisho deutete auf eine lederne Satteltasche, die vorn vom Knauf seines Drachensattels hing. „Wenn du dir einen ausgesucht und ihm deinen Willen aufgezwungen hast, Rajin, steht dir übrigens das Schwierigste noch bevor!“
„So?“
„Du musst dem Auserwählten ein oder zwei Rückenstacheln absägen, je nachdem welchen Sattel du auflegen willst. Ich habe die Stachelsäge dabei.“
Rajin nickte nur. Seine Füße berührten den Boden. Er spürte die Seelenkräfte, die von den Drachen ausgingen – und sie spürten Rajins innere Kraft. Hier und dort war ein Knurren zu hören, manchmal auch Laute, die eher wie Gurgeln oder Fauchen klangen.
Ja, sammle deine innere Kraft, dachte Rajin, und halte sie zusammen wie Wasser in einem Stauwehr, das jeden Moment geöffnet werden kann … Er setzte einen Fuß vor den anderen und sprach innerlich zu sich selbst, um sich zu beruhigen – denn rein äußerlich betrachtet traf Bratlors Einschätzung zu. Er war den Drachen vollkommen ausgeliefert.
Er zog den Drachenstab hervor, den er neben das Schwert hinter den Gürtel gesteckt hatte. Die Drachen ließen ihn nicht aus den Augen, während er zwischen ihnen herging. Einer der Jungdrachen, vor denen Liisho ihn gewarnt hatte, machte ein paar schnelle Schritte auf ihn zu und schnaubte. Ein kratzender Reibelaut drang mit etwas Rauch aus seinen Nasenlöchern. Möglicherweise hatte er gerade eine Feuerlohe mühsam unterdrückt, was ihm in seinem Alter noch schwerfiel.
Rajin sah ihn an. Er sammelte seine innere Kraft und ließ den Jungdrachen seine Gegenwart spüren, woraufhin dieser sich wieder ein paar Schritte zurückzog. Dabei wirbelte er eine Sandwolke auf, was einige der anderen sehr viel älteren und größeren Drachen ärgerlich knurren und brummen ließ.
Rajin durchschritt die Drachenschar und versuchte jeweils das Maß ihrer inneren Kraft zu erfassen. Ein besonders imposanter Koloss, dem die anderen auswichen, bewegte sich auf Rajin zu. Die Flügel waren zunächst auf dem Rücken gefaltet, dann spreizte er sie, was die unmittelbar in der Nähe befindlichen Drachen dazu veranlasste, sich noch etwas weiter von ihm zu entfernen. Er stellte sich kurz auf die Hinterbeine, ließ die vorderen Pranken durch die Luft kreisen und stieß dabei ein markerschütterndes Gebrüll aus.
Dann ließ er sich nach vorn fallen, kam wieder
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