DRACHENERDE - Die Trilogie
auf die Vorderpranken auf und schnappte mit dem riesigen Maul nach Rajin. Sein Schlund war so gewaltig, dass er einen Menschen mit einem Happen hätte hinunterschlucken können. Ein intensiver Schwefelgeruch schlug Rajin entgegen und raubte ihm schier den Atem. Wahrscheinlich wurde er dadurch verursacht, dass auch dieser Drache das Feuerspeien mühsam unterdrückte.
Rajin tat drei Schritte nach hinten, hob den Drachenstab und benutzte die innere Kraft auf ähnliche Weise, wie er es beim Kampf gegen den roten Drachen getan hatte – nur das er inzwischen in der Lage war, diese Kraft zu dosieren.
Der Riesendrache zuckte förmlich zurück, seine Hinterbeine knickten dabei ein, und der stachelbewehrte Schwanz wischte über den Boden und traf mehrere in der Nähe befindliche Drachen. Die brüllten laut auf, fauchten und schwängerten die Luft so stark mit Schwefelgeruch, dass Rajin das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen.
Der riesenhafte Koloss wich ein ganzes Stück zurück. Ist das derjenige, den du dir als Diener nehmen solltest?, überlegte Rajin. Nein, es war klar, dass die innere Kraft dieses Kolosses nicht der der äußeren Erscheinung entsprach.
Rajin setzte nach. Er machte ein paar schnelle Schritte auf sein Gegenüber zu, und dann berührte sein Drachenstab den Giganten am rechten Vorderbein.
Der Drache brüllte auf, diesmal in einer etwas höheren Tonlage, die allerdings immer noch ein ganzes Stück dunkler gefärbt war als selbst die tiefste Männerstimme. Er zog sich noch weiter zurück, während Rajin voranschritt. Er war sicher, dass die anderen Drachen genau beobachtet hatten, was gerade geschehen war und nun zumindest ein Mindestmaß an Respekt ihm gegenüber aufbrachten.
Rajin ging weiter, vorbei an einem halb aus dem Sand gegrabenen Drachenei, das dort mindestens zwei Jahrhunderte gelegen hatte. Ein etwa mannsgroßer Drachenschlüpfling hatte damit begonnen, sich aus der Schale zu befreien. Nach Schwefel riechende Dämpfe traten dabei aus seinem Maul hervor, hin und wieder züngelte auch ein Flammenstrahl, der aber kaum länger als ein menschlicher Arm war. Rajin spürte den wilden, ungezähmten Geist dieses Kleindrachens. Eine innere Kraft war ihm eigen, die diejenige vieler weitaus größerer und älterer Artgenossen überstieg. Schade, dachte Rajin. Aber ich werde wohl nicht so lange warten können, bis du groß genug bist, um mich zu tragen …
Die Drachen wichen nun vor Rajin zurück und bildeten für ihn eine Gasse. Sie schienen begriffen zu haben, dass seine innere Kraft durchaus dazu ausreichte, um es mit ihnen aufzunehmen. Ihre Gedanken berührten Rajins Geist und er öffnete sich ihnen bereitwillig. Sie sollten ruhig erkennen, wer er war und dass er durchaus in der Lage war, einen Drachen zu töten, wenn es sein musste. Schließlich entstammte er dem Kaiserhaus Barajan und damit einer langen ehrwürdigen Ahnenreihe von Drachenbezwingern und Trägern der Drachenringe. Und auch wenn es sich bei den Inseldrachen ausschließlich um wilde Geschöpfe handelte – oder um solche, die nach der Vernichtung von Qô verwildert waren -, so hatte Rajin doch keinen Zweifel daran, dass sie Ausflüge bis zum Festland unternommen und mit ihren dortigen Drachenbrüdern in Kontakt standen und so zumindest im Groben wussten, was im Drachenland vor sich ging.
Doch dann begegnete Rajin einem Drachen, der nicht vor ihm zurückwich, sondern vor ihm stehen blieb und sogar majestätisch die Flügel ausbreitete. Äußerlich wirkte er eher unscheinbar. Seine Größe entsprach etwa der eines durchschnittlichen drachenischen Kriegsdrachen, womit er deutlich kleiner war als Ayyaam und auch von der Mehrheit der Inseldrachen an Größe übertroffen wurde. Aber Rajin spürte vom ersten Augenblick an die besondere Kraft, die ihm innewohnte.
„Wie ist dein Name?“, fragte Rajin.
Der Drache senkte den Kopf, öffnete das Maul, und es war Rajin bewusst, dass nur die Tatsache, dass er das Feuer-Tabu der Inseldrachen nicht verletzen wollte, ihn daran hinderte, einfach einen Flammenstrahl hervorschießen zu lassen, um Rajin zu Asche zu zerblasen. Ein sehr tiefer Brummton drang tief aus seiner Kehle.
Und dann offenbarte er seinen Namen in einem Gedanken, der sich so intensiv aufdrängte, dass er Rajin laut im Kopf dröhnte.
Ghuurrhaan!!!
Die ganze innere Kraft dieser Kreatur lag in diesem Gedanken, diesem Namen, und Rajin hatte die allerletzten Zweifel verloren: Dies war der Drache, den er zu seinem Diener machen
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