DRACHENERDE - Die Trilogie
Ihre Bewaffnung bestand aus leichten drachenischen Schwertern, die sie über den Rücken gegürtet trugen, während der Hüftgurt von einer Reihe kleinerer Taschen, sowie einem Arsenal von verschiedenen Wurf- und Stichwaffen besetzt wurde.
Einzeln wurden die vierundzwanzig Schattenkrieger dem Prinzen vorgestellt, wobei Fürst Payu darauf hinwies, dass nur ihre Kriegsnamen genannt wurden. Unter welchem Namen sie in den Dörfern des Südflusslandes ihr normales Leben bestritten, erfuhr niemand – so wie auch nie jemand ihre Gesichter zu sehen bekam.
Hauptmann Ganjon ragte im wahrsten Sinn des Wortes unter diesen Männern hervor. Er war breitschultriger und größer als die anderen. Außerdem waren seine Augen meergrün, was sowohl in Drachenia als auch im benachbarten Luftreich Tajima sehr selten war. Dichte hellbraune Brauen und eine Augenform, die nicht einmal im Ansatz mandelförmig zu nennen war, ließen Rajin eher auf einen Mann aus dem Seereich tippen.
Er sprach ihn daher auf Seemannisch an, und der Hauptmann, dessen Kriegsname Ganjon lautete, war trotz des verhüllten Gesichts sichtlich überrascht.
„Mein Prinz, Ihr scheint sprachbegabt zu sein“, erwiderte er auf Seemannisch. „Aber erlaubt einem Schattenkrieger, sein Geheimnis zu wahren, wie es üblich ist.“
„Gewiss“, sagte Rajin.
Wer mochte er sein? Ein gestrandeter Seemanne, den das Schicksal auf einem Handelsschiff ins Südflussland verschlagen hatte? War sein Schiff an den Klippen südlich von Sukara zerschellt, oder hatte er sich mit seinem Kapitän wegen des Anteils an einer Ladung Stockseemammut zerstritten, sodass man ihn zurückgelassen hatte und er ein neues Leben hatte beginnen müssen? Darüber konnte Rajin nur rätseln, aber gewiss hatte er ein bewegtes Schicksal hinter sich.
Am nächsten Tag brachen Rajin und seine Getreuen auf. Fürst Payu bot an, ihnen noch einige seiner Drachenreiter mitzugeben, aber dies lehnte Rajin ab, und Hauptmann Ganjon stimmte dem Prinzen darin zu. Es sollte möglichst wenig Aufsehen erregt werden, und eine ganze Drachenschar fiel schon von Weitem am Himmel auf. Also flog man nur mit Ghuurrhaan und Ayyaam.
Die vierundzwanzig Schattenkrieger des Fürsten vom Südfluss wurden auf die Rücken der beiden Drachen verteilt, auf die zusätzliche Sättel aus den Sattelkammern der fürstlichen Drachenställe geschnallt worden waren. Ganjon war der Auffassung, dass dies eigentlich nicht notwendig sei, aber der Fürst bestand darauf.
Für die Drachen war es nicht von Belang, ob nun nur ein einzelner oder ein Dutzend Reiter auf ihnen Platz nahm. Selbst Ghuurrhaan machte das nichts aus, obwohl er erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit gezähmt worden war.
Abgesehen von den zusätzlichen Sätteln waren den Drachen auch noch Taschen mit Vorräten aufgeschnallt worden, denn während des langen Drachenritts nach Kenda sollte niemand Hunger leiden.
Liisho übernahm mit Ayyaam die Führung, denn beide hatten diesen Weg in der Vergangenheit schon oft hinter sich gebracht. Zunächst hielt man sich entlang der Küste Richtung Nordwesten. Als sie jedoch die Mündung des Südflusses und damit die Grenze des Fürstentums erreichten, flogen sie weit auf das Meer hinaus. Am Tag reisten sie stets außer Sichtweite der Küste, und wenn zwischenzeitlich Frachtdrachen, Drachenreiter oder tajimäische Luftschiffe am Himmel auftauchten, so wichen sie ihnen in einem weiten Bogen aus.
Eine Dampfgaleere aus Feuerheim quälte sich gen Ezkor und zog eine meilenweite Rauchfahne hinter sich her, und die Segel einiger kleinerer ostmeerländischer Küstendschunken waren am Horizont zu sehen. Ihre bunten Segel wirkten wie Schmetterlingsflügel.
In der Nacht näherten sie sich im Licht der fünf Monde, deren gegenwärtiger Phasenstand sie glücklicherweise nicht ganz so hell leuchten ließ, wieder bis auf Sichtweite der Küste, um sich besser orientieren zu können.
Rajin konnte es kaum erwarten, endlich die Zitadelle von Kenda zu sehen. Immer wieder hatte er bis kurz vor dem Aufbruch vom Burghof in Sukara das magische Pergament entrollt und auf die verwaschenen Farben geblickt, in der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch einmal seiner geliebten Nya ansichtig wurde. Aber das geschah nicht. Aus Gründen, die in der Magie liegen mussten, mit der man Nya in ihren unnatürlichen Schlaf versetzt hatte, gelang es ihr offenbar nicht mehr, in ihren Träumen zu ihm zu finden.
Irgendwann des Nachts hörte Rajin in der Ferne
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