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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und Bratlor. Auf der Nordostseite der Zitadelle befand sich die gewaltige Kathedrale des Heiligen Sheloo. Die mächtigen grauen Mauern, die durch das Licht der aufgehenden Sonne von einem leuchtenden Flor umgeben waren, ragten hoch empor und wirkten wie ein Stein gewordenes Bild der Erhabenheit des Unsichtbaren Gottes.
    Reliefs zeigten Drachenreiter in kunstvoller Ausgestaltung. Manche von ihnen trugen - so wie die Kriegermönche vom Orden des Leao — das Zeichen der sich überlappenden zwei Kreise auf der Brust, das Symbol des Unsichtbaren Gottes. Aber Kolonnen von Mischwesen aus Drache und Mensch wiesen darauf hin, dass an gleicher Stelle wohl früher auch schon andere Götter verherrlicht worden waren und man das Zeichen des Unsichtbaren Gottes erst später hinzugefügt hatte.
    Rajin sammelte seine innere Kraft, um Ghuurrhaans Geist zu erreichen.
    Warte hier!
    Rajin hatte keinen Zweifel daran, dass der Drache den Befehl befolgen würde. Ein sehr leises und ziemlich dumpfes Knurren drang aus seinem geschlossenen Mail.
    Während Liisho sich von Ayyaams Rücken herabbemühte, ließ Rajin den Blick schweifen. An verschiedenen Stellen in der Zitadelle wurde offenbar nahezu lautlos, aber verbissen gekämpft.
    Der Körper eines toten Kriegermönchs fiel von der Wehrmauer, dann erklang irgendwo ein gellender Schrei - und im nächsten Moment wurde auf einem der Drachentürme ein Hornsignal geblasen!
    Rajin blickte zum Tor der Kathedrale. Nya war ganz in der Nähe. Sie waren am Ziel.
    Dennoch, dachte Rajin, es war zu leicht. Doch er verscheuchte diesen Gedanken sofort wieder, steckte den Drachenstab hinter den Gürtel und zog seine drachenische Klinge.
    „Also los, worauf warten wir?“, rief Bratlor ihm und Ganjon zu; der Sternenseher hatte den seemannischen Anderthalbhänder bereits in der Rechten. Rajin ging voran, gefolgt von Bratlor und dem Hauptmann der Schattenkrieger.
    Sie erreichten das Tor zur Kathedrale. Die beiden Flügel ließen sich leicht öffnen, und so traten sie ein.
    Rajin erstarrte für einen Moment, als er den gläsernen Kasten frei unter dem Kuppeldach der Kathedrale schweben sah. Welch finstere Magie mochte ihn dort halten?
    „Sei willkommen, Prinz Rajin, du Spross einer Linie, die heute den Kaiserthron auf ewig verlieren wird!“, rief eine dröhnende Stimme.
    Vor dem quaderförmigen, dem Unsichtbaren Gott geweihten Altar stand niemand anderes als Katagi!
     
     
    Er lachte triumphierend. „Du wirst schon erwartet, mein Prinz!“
    Rajin schritt vorwärts, das Schwert in der Hand.
    Liisho tauchte in der Pforte zur Kathedrale auf, erfasste mit einem Blick, was geschah, und rief: „Warte!“
    Doch Rajin war nicht zu halten. Er schritt dem Usurpator entgegen und blieb erst drei Schritte von ihm entfernt stehen, und Bratlor und Ganjon postierten sich hinter ihm.
    Liisho folgte zögernd und blickte sich immer wieder um, so als würde ihn die innere Kraft auf irgendetwas aufmerksam machen, das ihn beunruhigte.
    „Du bist gekommen, um deine Gefährtin und dein ungeborenes Kind aus meiner Gewalt zu befreien?“, fragte Katagi und deutete empor zu dem gläsernen Kasten. „Dort sind sie!“ Er lachte erneut.
    Der gläserne Kasten schwebte herab und setzte sanft und ohne einen Laut auf den Boden auf.
    Nya lag darin, regungslos und mit geschlossenen Augen. Ihre Haut wirkte wächsern und bleich wie bei einer Toten. Rajin versuchte mit seiner inneren Kraft ihren Geist zu berühren, aber da war nichts.
    „Was hat man mit ihr getan?“, fragte er tonlos.
    „Ihre Seele ist in einem Reich, aus dem es normalerweise keine Wiederkehr gibt, Prinz Rajin“, erklärte Katagi mit süffisantem Grinsen. „Und du - wirst ihr folgen!“
    „Nein!“, schrie Rajin. Eine unbändige Wut hatte ihn erfasst. Dass man ihm seine geliebte Nya für immer genommen haben sollte, wollte er einfach nicht akzeptieren.
    Er sah in Nyas bleiches Antlitz und fasste dann das drachenische Schwert mit zwei Händen, so wie er es früher mit dem viel schwereren seemannischen Anderthalbhänder getan hatte. Tränen des Zorns traten ihm in die Augen, und sein Gesicht verzerrte sich.
    Alle Kraft - sowohl die innere des Geistes als auch die äußere seiner Muskeln und Sehnen - legte er in seinen Hieb.
    Die Klinge fuhr widerstandslos durch Katagis Hals. Der Schwertstreich hätte dem Thronräuber den Kopf vom Körper trennen müssen, aber stattdessen lächelte er Rajin weiterhin triumphierend an.
    Ein zweiter Hieb, der ihm vertikal durch den Schädel

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