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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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von Fürst Payu empfangen, und Rajin berichtete auch ihm von dem, was er mithilfe des magischen Pergaments erfahren zu haben glaubte.
    „Nun, es wäre durchaus folgerrichtig, wenn Katagi Eure geliebte Gefährtin und Euren ungeborenen Sohn in der Zitadelle von Kenda gefangen halten würde. Die Kriegermönche aus der Bruderschaft des Leao sind ihm auf jeden Fall so fanatisch ergeben, dass er unter ihnen nicht einen Verräter zu fürchten braucht. Kenda liegt zwar nur wenige Drachenstunden vom Kaiserpalast in Drakor entfernt, und doch gleicht die Zitadelle einem abgeschlossenen Kokon. Euer Vater, der selige Kaiser Kojan, hat sich übrigens häufig dorthin zurückgezogen, wenn er sich in der Abgeschiedenheit erholen oder in Ruhe nachdenken wollte. Damals wurde die Kathedrale des Heiligen Sheloo allerdings noch von gewöhnlichen Priestern aus Ezkor bewacht, und sie war auch noch zu Fuß zu erreichen, auch wenn der Aufstieg mühsam war.“
    „Ihr ward auch schon dort?“, fragte Rajin.
    „Oh, gewiss. Des Öfteren hat mich Kaiser Kojan dorthin eingeladen, und wir haben dann die Situation im Reich erörtert.“
    „Haltet Ihr es für möglich, dort einzudringen, Nya zu befreien und gegebenenfalls sogar den Usurpator gefangen zu nehmen?“, fragte Rajin zögerlich; Liisho bedachte ihn mit einem mürrischen Seitenblick.
    „Ich würde Euch empfehlen, ihn sofort zu töten, mein Prinz“, erwiderte der Fürst. Dann nickte er. „Gewiss ist das möglich. Aber es bedarf einer guten Planung und der richtigen Männer, die zunächst einmal die Wachen ausschalten. In meinen Diensten befinden sich nicht nur einige tollkühne Drachenreiter, sondern auch ein Trupp von Ninjas, die sich auf diese besonderen Künste verstehen.“ Payu hob die Schultern. „Ein Fürst bedarf manchmal solcher Männer, um das zu tun, was die Ehre einem gewöhnlichen Drachenreiter verbietet und umso mehr natürlich einem Herrscher von edlem Geblüt. Aber manchmal müssen auch ehrlose Dinge getan werden, um die Macht der Ehrbaren zu erhalten …“
    Rajin wandte sich an Liisho, dessen Miene immer grimmiger geworden war. „Du bist immer noch gegen diesen Plan - dabei hast du mir das Versprechen gegeben, mir bei der Befreiung Nyas zu helfen, falls sich die Gelegenheit dazu ergeben sollte. Und nun ergibt sie sich!“
    „Mein Gefühl und meine Erfahrung sagen mir, dass dies nicht der richtige Weg ist“, sagte Liisho murrend.
    „Aber davon abgesehen sind all deine Einwände entkräftet“, entgegnete Rajin, der den Weisen an sein Wort binden wollte.
    „Das muss ich zugeben“, gestand Liisho unwohl ein. „Und so werde ich dir natürlich meine Unterstützung nicht versagen. Unter einer Bedingung.“
    „Und die wäre?“
    „Wir sollten uns zuvor davon überzeugen, dass sich Katagi tatsächlich in der Zitadelle aufhält. Im Palast wird man wissen, ob die kaiserliche Gondel dorthin aufgebrochen ist – und damit wissen es auch die Zuträger des Fürsten. Ein paar Tage, Rajin, dann wissen wir es. So lange, wie Flug und Rückflug einer Zweikopfkrähe vom Kaiserpalast bis Burg Sukara braucht … Diese Tage brauchen wir ohnehin, um den Plan vorzubereiten.“
    Rajin stimmte zu. „Einverstanden.“
     
     
    Der Fürst ließ über eine Zweikopfkrähe einem seiner Zuträger eine Nachricht zukommen. Nach ein paar Tagen erhielt er die Antwort. Katagi hatte mit seiner Drachengondel tatsächlich den Palast in südwestliche Richtung verlassen, und Eingeweihte wollten wissen, dass er sich seinen kaiserlichen Vorgängern gleich für eine Weile nach Kenda zurückziehen wollte. Offenbar verwunderte das so manchen im Palast, denn Katagi war bisher keineswegs durch einen besonders innigen Glauben an den Unsichtbaren Gott aufgefallen und hatte sich während seiner bisherigen, nunmehr achtzehnjährigen Herrschaft über Drachenia niemals zur Meditation und inneren Einkehr nach Kenda zurückgezogen, wie es frühere Kaiser getan hatten.
    Weitere drei Tage vergingen, ehe Fürst Payu seinen Trupp von vierundzwanzig Ninjas zusammengerufen hatte. Sie kamen aus verschiedenen Dörfern des Fürstentums Südfluss, manche sogar aus dem Grenzland zu Tajima, und so dauerte es eine Weile, bis sie alle verständigt worden waren. Der Hauptmann dieser Schattenkrieger, wie sie auch genannt wurden, hieß Ganjon. Seine Kleidung war schwarz, und ein dunkles Tuch, um den Kopf gewickelt, verhüllte sein Gesicht, wie es unter seinesgleichen üblich war. Nur die Augen der Schattenkrieger blieben frei.

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