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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Liisho ihn zum letzten Mal von einer erhöhten Stelle aus auf das Schlachtfeld blicken. Danach verschwand er endgültig, und die Dämonen des Glutreichs befiel nackte Verzweiflung. Hatte ihr Herr und Meister sie betrogen? Hatte er niemals vorgehabt, sie zurück in ihr Reich zu führen?
    Als schließlich der Meermond im Zenit stand, erlosch bei den ersten Dämonen die Glut von ganz allein. Sie vermochten sich nicht mehr in die Lüfte zu erheben und waren von da an den Angriffen der Drachen schutzlos ausgeliefert. Immer mehr von ihnen starben einfach dahin, röchelten ihr dampfendes Leben aus, und nur erkaltender Stein blieb von ihnen zurück.
    Als der Jademond seinen Zenit überschritt, war die Schlacht vorbei.
    Nun begann jenes Fünftel der Nacht, das dem Augenmond gehörte.
     
     
    Abrynos beobachtete die Schlacht schon lange nicht mehr. Es war klar, dass sie verloren war, und er brauchte dieser schmerzlichen Niederlage nicht auch noch beizuwohnen.
    Dafür besah sich jemand anderes das Kampfgeschehen mit aller Aufmerksamkeit, wenn auch völlig unbemerkt: Der Traumhenker und Todverkünder, der Trenner der Totenseelen hatte sein Domizil auf dem Augenmond verlassen und die Gestalt eines der unzähligen Rabengeier angenommen, die über die Ebene am Fuße des Pyramidenbergs zogen, um sich an den zerrissenen und verkohlten Drachenleibern gütlich zu tun.
    Seelen gab es kaum zu trennen. Nur die der gefallene Ninjas sowie jener von Katagi und den Insassen seiner Gondel. Mit Drachenseelen konnte der Traumhenker nichts anfangen, und was die zu kalten Steinen gewordenen Dämonen des Glutreichs betraf, so wollte er solche Seelengesellschaft weder bei sich auf dem Augenmond haben, noch sie irgendeinem auf dieser Welt verehrten Gott für dessen jeweilige Jenseitsgefilde zumuten, da er sonst ewigen Streit befürchten musste. So ließ er die Dämonenseelen in den Steinen, auf dass sie dort das Ende des Äons erleben sollten.
    Eine magere Ausbeute, aber der Seelen wegen war der Traumhenker nicht gekommen. Nicht in erster Linie zumindest.
    Sondern um die Einlösung eines Versprechens einzufordern …
     
     
    „Liisho!“, wisperte die Stimme, und der Weise drehte sich herum. „Keine Sorge, nur du siehst mich in meiner wahren Gestalt, alle anderen sehen nur einen aufdringlichen Rabengeier.“
    „Was willst du?“
    „Dass du tust, was ich verlange. Das hast du mir versprochen, als Preis für weiteres Leben. Und jetzt ist der Augenblick gekommen, da ich diesen Preis einfordere.“
    „Und was ist es, was du forderst?“, fragte Liisho, der sich abseits von den anderen aufhielt, um die Wunden Ayyaams zu versorgen. Es war nicht das erste Mal, dass er des Nachts zur Stunde des Augenmonds Gespräche mit dem Traumhenker führte.
    „Ich fordere ein Leben für ein anderes Leben.“ Und mit diesen Worten deutete die nur für Liisho sichtbare Gestalt des Traumhenkers mit der Doppelklinge der monströsen Henkersaxt in Rajins Richtung.
    „Warum?“, fragte Liisho mit schreckensbleichem Gesicht.
    „Ich mag interessante Schauspiele“, sagte der Traumhenker. „Es mangelt mir in dem, was ich vom Augenmond aus hier unten so beobachten kann, ein wenig an überraschenden Wendungen und einer ungewohnten Konstellation. Zudem ist der junge Prinz Rajin doch nach Yyuums Vernichtung nicht mehr unbedingt erforderlich, um das Abgleiten der Welt ins völlig Chaos zu vermeiden.“
     
     
    Rajin schickte die überlebenden Drachen zurück zu ihren jeweiligen Herren, und er war überzeugt davon, dass sie seinen Befehl widerstandslos folgen würden, denn es gab derzeit keinen mehr, der sie zu einem andere Ort gerufen hätte. Der Urdrache Yyuum war verstummt. Für immer, wie man annehmen durfte.
    Sie alle machten sich für den Aufbruch bereit, und Ganjon und Koraxxon hatten bereits auf Ghuurrhaans Rücken Platz genommen, als Rajin von seinem Mentor Liisho angesprochen wurde.
    „Rajin!“, sagte er auf eine Weise, die dem Prinzen sofort seltsam erschien. Das Gesicht Liishos wirkte eigenartig starr. Nur ein Muskel zuckte wie unter einem Krampf unterhalb des linken Auges.
    Liisho trat bis auf wenige Schritte an Rajin heran. Seine Bewegungen wirkten dabei seltsam unkoordiniert.
    „Was gibt es?“, fragte Rajin.
    In den Augen Liishos spiegelte sich das Licht des Augenmondes. Auf einmal verzerrten sich seine Züge zur Grimasse, er riss sein Schwert hervor, und die Klinge wirbelte blitzartig durch die Luft, auf Rajin zu - und …
    Im letzten Moment lenkte

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