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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Erklärungen. Das Verhängnis kommt bereits über das Meer …“
    Traumbilder von ungewöhnlicher Intensität erschienen Rajin. Sie drängten sich ihm auf, ohne dass er sich dagegen hätte wehren können. Aber daran war Rajin gewöhnt. Es war typisch für die Träume, die Liisho ihm sandte, und Rajin hatte früh gelernt, dass es sinnlos war, sie verscheuchen zu wollen.
    Ein grauer Himmel, eine schäumende See – aufgepeitscht von einem Sturmwind. Schwarze Punkte schwebten am Horizont und wurden allmählich größer. Aus der Ferne konnte man sie für einen Vogelschwarm halten. Aber die dröhnenden Schreie machten deutlich, dass es sich keineswegs um Vögel handelte.
    Es waren Drachen!
    Es mussten Hunderte sein …
    War dies ein Bild aus der Zukunft, der Vergangenheit – oder ein Blick auf das, was in diesem Moment geschah?
    Die Stimme des Weisen Liisho sprach noch einmal zu ihm. „Es ist keine Zeit für Erklärungen. Tu, was ich dir gesagt habe. Erwache, wenn ich dich die Augen aufschlagen heiße, schleiche hinaus und weihe niemanden ein – denn sonst würdest du ihn ins Verderben ziehen …“
    Rajin starrte auf die herannahenden Drachen, die bislang jedoch kaum mehr als graue Schemen am Horizont waren. Doch auf einmal ließ ihn ein dröhnender Drachenruf aus der Nähe zusammenzucken. Er wirbelte erschrocken herum und sah jenen Drachen mit der gelb-grünen Zeichnung am Körper, der entkommen war, nachdem Rajin seinen roten Kumpan getötet hatte. Nicht einen Lidschlag lang zweifelte Rajin, dass es sich um dasselbe Monstrum handelte. Nicht nur die übereinstimmende Gestalt und die sehr charakteristische Schuppenzeichnung sprachen dafür – auch eine Berührung des Geistes, die allerdings sehr kurz war.
    Erneut entrang sich dem geöffneten Maul ein dröhnender Laut, dessen tiefe Untertöne Rajins Bauchdecke vibrieren ließen. Ein noch kräftigerer und tieferer Drachenschrei musste einem die Gedärme zerreißen, dachte Rajin schaudernd.
    Der Drache schwang sich mit peitschendem Flügelschlag in die Luft, beschrieb einen weiten Bogen und jagte in Richtung der Drachen-Armada am Horizont davon.
    Dann wurde es dunkel vor Rajins Augen …
    Kein Traumgesicht suchte ihn noch heim, bis der grüne Jademond sein Zenit erreicht hatte, und er schlief wie ein Stein.
    7. Kapitel
    In Fjendurs Reich
     
     
    Als der Jademond im Zenit stand, sprach die Stimme Liishos erneut zu Rajin und weckte ihn.
    Er rollte sich aus seiner Decke, erhob sich von seinem Schlafplatz und zog sich einen warmen Mantel mit Kapuze an, der außen aus Seemammuthaut bestand und mit dem Fell einer Riesenschneeratte gefüttert war. Während des Sommers trug Rajin dieses Kleidungsstück nur selten. Aber im Landesinneren Winterlands gab es keinen Sommer, und Liishos Worten zufolge würde ihn sein Weg ins ewig vergletscherte Reich des kalten Fjendur führen.
    Es gab auch keine andere Möglichkeit zur Flucht. Denn wenn die Drachen, die er im Traum gesehen hatte, tatsächlich seinetwegen kamen, hätten sie leichtes Spiel, würde er sich mit einem kleinen Boot auf das Meer hinauswagen, um etwa die Küste der Provinz Sturmland auf dem Festland des Seereichs zu erreichen. Abgesehen davon wäre er an der dichter besiedelten Küste des Festlandes auf Grund seines Äußeren schnell aufgefallen, was seinen Feinden unter Umständen helfen konnte, seine Spur zu verfolgen.
    Nein, er hatte wohl keine andere Wahl, als Liisho zu vertrauen. Trotzdem ärgerte es ihn, dass ihn der Weise nicht mehr ins Vertrauen gezogen hatte. Achtzehn Sommer lang hatte Rajin in Winterborg gelebt. Achtzehn Sommer und Winter hatte er diese Träume und Visionen gehabt. Eigentlich genug Zeit, ihn über alles aufzuklären und die Geheimnisse seiner Herkunft zu enthüllen.
    Rajin gürtete sich das Schwert auf den Rücken und steckte sich noch einen Dolch aus dem Zahn eines Seemammutjungen und eine Handaxt, deren Stiel etwa die Länge eines Unterarms hatte, in den breiten Gürtel, in dessen Schnalle das Zeichen Njordirs eingraviert war. Ein Zeichen, das ihm bisher Glück gebracht hatte, wie er dachte.
    Nachdem er in die weichen Fellstiefel geschlüpft war, schlich er aus dem Langhaus. Er bewegte sich vollkommen lautlos, sodass niemand aus dem Gefolge Wulfgar Wulfgarssohns geweckt wurde. Das Oberhaupt der Sippe selbst schlief zusammen mit seiner Hauptfrau, die bei seiner Abwesenheit auch als Herrin des Hauses fungierte, in einem hölzernen Alkoven, während alle anderen zu seinem Haushalt gehörenden

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