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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nicht mehr am Leben, wenn es anders wäre.“
    Rajin streckte sein Schwert weg und ging ein paar Schritte zur Seite, um anderen Männern Platz zu machen, die ebenfalls ihre Waffe reinigen wollten. Bratlor folgte ihm. „Dein Schwert hat geglüht“, erinnerte sich der Sternenseher. „Deine Klinge ist Fjendur geweiht und mit seinem Zauber belegt …“
    „Wie die Klingen aller Männer hier, Bratlor!“
    „Vielleicht ist es Fjendur, der dir diese Kraft schickt!“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Du könntest das Orakel befragen.“
    Rajin fühlte sich unwohl. Auch andere mussten das glühende Schwert gesehen habe. Jedenfalls spürte er mindestens ein Dutzend Blicke auf sich gerichtet. Blicke, die eine Mischung aus Scheu, Verwunderung und Furcht ausdrückten.
    Ein rauer, heiserer Ruf drang an Rajins Ohren.
    „Wo ist mein Sohn Goranxor?“, rief der Wilde Aeriggr, fast außer sich vor Wut und Schmerz. Er hatte Goranxor bisher nicht unter den Überlebenden finden können, und daher schwante ihm Übles.
    Glednir Freistirn trat auf ihn zu. „Goranxor starb im tapferen Kampf“, berichtete er. „Ich war dabei, nur wenige Schritte von ihm entfernt, und habe gesehen, was geschah …“
    Der Wilde Aeriggr erstarrte. Sein Gesicht verzog sich und wurde von tiefen Falten durchzogen. Ein Ausdruck heftigster Qual stand in seinen Zügen.
    „Wo geschah dies?“, fragte er fast tonlos. „Führ mich hin!“
    Glednir Freistirn nickte und tat, was Aeriggr von ihm verlangte. Er führte ihn zu jener Stelle, wo die entsetzlich zugerichteten sterblichen Überreste von Goranxor Aeriggrssohn am Strand lagen. Aeriggr hatte in dem schrecklich deformierten, zerflossenen und dann erstarrten Gesicht nicht die Züge seines Sohnes wiedererkannt.
    „Ich habe versucht, ihn zu retten“, sagte Glednir. „Doch als ich seinem Mörder die Klinge in den Rücken stieß, war es bereits zu spät. Der Prozess der Verflüssigung kam zwar zum Erliegen, als der Wassermensch starb, aber …“
    Aeriggrs stieß einen wilden Schrei aus. „Nein!“, rief er. „Nicht Goranxor! Verflucht seien die Götter, die dieses üble Geschick zuließen! Mögen Njordir und Fjendur mir zürnen, aber ich spucke auf sie, ich verfluche sie!“ Er zog die kurze Handaxt aus seinem Gürtel und schleuderte sie mit einem barbarischen Schrei hinaus ins Meer. „Verflucht ihr alle!“ rief er. „Möge der Schneemond in dein nasses Reich stürzen, elender Njordir, der du die Wassermenschen in deinem Element duldest! Möge dieses verfluchte Fünfte Äon und die Geschichte der Welt damit beendet sein! Möge das Meer verdampfen, sodass keiner dieser Keulen schwingenden, seemammutblutgierigen Mörder noch in der Tiefe ein Versteck findet!“
    „Du versündigst dich, Aeriggr!“, rief Wulfgar Wulfgarssohn dazwischen. „Verfluche Whytnyr, wie wir alle es tun – denn das ist ungefährlich, weil der Verrätergott sein Exil auf dem Schneemond nicht verlassen kann! Aber bei Njordir und Fjendur solltest du vorsichtig sein!“
    Aber Wulfgar Wulfgarssohn war der Letzte, von dem sich der Wilde Aeriggr solche Ratschläge geben lassen wollte. Wutentbrannt fuhr er zu Wulfgar herum. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen, und er hielt Wulfgar die geballte Rechte entgegen und fauchte: „Gerade du musst mir sagen, was den Göttern gefällt! Für den Zorn des trauernden Vaters werden sie Verständnis haben, aber was ist mit dir, der du schon seit achtzehn Sommern einen Bastard großziehst, den Njordir ausspuckte?“ Hustend und rau lachte Aeriggr auf. „Er wird wissen, warum er den Jungen nicht selbst haben wollte!“
    „Lass Bjonn aus dem Spiel!“, entgegnete Wulfgar düster. „Was deinen Schmerz über den Tod Goranxors anbelangt, hast du mein Mitgefühl, aber für deine grundlosen Anschuldigungen fehlt mir jedes Verständnis!“
    „Grundlos?“, rief Aeriggr.
    Inzwischen waren die Stimmen der anderen Männer verstummt. Alle Blicke waren auf Aeriggr gerichtet, der mit weiten Schritten auf Rajin zustampfte.
    Glednir Freistirn wollte ihn zurückhalten, aber Aeriggr stieß ihn einfach zur Seite. Dann blieb er breitbeinig vor Rajin stehen. Der Daumen seiner Rechten klemmte hinter dem breiten Gürtel, mit der Linken deutete er auf Rajin. „Ist das nicht seltsam? Nicht einmal Njordir wollte dich in seinem Reich haben und spülte dich an diese Küste, Bjonn Dunkelhaar!“
    „Der Schmerz nährt einen blinden Hass in dir, Aeriggr“, sagte Rajin so ruhig, wie es ihm in dieser Lage möglich

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