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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vorausgesagt“, erklärte Branagorn. „Ich war vor zwei Jahrhunderten in ihrer erhabenen Schule, da ich dachte, dass mir die dortige Bibliothek vielleicht dabei helfen könnte, das Geheimnis der kosmischen Tore zu enträtseln.“
    „Und?“, fragte Rajin. „Ich nehme nicht an, dass Ihr diesem Rätsel um einen entscheidenden Schritt näher gekommen seid.“
    „Leider trifft Eure Vermutung zu“, bestätigte Branagorn. „Allerdings fand ich in einigen Schriften die Kunst des Zahlenzaubers derart exakt dargelegt, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Nicht einmal in meiner eigenen Welt, wie ich ungern zugebe.“
    „Solch lobende Worte aus Eurem Munde?“, mischte sich Erich von Belden ein. „Bislang dachte ich, dass in dieser Zwischenhölle nichts den Maßstäben Eurer eigenen Höllenwelt zu entsprechen vermag.“
    „Euer Spott ist mir nicht entgangen“, erwiderte Branagorn. „Und in der Tat ist das Volk, dem ich entstamme, in so ziemlich allen Künsten den hiesigen Völkern um ein Vielfaches überlegen. Doch ich habe mir eine großzügige Einstellung anzugewöhnen versucht und mich mit allzu harten Urteilen immer zurückgehalten, fast bis zur Grenze der Wahrheitswidrigkeit. So kann ich es nun mal nicht ändern, dass das, was in dieser Welt als Musik bezeichnet wird, kaum anders als gemeiner Krach genannt werden kann, dem jeder Sinn für Harmonie abgeht und der gewiss nur ungesund für die Ohren sein kann.“
    „Oh“, meinte Erich von Belden. „Gegen Euch ist das jüngste Gericht wahrscheinlich eher wie ein Kollegium zur Verwaltung einer königlichen Amnestie.“
    „Was ich gesagt habe, empfinde ich eher als zu milde formuliert – aber in den langen Zeitaltern im Licht der fünf Monde kommen einem vielleicht auch die Maßstäbe abhanden. Die Zahlenkundigen in der Schule der Sternenseher von Seeborg – das gebe ich zu - nötigten mir jedoch Respekt ab. Sie vermochten den Lauf der Monde mit einer Genauigkeit vorauszuberechnen, die ihresgleichen sucht – und was jetzt geschieht, ist nichts anderes als das, was diese zwar weisen, aber unglücklicherweise sehr kurzlebigen Männer errechneten. Die Bahn des Schneemonds gerät ins Schlingern. Er wird immer engere Bahne um diese Welt ziehen und dabei schon vor seinem eigentlichen Einschlag durch seine Anziehungskraft Stürme von gewaltigen Ausmaßen hervorrufen. Schneisen der Verwüstung werden sich über die Welt ziehen, und draußen auf dem Ozean wird er gewaltige Wassermaßen emporreißen, die in ungeheuer hohen Wellen gegen die Küsten branden. Überschwemmungen in einem Ausmaß, das sich niemand von euresgleichen bisher auch nur annähernd vorzustellen vermochte, werden sich ereignen, und schon bevor das Fünfte Äon schließlich zu Ende geht, werden Unzählige ihr Leben verloren haben.“
    „Jetzt verstehe ich, weshalb Ihr so intensiv nach einer Möglichkeit sucht, diese Welt zu verlassen“, meinte Rajin.
    „Ihr habt recht.“ Branagorn nickte. „Hast ist für meinesgleichen eigentlich keine typische Eigenschaft – aber in den letzten zwei Jahrhunderten habe ich mir notgedrungen eine Eile bei meinen Forschungen angewöhnen müssen, die erfahrungsgemäß weder dem klaren Gedanken noch dem Sichern von Erkenntnis dienlich sein kann. Vielleicht blieb mir deshalb der entscheidende Erfolg bislang versagt.“
    „Diese Zahlenkünstler an der Sternenseher-Schule von Seeborg, hatten sie auch schon einen festen Zeitpunkt errechnet, wann dieses Unglück eintreten wird?“
    „Ich weiß nicht, ob man es wirklich als Unglück bezeichnen kann, wenn eine Welt, die doch nichts anderes als eine Vorhölle sein kann, zu existieren aufhört“, äußerte sich Erich von Belden.
    „Den sehr persönlichen Aspekt, dass damit auch Eure eigene Existenz beendet wäre, lasst Ihr bei dieser Überlegung offenbar außen vor“, erwiderte Branagorn.
    Erich von Belden hob die Augenbrauen. „Meinen gegenwärtigen Zustand betrachte ich nicht als eine Form der Existenz. Und eine verfluchte Seele wie ich kann es kaum bedauern, wenn es für die Verdammten einen Aufenthaltsort weniger gibt.“
    „Ihr habt mir meine Frage noch nicht beantwortet“, wandte sich Rajin an Branagorn. „Steht der Zeitpunkt des Weltenendes bereits in den Zahlen der Sternenseher?“
    „Nein“, erklärte der Bleiche Einsiedler mit fester Stimme.
    „Dann ist die Zahlenkunst der Seemannen doch nicht so weit fortgeschritten“, sagte Rajin mit einem Schulterzucken. „Ein Sternenseher namens Bratlor war

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