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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einst ein enger Freund von mir. Er hat die Schule in Seeborg besucht, aber nie etwas von einer derartigen Prophezeiung erzählt.“
    „Vielleicht war er nur rücksichtsvoll und wollte keine Hoffnungslosigkeit verbreiten“, mutmaßte Koraxxon.
    „Seemannen pflegen der Wahrheit ins Auge zu sehen“, erwiderte Ganjon.
    Branagorn schwieg eine Weile und machte ganz den Eindruck, als würde er darüber nachgrübeln, wie man die komplizierten Erkenntnisse, die er gewonnen hatte, ein paar in seinen Augen nur recht schlicht gestrickten Geistern am Besten nahebringen konnte, ohne sie zu überfordern.
    „Eine genaue Berechnung des Zeitpunkts der Katastrophe scheiterte nicht an den Zahlenkünsten der Sternenseher, sondern an der Tatsache, dass sie einfach unmöglich ist“, erklärte er schließlich. „Den Priestern des Unsichtbaren Gottes mag die Welt sehr wohlgeordnet erscheinen, aber dort draußen in der Schwärze des Kosmos regiert das Chaos, und die Bewegung des Schneemonds folgt seinem Ruf. Fest steht, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis das Ende dieser Welt gekommen ist, aber wollte man den genauen Zeitpunkt errechnen, müsste man immer wieder von Neuem beginnen, je nachdem, wo sich der Schneemond gerade befindet. Und auch dann ließe sich für seinen weiteren Weg wohl nur Wahrscheinlichkeiten kalkulieren.“
    „So gibt es also doch noch Hoffnung?“, fragte Ganjon.
    „Nein. Alle möglichen Alternativen, die von den Sternensehern je errechnet wurden, enden in der Katastrophe. Und dabei spielt es kaum eine Rolle, wo genau der Mond schließlich niedergehen wird. Es könnte allerdings sein, dass er mit den Sturmschneisen, die er zuvor schlägt, bereits so viel Schaden anrichtet, dass ohnehin kaum jemand das Ende noch erlebt."
    „Umso wichtiger wäre es, das Rätsel der kosmischen Tore zu lösen", meinte Rajin. „Vielleicht ... wäre es die Rettung, würde man früh genug einen Exodus beginnen."
    „In eine womöglich völlig unbekannte Welt?", fragte Koraxxon.
    „Nach den Schilderungen des Bleichen Einsiedlers könnte uns dort kaum Schlimmeres widerfahren als hier“, wandte der Ninja-Hauptmann ein. „Und wer weiß, vielleicht sind unser aller Vorfahren einst aus einem ganz ähnlichen Grund durch die kosmischen Tore gegangen, um auf diese Welt hier zu gelangen. Dann wäre dies gar nicht die erste Flucht dieser Art – weder für die Menschen noch für die Magier oder sogar für die Drachen, die ja zu Beginn des Ersten Äons wohl auf dieselbe Weise hier eintrafen.“
    „Ihr solltet an die Möglichkeit eines Exodus nicht einmal denken, o Kaiser“, mahnte Branagorn. „Allein Euer eigenes Volk ist so zahlreich, dass so eine Massenflucht – vorausgesetzt, man wüsste genau über die Funktionsweise der Tore Bescheid – viel zu lange dauern würde.“
    „Ihr seid schon ein rechter Teufel!“, erregte sich Erich von Belden. „Offenbar wollt Ihr nur Euch selbst retten, während es Euch vollkommen gleichgültig ist, was mit dem Rest dieser Welt geschieht!“
    „Ich hoffe, meine Geliebte Cherenwen wiederzufinden“, sagte Branagorn mit geradezu feierlichem Ernst und auf eine Weise, als sei dies eine hinreichende Erklärung für seine bisweilen erschreckend kalt erscheinende Einstellung.
    „Von Edelmut zeugt Eure Ansicht dennoch nicht“, behauptete Erich abschätzig. „Und mögt Ihr auch der Ansicht sein, dass wir beide ein Schicksal teilen und ich Euch zu Dank verpflichtet bin, weil Ihr mich aus einem jämmerlichen Zustand errettet habt, so teilen wir ganz gewiss nicht unsere Ansichten!“
    „Das ist nur natürlich“, meinte Branagorn. „Schließlich liegen Jahrtausende der in verschiedenen Welten erworbenen Erfahrung zwischen uns, und diese trennen uns mehr, als uns das gemeinsame Schicksal verbindet.“
    Rajin schwieg und beteiligte sich nicht weiter an der Auseinandersetzung. Ein Schwall von Gedanken schwirrte ihm im Kopf herum. Die jüngste Annäherung des Schneemonds hatte deutlich werden lassen, dass das Ende des Fünften Äons nicht nur eine düstere Prophezeiung war, die irgendwann in einer mehr oder minder fernen Zukunft das Schicksal von Menschen, Magiern und Drachen besiegelte, sondern dass dies ein Ereignis der allernächsten Zeit sein würde. Die Zeichen waren da – aber es wollte sie niemand sehen, ging es ihm durch den Sinn.
    „Dich selbst solltest du da mit einschließen“, meldete sich wieder die Gedankenstimme seiner Metallhand. „Ich bin in dieser Hinsicht entschuldigt,

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