DRACHENERDE - Die Trilogie
immer deutlicher bemerkbar. Immer größer wurden die Schneisen, die ihr Feuer in den Flottenverband fraß. Brennende Wracks trieben vor den noch einsatzfähigen Langschiffen her und blockierten nicht selten deren Kurs. Hier und dort griffen die Flammen sogar von Segel zu Segel über.
Schiffbrüchige mussten an Bord geholt werden. Auf der Seemammutflosse von Orik Wulfgarssohn befanden sich schon nach kurzer Zeit etwa ein Drittel mehr Männer, als eigentlich als Besatzung vorgesehen waren.
Die viele Menschenleichen und Drachenkadaver im Meer waren für die Schwärme von Raubfischen ein wahres Festmahl. Neben den treibenden Drachenkadavern schien das Wasser zu schäumen und färbte sich rot. Die Räuber der Meere verbissen sich in die gewaltigen Körper und lösten die Hornschuppen mit scharfer Säure ab, die aus kleinen Öffnungen in ihren Zähnen spritzten.
Auch viele der Schiffsbrüchigen vielen den nur in den Gewässern der Mittleren See anzutreffenden Säurezahnfischen und anderer Meeresräuber zum Opfer und wurden bei lebendigem Leib zerrissen. Andere schwammen um ihr Leben, ehe sie vielleicht das Glück hatten, von einem der noch nicht brennenden Langschiffe an Bord genommen zu werden.
Gleich mehrere angreifende Drachen stürzten sich auf Bronr Eishaarssohns Flaggschiff. Zusätzlich zuckten Armbrustbolzen und Pfeile aus der Gondel eines größeren Drachen und töteten Dutzende von Seemannen auf dem Schwimmenden Rennvogel. Auch Bronr selbst und der Steuermann wurden getroffen, woraufhin das Flaggschiff führerlos dahintrieb. Die Segel hatten Feuer gefangen.
Ein in der Nähe befindliches Langschiff mit starrem Bug-Springald schoss einen Harpunenpfeil ab, und das balkengroße Geschoss traf den Gondeldrachen etwa eine halbe Mannslänge unterhalb des Halsansatzes. Genau an dieser Stelle befand sich bei den meisten Drachenarten eine drei bis vier Schritte große Lücke in der unter den Schuppen liegenden vorderen Knochenplatte, und durch die bohrte sich die Harpune bis weit über die Hälfte ihrer Länge in den Körper des riesenhaften Ungetüms. Nicht nur bei den Seemannen nannte man so einen Treffer einen Drachenschuss, sondern auch bei den Dracheniern; der Begriff stammte aus der Zeit, als die Drachen noch nicht Diener der Menschen, sondern des Magiervolks gewesen waren.
Der Gondeldrache war sofort tot, seine Augen wie gefroren. Sein letzter Hauch brachte kein Feuer hervor, sondern nur eine Wolke aus beißendem, nach Schwefel riechendem Qualm, vermischt mit einem feinen Sprühregen aus Drachenblut, das auch aus der Wunde strömte.
Der Drache stürzte allerdings nicht sogleich ins Meer, sondern glitt mit seinen immer noch ausgebreiteten Flügel ein paar Schiffslängen weiter. Ein Chor von Schreien erklang, als die Gondel mit den Schützen ins Wasser krachte, direkt in einen Schwarm von Säurezahnfischen. Sie reckten ihre Mäuler gierig aus dem Wasser, sprangen sogar ein Stück empor und schienen von dem Drachenblutduft ganz berauscht zu sein.
Während sich die Gondel rasch mit Wasser füllte und die Insassen größtenteils mit in die Tiefe riss, krachte der Drachen selbst auf das Flaggschiff, das daraufhin in der Mitte auseinanderbrach.
Kallfaer Eisenhammer stand am Springald der Seemammutflosse und sah, wie der Schwimmende Rennvogel, das Flaggschiff der Flotte der Tausend versank. Die Drachenarmada gewann immer mehr die Oberhand. Mit grimmiger Entschlossenheit half Kallfaer mit, einen neuen Harpunenpfeil in den schwenkbaren Springald einzulegen.
Das Geschoss bohrte sich wenig später in den Rachen eines Kriegsdrachen und drang dabei so tief ein, dass es beim Genick des Monstrums wieder herausbrach. Der Drache würgte. Da die mit Quellsee-Riesenspinnengift bestrichene Spitze wieder ausgetreten war, blieb die Wirkung gering. Der Gigant spuckte Blut und Feuer, während Kallfaer die noch gespannte Armbrust eines Gefallenen an sich nahm, in dessen Leib gleich drei drachenische Pfeile steckten.
Kallfaer zielte nur kurz und schoss. Der Bolzen durchschlug die Stirn des Drachenreiters, die schiere Wucht des Treffers katapultierte ihn aus dem Sattel, während der Drache im Sinkflug an der Seemammutflosse vorbeizog.
Das tödlich verwundete Geschöpf ließ einen wütenden würgenden Laut vernehmen, Schwefelrauch drang ihm sowohl aus Maul und Nüstern als auch aus der blutenden Wunde am Hals. Das Monstrum hatte keine Möglichkeit, sich von dem Geschoss zu befreien. Mit wilden, unkontrollierten
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