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DRACHENERDE - Die Trilogie

DRACHENERDE - Die Trilogie

Titel: DRACHENERDE - Die Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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mit diesen strategisch wichtigen Posten das Seereich dazu zu zwingen, das Luftfahrtsverbot für seine Häfen aufzuheben. Aber die Luftschiffflotte war kläglich gescheitert; ein Unwetter hatte sie auseinander getrieben und teilweise zerstört. Die Zeichen, die in diesen Breiten die tückischen Wetterwechsel verrieten, waren den Tajimäern wenig bekannt gewesen, was ihnen zum Verhängnis geworden war.
    In Vogelborg fühlte man sich sicher. Zwar wurde immer wieder mal erwogen, die Verteidigungsanlagen zu verbessern, modernere Katapulte zu kaufen oder vielleicht sogar einen Feuerheimer Geschützmeister und einen Feuerheimer Pulvermacher zu bestechen, auf dass sie ihre Geheimnise mit auf die Insel brachten, doch den für ihren Geiz verschrienen Kaufleuten Vogelborgs war das alles stets zu teuer gewesen. Zudem hatten die Vogelmenschen immer noch die Möglichkeit, sich ins Binnenland der Insel zurückzuziehen, wohin ihnen kaum jemand zu folgen vermochte, zumal es unzählige Spalten und Höhlen gab, in die kein Drache und kein Luftschiff vorzudringen vermochte.
    „Worauf warten wir eigentlich hier bei diesem Inselhafen, dessen Tavernen wir uns nur aus der Ferne ansehen dürfen?“, knurrte Kallfaer Eisenhammer, nachdem die Flotte bereits den dritten Tag bei Vogelborg vor Anker lag, ohne dass sich irgendetwas Entscheidendes tat. Selbst die Zahl der Schaulustigen, die an den Kais standen und die Flotte der Tausend Schiffe bestaunten, war von Tag zu Tag kleiner geworden.
    Vogelmensch-Kuriere brachten Vorräte auf die Schiffe, und von ihnen erfuhren Orik und seine Männer, dass man die Rückkehr von Kundschaftern erwartete. „Euer Hoch-Steuermann will vorher nicht weitersegeln“, erklärte einer der geflügelten Kuriere. Seine Kleidung bestand aus einem feinen Gewebe, dem berühmten Vogelborger Tuch. In Wahrheit wurde es in der Stadt Vogelborg nur verkauft, gefertigt wurde es in den Höhlen des Binnenlandes, wo einige Vogelmenschen-Clans das Geheimnis der Fertigung tunlichst für sich behielten. Trotzdem waren sie durch den schwunghaften Handel mit dem Tuch nicht halb so reich geworden wie die kleine Gruppe seemanischer Kapitäne aus Vogelborg, die ein Handelsmonopol auf dieses Tuch besaßen.
    „Ich verstehe das nicht“, knurrte Kallfaer. „Wieso auf Vogelmensch-Kundschafter warten, die auch nicht mehr zu sehen vermögen als unsereins? Wie ein Drache aussieht, weiß ich auch. Und bei der großen Zahl von Schiffen spielt es kaum eine Rolle, was der Gegner tut und welche Taktik er sich ausgedacht haben mag; wenn wir die Küstenstädte des Neulandes auf breiter Front angreifen, wird uns der Drachenherrscher kaum abwehren können, denn er hat nicht genügend Kriegsdrachen zur Verfügung.“
    „Zumal die Drachenier ja noch an anderen Fronten Krieg führen müssen“, ergänzte Bartulf Klippenbremser, der dieselbe Ansicht zu vertreten schien.
    Orik hielt sich mit seiner Meinung zurück. Wahrscheinlich wusste niemand von ihnen wirklich genug, um die Lage beurteilen zu können.
    „Ich kann euch leider nichts anderes berichten“, sagte der Vogelmensch. Sein Gesicht wirkte sehr ebenmäßig, die Haut wies einen leichten Blaustich auf und erinnerte Orik an eine Wasserleiche; aber bei den Vogelmenschen war diese Färbung offenbar normal. Die Kopfbewegungen waren sehr ruckartig und die Augen so eisgrau wie bei Rabengeiern. „Unsere Kundschafter sind zuverlässig“, setzte er hinzu, doch sein Gesicht blieb dabei eine fast regungslose Maske; selbst der Mund bewegte sich kaum, während er sprach.
    „Müssten sie nicht längst zurückgekehrt sein?“, fragte Orik.
    „Wir können uns tagelang in der Luft halten und uns von den Winden treiben lassen“, erwiderte der Vogelmensch. „Und aus große Höhe verwechseln uns die Flügellosen sehr leicht mit harmlose Vögeln. Wir aber haben Augen, die mindestens so gut sind wie die von Rabengeiern.“
    „Ich gebe offen zu, nicht viel über euer Volk zu wissen“, bestand Orik.
    Daraufhin verzog der Vogelmensch doch die Miene und entblößte dabei sein Gebiss. Die langen raubtierhaften Eckzähne ließen sein eigentlich recht fein geschnittenes Gesicht plötzlich bestialisch wirken. „Wir sind nicht viele, und wir leben nur auf dieser einen Insel. Da ist es nicht verwunderlich, dass nicht viel über uns bekannt ist. Aber das macht nichts.“
    „Wieso eigentlich?“, fragte Orik. „Wieso habt ihr euch nie anderswo verbreitet, sondern seid auf diesem furchtbaren Stück Fels geblieben, den

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