DRACHENERDE - Die Trilogie
Flügelschlägen, die jedoch immer mehr erlahmten, versuchte sich der Drache in der Luft zu halten.
Während er an der Seemammutflosse vorbeizog, trafen ihn Dutzende von Pfeilen und Bolzen, die seinen Rücken spickten wie ein gepökeltes Stück Seemammutfilet. Das Monstrum schlug mit dem Schwanz in die Wandung des Schiffs, die Stacheln ließen das Holz splittern und verhakten sich. Spanten wurden herausgerissen, Nägel sprangen aus dem Holz, und Wasser drang ein.
Orik, der das Ruder seines Schiffs in der Schlacht die ganze Zeit selbst gehalten hatte, wurde mitsamt der Pinne nach Backbord geschleudert. Er krallte sich verzweifelt fest, während das Wasser ins Schiff spülte. Der verwundete Drache stürzte einige Schiffslängen entfernt ins Meer, wo sich sofort die Säurezahnfische über ihn hermachten und damit begannen, ihn noch lebend zu zerlegen.
Die Seemammutflosse drehte sich auf die Seite. Niemand konnte sich noch halten, sowohl Kallfaer als auch Orik wurde ins Wasser geschleudert. Innerhalb weniger Augenblicke versank das Schiff. Nur ein paar Planken, Ruder und schlecht befestigte Fässer und Kisten trieben noch auf der Wasseroberfläche. Schreie gellten. Viele Seemannen konnten gar nicht oder nur schlecht schwimmen.
Kallfaer Eisenhammer löste seinen Waffengurt, damit der ihn nicht nach unten zog, und rettete sich zu einem treibenden Fass. Orik war verglichen mit anderen auf Winterland geborenen Seemannen ein recht guter Schwimmer. Er hielt sich über Wasser, als plötzlich der umherschlagende Schwanz des Drachen, der die Seemammutflosse zum Kentern gebracht hatte, direkt neben ihm ins Wasser klatschte. Hätte er Orik getroffen, wäre dieser wie eine Fliege erschlagen worden.
Fontänenartig spritzte das Blut aus dem Hals des Ungetüms und inzwischen auch aus einer Vielzahl anderer Wunden, die die Raubfische ihm beigebracht hatten. Manche der Säurezahnfische sprangen fast eine Mannshöhe an dem Körper des im Todeskampf befindlichen Giganten empor, um irgendwo eine Stelle zu finden, wo sie sich festbeißen konnten, um von Artgenossen ungestört fressen zu können. Dass sie dabei ihr nasses Element für eine Weile verlassen mussten, schien ihnen nichts auszumachen.
Der Drache schlug wild mit den Flügeln, und immer wieder peitschte sein Schwanz ins Meer, mehrmals ganz in Oriks Nähe, um den einen oder anderen im Wasser treibenden Seemannen, der zur Besatzung der Seemammutflosse gehört hatten, zu erschlagen.
Die Schlacht entwickelte sich mehr und mehr zu einer regelrechten Katastrophe für das Reich der Seemannen. Seit dem Ende von Bronr Eishaarssohn war die Flotte ohne jede taktische Führung. Hunderte von brennenden Schiffen trieben durch die See und bildeten eine Gefahr für diejenigen, die sich noch behaupten konnten. Das Wasser war zwar rot von Drachenblut, aber die Verluste der Kriegsdrachenarmada fielen aufgrund ihrer Übermacht kaum ins Gewicht.
Immer mehr Schiffe gerieten in Brand. Es war kaum noch möglich, Schiffbrüchige zu retten, und aus den Schützengondeln regnete es Pfeile und Bolzen auf die Seemannen hinab.
Bis zum Abend zog sich das Sterben hin. Einige Langschiffe hatten versucht zu flüchten, aber für die Kriegsdrachen war es ein Leichtes, die meisten von ihnen einzuholen und erneut zu stellen, da sie auf den Wind keine Rücksicht zu nehmen brauchten.
Als der Blutmond aufgegangen war, hatten die Drachen einen nahezu vollständigen Sieg errungen. Von der Flotte der Tausend Schiffe war kaum etwas geblieben. Wenigen versprengten Einheiten war die Flucht doch noch geglückt, zumindest vorerst; die Besatzungen hofften darauf, dass die Drachen die Verfolgung bei Nacht scheuten, zumal es nicht sehr effektiv gewesen wäre, nach einzelnen oder kleinen Gruppen versprengter Seemannenschiffe zu suchen.
Wind kam auf, dann verfinsterte ein Unwetter das Licht der Monde, und die Drachen zogen sich zurück. Regen setzte ein, und der heulende Sturm übertönte die Schreie jener, die bisher überlebt hatten, um ein Opfer der Raubfische zu werden.
4. Kapitel
Im Reich der Vogelmenschen
Orik hielt sich an einer treibenden Planke fest, während der Sturm ihn forttrieb. Regen klatschte vom Himmel, und Orik hatte das Gefühl, noch nie so viel Wasser geschluckt zu haben. Der Salzgeschmack brannte in seiner Kehle und mengte sich dort mit dem von Drachenblut und Algen. Eine Mischung, die einem den Magen umdrehen konnte.
Die Nacht war ungewöhnlich finster, denn weder von den
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