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Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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„Sieh mal, Schatz“, sagte sie und drehte ein Buch in ihren Händen. „Opas Drachenbuch. Aus dem hatte er dir immer gerne vorgelesen. Erinnerst du dich noch?“ Sie hielt es ihm hin. „Ich denke, Mama und Opa hätten nichts dagegen, wenn du es bekommst.“
    Jonas nahm das Buch mit etwas Zögern entgegen. Natürlich erinnerte er sich daran. Stets, wenn sie die Großeltern besucht hatten, hatte ihm sein Urgroßvater daraus vorgelesen. Deswegen war er gerne zu seinem Drachen-Opa – wie er sich nun, als er das Buch in Händen hielt, wieder daran erinnerte – gekommen. Die Erinnerungen flammten auf, als wäre es erst gestern passiert. Er sah sich selbst auf dem Schoß seines Urgroßvaters sitzen und an ihm schnuppern, während dieser ihm amüsiert kichernd aus dem Buch vorlas. Als kleiner Junge, hatte Jonas den unverkennbaren Duft alter Leute und Kernseife genossen.
    Unwillkürlich hielt er sich das Buch an die Nase, atmete den abgestandenen, staubigen Geruch ein und fühlte sich unweigerlich in seine Kindheit versetzt. Für seinen Urgroßvater hatte dieses Buch sehr viel bedeutet. Es war alt, leicht abgegriffen, besaß einen dicken, dunkelbraunen Ledereinband und war so kostbar, dass er es niemals gewagt hatte, es in die klebrigen Hände eines quirligen Vierjährigen zu legen. Jetzt waren Jonas' Hände sauber und alt genug, um zu wissen, wie man mit einer solchen Kostbarkeit umzugehen hatte.
    Natürlich erinnerte er sich an die Geschichten. Er hatte sie geliebt.
    In den in wabernden Nebel umhüllten Erinnerungen seines eigenen vierjährigen Alter-Egos versunken, schlug er das Buch auf und entdeckt als Erstes einen grünen Drachen, mit auffallend rotem Federkamm um den Hals und weit geöffneten Schwingen.
    Sein Herz setzte aus. Sein Atem stockte.
    Im selben Moment, wie ihm der grüne Drache entgegen prangte, wusste er plötzlich wieder, warum ihm der Name der anderen Welt so bekannt vorgekommen war.
    Wie hatte er sie nur vergessen können …?
    Wie hatte er Häälröm nur vergessen können?
    Palmagö, den Prächtigen, Fionära, die Silberne. Die Legende von Hasmagäir, und all die anderen fantastischen Geschichten von Drachen und kühnen Rittern …
    Wie konnte er all diese Geschichten nur vergessen haben?
    Und vor allem, nachdem was er inzwischen erlebt hatte. Nachdem ihn Fäiram nahezu mit der Nase – oder vielmehr gesagt, direkt mit Arsch und Schwanz mitten hinein getunkt hatte.
    Wie konnte er sie nur vergessen, und sich nicht mehr an sie erinnern?
    Und woher zum Teufel hatte sein Urgroßvater dieses Buch?
    Jonas schlug das Buch zu und öffnete den Buchdeckel. Eine Widmung stand dort in feinen geschwungenen Buchstaben geschrieben. „Für meine Liebe Reinhard.“ Unterschrieben mit „Sadmäirus“.
    Jonas keuchte. Sein Herz schlug so schnell und heftig gegen seine Brust, als wollte es herausspringen. Er schnaufte und schnappte nach Luft, wie nach einer Stunde joggen. Seine Finger wurden kalt und nass. Er zitterte am ganzen Leib.
    War sein Urgroßvater etwa auch …?
    War dieses Buch ebenso ein Geschenk gewesen, das sein Urgroßvater von dessen Geliebten aus Häälröm erhalten hatte? Wie das, was Jonas von Fäiram erhalten hatte, den silbernen Stirnreif mit dem Onyx, wie er inzwischen herausgefunden hatte , ein Präsent für ein sinnliches und unvergessliches Wochenende.  
    Hatte Fäiram nicht davon erzählt, dass es zwischen bestimmten Familien aus Häälröm und der der Menschenwelt Seelenverwandtschaft gab? Dass es daher in früher Zeit in seiner Familie einen Drachenritter gegeben haben musste?
    Er musste sich setzen – einfach irgendwo hin – auf eine Umzugskiste, auch auf die Gefahr hin, dass das dort eingepackte Geschirr unter seinem Gewicht zerbrach.
    „Wenn es dir unangenehm ist, Schatz …?“, riss ihn die Stimme seiner Mutter brutal und jäh aus seinen Gedanken und er sah blinzelnd hoch.
    „Geht es dir gut?“, fragte sie besorgt und beugte sich näher.
    Im selben Moment schob seine Tante Brigitte den Kopf um den Türrahmen. „Ach, da seid ihr.“ Sie stutzte kurz. „Alles in Ordnung? Ah, Opas Drachenbuch“, rief sie, als sie entdeckte, was Jonas in den Händen hielt.
    Seine Mutter räusperte sich. „Ist es in Ordnung, wenn ich es Jonas gebe? Er liebte es, wenn Opa ihm daraus vorlas.“
    Brigitte nickte leicht, drehte sich um und ging. In ihren Augen glitzerten Tränen. Beide wussten jedoch, dass es nicht war, weil ihre Schwester sich erdreistet hatte, dieses wertvolle Buch ihrem Sohn zu

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