Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung

Titel: Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
Vom Netzwerk:
                              
     
     
    Das laute Heulen einer Sirene riss Jonas aus seinem Schlaf. Mit einem Schreckenslaut fuhr er hoch. Er blinzelte irritiert, als er anstatt des weichen, schwarzen, großen Bettes frisches, kaltes Gras unter sich spürte und sprang wie von der Tarantel gestochen auf die Beine.
    Hektisch sah er sich um. Er fand sich auf dem Bolzplatz wieder, umringt von hohen Bäumen. Hinter den Wipfeln der Kastanien kündigte sich bereits der nahe Morgen an. Jonas sah hoch, konnte jedoch keinen davonfliegenden Drachen erkennen. Er suchte den ganzen Himmel ab, jedoch vergeblich.
    Verdammt!
    Das war so nicht geplant. Er wollte noch länger bei Fäiram bleiben, vielleicht sogar für immer. Er hatte sich an diesem Wochenende voll und ganz in den Kerl verknallt.
    Wütend über sich selbst, dass er so dumm gewesen war, Fäiram von seinem Job zu erzählen, zu welchem er am Montagmorgen in alter Frische antreten musste, trat er hart gegen einen Baum. Er war bereit gewesen, alles über einen Haufen zu werfen, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen, nur um bei dem Drachenreiter bleiben zu können.
    „Fäiram!“, brüllte er in den Morgenhimmel. Lediglich ein paar Vögel, die in dem Blätterwerk der Bäume noch ihre verbliebene Nachtruhe genießen wollten, flogen unter lautem, protestierendem Kreischen davon. Etwas weiter entfernt antworteten ihm ein paar Hunde und abermals das durchdringende Geheul der Sirene eines Notarztwagens, der knapp an der Grünfläche vorbei raste.
    Verwirrt schüttelte er den Kopf. War das nur ein Traum gewesen? Hatte er sich das nur eingebildet? Waren ihm diese Visionen nun endlich zu viel geworden und er war hier auf dem Bolzplatz ohnmächtig geworden?
    Er sah an sich herunter. Er trug die schwarze Jeans und das Hemd, das er Freitag im Büro getragen hatte. In seiner Hosentasche befanden sich sein Handy und seine Wohnungsschlüssel.
    Hatte er das alles nur geträumt?
    Die Visionen? Die Drachenfeder? Fäiram?
    Nein. Er hatte es nicht geträumt. Sein eigener Körper lieferte ihm die Antwort. Sein Hintern summte noch immer von dem Erlebnis und in seinem Unterleib herrschte glückselige Erschöpfung. Sogar sein Mojo schlummerte zufrieden und voll auf seine Kosten gekommen wie ein Baby in seiner Hose, mit einem irren Grinsen im Gesicht, gefangen im Taumel feucht-heißer Erinnerungen.
    Er schnaufte heftig und fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch das Haar. Dabei bemerkte er erst jetzt, dass irgendetwas auf seiner Stirn saß. Er nahm es ab und erkannte es als den silbernen Reif mit dem schwarzen Stein, der stets Fäirams Stirn geziert hatte.
    Augenblicklich machte sein Herz einen Sprung und ihm stockte der Atem. Fassungslos ließ er sich auf den Boden sinken, hielt Fäirams Stirnreif verkrampft in seinen Fingern fest, als befürchtete er, dass es ihm irgendjemand abnehmen könnte.
    „Fäiram!“, jammerte er und spürte, wie Tränen in seine Augen schossen. „Fäiram!“
    Wider Erwarten kam er nicht, um ihn zu holen.
    Er hatte ihn zurückgebracht.
    Zurück in seine eigene Welt – die Welt der Menschen.
    Wie lange es dauerte, bis er wieder zu sich gefunden hatte, wusste er nicht. Irgendwann kam jemand in den kleinen Park, ein Fußgänger, der seinen Hund ausführte, und Jonas verzog sich, mit seinem Schatz in den Händen, das einzige, das ihm von seinem unglaublichen Wochenende übrig geblieben war.
    In seiner Wohnung fiel er, wie er war ins Bett, und heulte wie ein Schlosshund. Er erkannte sich selbst nicht mehr. Noch vor wenigen Wochen war er ein echter Kerl gewesen, der – hin und wieder – Frauen aufriss, mit Kumpels was trinken ging, und sich über die rosaroten Schwulen lustig machte, jetzt …
    Ja, was war er jetzt …?
    Auch ein rosaroter Schwuler …?
    Nein!
    Er war weder schwul noch hetero. Der Gedanke, sich mit einem anderen Mann als Fäiram oder überhaupt mit einem anderen Menschen einzulassen, versetzte ihn in eine gewisse Unruhe. Er wollte mit niemandem anderen zusammen sein. In seiner Vorstellung wollte sich kein anderes Bild einstellen. Er wollte nur diesen unglaublichen Mann aus der anderen Welt. Daher entschied er für sich, dass er weder hetero noch schwul, sondern Fäiram war.
     
    Gegen sieben Uhr morgens klingelte ihn seine Mutter aus dem Bett. Er war tatsächlich für ein paar Minuten weggekippt. Sein Verstand kehrte unter der wütenden Schimpfkanonade seiner Mutter jäh zurück, weil sie ihn das ganze Wochenende

Weitere Kostenlose Bücher