Drachenfedern I - Schicksalhafte Begegnung
in letzter Zeit häuften und er hasste es, den jungen Frauen begegnen zu müssen, um ihnen auf äußerst dezente und nachsichtige Weise klar zu machen, dass sie nicht in die engere Wahl kamen. Er hatte seine Wahl bereits getroffen. Vor einiger Zeit mit Tuniäir, der es jedoch vorgezogen hatte, sich den Intrigen und dem Gemurre des Königs und dessen Gefolges durch Flucht zu entziehen. Und nun Jonas.
Er wollte keine Frau an seiner Seite. Er wollte Jonas.
Auch auf die Gefahr hin, dass sein Familienzweig mit seinem Tod endete. Selbst darauf, dass die Tradition der Federdrachen, die seit vielen Jahrhunderten oder auch Jahrtausenden über Häälröm herrschte, ausstarb. Wie auch darauf, dass endlich die Familie seines Cousins Shagäiros oder der Langdrache selbst die Herrschaft übernehmen konnte – worauf dieser bereits seit vielen Jahren hinarbeitete. Es war ihm gleichgültig.
Er wollte Jonas, und er sehnte sich nach ihm.
Mehrmals hatte er überlegt, törichter weise in die Menschenwelt – Erde – hinüber zu wechseln und ihn aufzusuchen. Da er ihn versetzt hatte, musste Jonas wütend auf ihn sein. Er war sich jedoch sicher, dass er genügend betörende Vorschläge parat hatte, um ihn wieder milde zu stimmen.
Bei diesem Gedanken machte sich eine gewisse Hitze in seinem Unterleib breit.
Er grinste süffisant und musste an die Stunden denken, die sie voller Lust und Leidenschaft in seinem Bett verbracht hatten; wie Jonas nach anfänglichem Zögern voll und ganz auf jedes Spiel eingegangen war; wie er sich unter seinen Fingern gewunden hatte; wie er ihn voller Lust zum Stöhnen und sogar zum Schreien gebracht hatte; wie er im Rausch seiner Erregung um mehr gebettelt hatte.
Er hätte ihm liebend gerne mehr gegeben, Jonas war in ihrer letzten Nacht jedoch unter ihm eingeschlafen, erschöpft vom Liebesspiel, entkräftet vom heftigen Ausbruch seiner letzten Erregung und es war ihm nicht mehr gelungen, ihn noch rechtzeitig wach zu bekommen. Daher hatte er ihn sorgfältig angekleidet und in seine Welt zurückgebracht.
Denn auch Jonas besaß ein eigenes Leben, mit seinen Konventionen, Pflichten und Auflagen, die er zu erfüllen hatte. Dies hatte er erkannt, als ihm dieser nicht ohne Stolz und Begeisterung von seiner Anstellung berichtete. Es war seine Pflicht gewesen, den Menschen rechtzeitig in seine Welt zurückkehren zu lassen. Das Letzte, das er wollte, war, dass Jonas durch ihn in Schwierigkeiten geriet. Schließlich hatte er ihn ungefragt nach Häälröm entführt.
Fäiram drehte sich um und ließ seinen Blick über sein Bett schweifen. Wie anregend und süß er dort geschlummert hatte. Ein höchst zufriedenes Lächeln war um seine Lippen getanzt. Er hatte es geküsst und im Schlaf war seine Zunge hervorgetreten, um den Lippen zu begegnen. Ein leiser Seufzer war ihm entglitten, als er sich gänzlich von ihm gelöst und wohlig noch ein wenig seinen Leib an ihm gerieben hatte. Und ganz leise hatte er gestöhnt, offenbar im Traum ein weiteres lustvolles Spiel durchlebt. Gerne hätte er den Traum wahr gemacht. Gerne hätte er sich auch noch von Jonas nötigen lassen, wenn dieser von den drei Tagen und Nächten nicht bereits so erschöpft gewesen wäre, sodass er ihn nicht mehr wach bekommen hatte und sofort wieder eingeschlafen war.
Traurig senkte Fäiram den Blick und legte sehnsüchtig seine Hand auf seinen Schritt. Dort hatte ihn Jonas mehrfach geküsst, seine Lippen über seine Männlichkeit gleiten lassen und in sich aufgenommen, was er ihm zu bieten gehabt hatte. Fäiram schloss die Augen und rief sich diese Bilder und Erinnerungen in sein Gedächtnis zurück. Zwanzig Tage war es schon her. Zwanzig, lange, quälende Tage ohne Jonas, ohne das heiße Keuchen an seinem Hals und ohne die pochende Erregung an seiner eigenen.
Zwanzig Tage. Er zählte jeden Einzelnen davon.
Und jeder weitere Tag, der verstrich, war zu viel.
Er sehnte sich nach ihm.
Ein dezentes Klopfen an der Türe zu seinem Gemach riss ihn jäh und unbarmherzig aus seinem prickelnden Tagtraum. Er musste blinzeln, um die Bilder zu vertreiben und seinen Verstand wieder in eine andere Richtung zu lenken. Er stand noch immer mit dem Festtagsmantel in der Hand vor seinem Bett und starrte auf die schwarzen Laken.
„Mein Prinz“, rief die Stimme eines Bediensteten. „Ihr werdet erwartet.“
Fäiram öffnete den Mund, um zu antworten. Ihm fiel jedoch gerade noch rechtzeitig ein, dass ihn der Diener nicht hätte hören können. Nichts drang nach
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