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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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großer Flügelspannweite – wenn auch nicht Shen Li – vor der östlichen Küste gesichtet worden, bei einer Gelegenheit sogar in weniger als dreißig Meilen Entfernung. Kurz darauf hatten die Schlangen begonnen, sich gelegentlich blicken zu lassen. Offenbar waren sie auf einen neuen Hafen abgerichtet worden, der nahe genug lag, sodass sie bei ihren Routen auch gelegentliche Abstecher nach Sydney unternehmen konnten. Beim Ein- und Auslaufen der Schiffe hatte es keinerlei Zwischenfälle mit den Seeschlangen gegeben, also waren sie offenbar nicht darauf angesetzt worden, sie zu attackieren. Auch schienen sie gut genährt zu sein, sodass jeder natürliche Trieb, der zu einem Angriff hätte führen können, unterdrückt wurde. Allerdings war das trotzdem kein Trost für diejenigen, die gesehen hatten, wie mühelos sie entsetzliche Verwüstungen anrichten konnten.
    »Sie müssen sofort ausgerottet werden«, erklärte Kapitän Willoughby in harschem Tonfall. Ungelenk hielt er den Stumpf seines hölzernen Beines vor sich ausgestreckt. Sein Gesicht war noch immer grau und von Schmerzen gezeichnet, doch trotz seiner erlittenen Verletzungen hatte er darauf bestanden, sie zu begleiten. »Wir
müssen ihnen zu ihrem Hafen folgen und sie und ihre Herren dort über die Klinge springen lassen.«
    »Sir«, sagte Laurence, »wir wurden bereits einmal zurückgeschlagen, als wir ohne entsprechende Vorbereitung versuchten, einen derart geschützten Hafen einzunehmen. Übrigens lag damals – Kapitän Willoughby möge mir verzeihen – ebenso wenig eine ausreichende Provokation vor, wenn man die Konsequenzen bedenkt. Sicherlich kann es nicht gerechtfertigt sein, uns möglicherweise auf einen Krieg mit China einzulassen, vor allem jetzt, da wir von seiner Möglichkeit wissen, unsere gesamte Schifffahrt anzugreifen. Sogar ohne einen lenkenden Geist dahinter sind die Schlangen eine ständige Bedrohung für die Seefahrt: Sie benötigen weder günstige Winde noch Strömungen, um zu manövrieren, und können vollkommen unerwartet von unten angreifen.«
    »Ja«, sagte Bligh und sprühte vor Kampfgeist, »und da draußen vor unserem Hafen befindet sich genau in diesem Augenblick ein Dutzend von ihnen. Wenn uns die Chinesen Respekt vor ihrer Macht beibringen wollten, dann ist ihnen das gelungen. Falls sie uns jedoch Angst einflößen wollten, dann waren sie erfolglos, Sir, und das wird auch stets so bleiben.«
    »Hört, hört«, bemerkte Willoughby und warf Laurence einen finsteren Blick zu, denn der presste angesichts dieser aberwitzigen Leidenschaft seine Lippen zusammen. Zwar konnte er Willoughby seine Kampfbereitschaft kaum zum Vorwurf machen, denn immerhin hatte der Kapitän bereits ein Auge und ein Bein an die Schlangen verloren, doch offenbar hatte dies seine Vernunft getrübt.
    »Die Gentlemen von der Marine mögen mir vergeben«, sagte MacArthur, »aber ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob es nicht eine bessere Lösung gibt, denn schließlich könnten diese Burschen monatlich zwanzig Tonnen chinesische Handelswaren an unsere Küsten liefern.«
    Bligh setzte zu einer Antwort an und war so puterrot angelaufen,
dass er aussah, als stünde er kurz vor einem Herzinfarkt, doch Macquarie hob die Hand. »Bitte beruhigen Sie sich«, sagte er. Er war ein Mann der leisen Töne, mit einem von Furchen durchzogenen und doch warmen Gesichtsausdruck und tief liegenden, dunklen Augen. Von Verhandlungen wollte jedoch auch er nichts wissen. »Laut Kommandeur Willoughbys letztem Bericht«, er nickte dem Kapitän zu, »sind unsere gegenwärtigen Befehle eindeutig. Wir haben keinerlei ausländische Einmischung auf diesem Kontinent zu dulden. Wenn unsere Bemühungen, sie von diesem nördlichen Hafen zu vertreiben, gescheitert sind, dann ist das nur ein Grund mehr, sie nun zurückzuschlagen, bevor sie einen weiteren, näher gelegenen Hafen einrichten können.«
    Für ihn war die Auslöschung der Schlangen beschlossene Sache. So blieb ihnen nur noch übrig, einen Plan auszuarbeiten, wie dies zu bewerkstelligen sei. »Der sicherste Weg, die Kreaturen loszuwerden, sind aus der Luft abgeworfene Bomben«, sagte Rankin. »Wenn sie auf eine Fütterung mit Fischbrühe abgerichtet wurden, können wir sie leicht in ihren Untergang locken.«
    Sein Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen, obwohl die Schwierigkeiten auf der Hand lagen, Wesen, die zu den Tiefen des Ozeans hinabtauchen konnten und allein wegen ihrer Größe schon schwierig zu töten sein

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