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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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gesellen.« Temeraire stellte empört seine Halskrause auf.
    »Ich denke, das sind Mineralien im Boden, die für die Farbe sorgen«, sagte Dorset, der mit dem Ende eines Stocks in der Erde herumstocherte und eindringlich den noch intensiver leuchtenden Boden darunter musterte.
    »Auf jeden Fall müssen wir wieder umkehren«, sagte Tharkay und legte eine Hand schattenspendend über seine Augen. »Wir müssen über eine Abzweigung ihres Pfades hinweggeflogen sein.«
    »Ich glaube ebenfalls nicht, dass sie so weit in die Landschaft vorstoßen würden«, stimmte Granby zu und rieb sich gedankenverloren über die Arme, während er sich noch immer ungläubig umschaute.
Temeraire sah, dass es ihm viele andere Männer nachtaten, woraufhin auch er noch einmal den Blick schweifen ließ. Es war wirklich seltsam, sich inmitten einer so sonderbar roten Umgebung wiederzufinden. Granby fuhr fort: »Es ist ein gottverlassenes Land. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier irgendjemand ein gutes Leben führen kann. Sollen wir zu dem Wasserloch zurückkehren, das wir gestern Abend gesehen haben? Und wir sollten besser dafür sorgen, dass alle Männer ihren Rum bekommen, ehe sie uns noch Ärger machen.«
    Aber als sie weitere drei Meilen geflogen waren – noch immer in den endlosen Kehren in beide Richtungen, während sie die Augen auf den Boden geheftet hatten, sodass die winzige Entfernung bald zwei Stunden gedauert hatte –, beugte sich Tharkay plötzlich auf Iskierkas Rücken vor, und Temeraire flog ihr hinterher, als sie landete. In drei Sätzen sprang Tharkay von ihrem Rücken hinab und hockte sich vor einen kleinen Haufen aufgeschütteten roten Sandes, in dessen Mitte eine Senke in der gewölbten Form einer Eierschale zu erkennen war. Daneben, klar und leuchtend im Sonnenlicht, sah man den Abdruck einer Hand in hellem Ocker, die kürzlich auf einen hervorstehenden Felsen aus dunkelrotem Gestein gepresst worden war.
     
    Eine Stunde später verließ Iskierka sie und flog zurück in Richtung Sydney, allerdings erst nach langem Zank und Diskussionen: Ebenso wenig wie Granby hatte sie die anderen nicht zurücklassen wollen, aber es war nicht zu ändern. Ein Schmugglerpfad, der in irgendeinem befestigten Hafen ein definitives Ende finden musste, war eine Sache. Doch die Eingeborenen konnten in ihrem eigenen Land überall hinziehen, auch im Kreis, wenn es ihnen gefiel.
    »Gut, vielleicht sind das gar nicht die Schmuggler. Doch was wollen die Eingeborenen denn mit einem Drachen?«, hatte Granby gefragt. »Ich sage ja nicht, dass sie irgendeinen Grund haben, uns zu
mögen. Aber ehe wir in dieses Land gekommen sind, können sie noch nicht einmal einen Drachen gesehen haben. Und würdest du mir erzählen wollen, dass ein Blick auf Temeraire oder Iskierka oder sogar Caesar einen Mann dazu bewegen könnte, selbst ein solches Tier für sich auszubrüten, dann würde ich sagen, dass du verrückt geworden bist.«
    Zuerst hatte die neue Entdeckung sie alle etwas ratlos gemacht, doch dann hatten sie neben dem Handabdruck im dunkelroten Sand die Umrisse eines nackten Fußes entdeckt, und Tharkay war auch auf die Überreste einer Mahlzeit gestoßen: leere Samenhülsen, die geröstet worden waren, und Stiele von Beeren, die an einem Busch in der Nähe wuchsen. Ganz sicher waren hier Eingeborene am Werk gewesen, keine Schmuggler, denn diese hätten niemals etwas gegessen, mit dem sie sich auch hätten vergiften können.
    Tharkay hatte mit den Achseln gezuckt. »Ich kann nicht behaupten, dass ich ihre Motive verstehe«, sagte er, »aber die Spuren, die sie hinterlassen haben, sind doch eindeutig, und ich fürchte, dass hier die Antworten auf viele Fragen liegen. Ich hatte mich schon gewundert, dass die Schmuggler so weit ins Land vorstießen, ohne in Richtung Küste abgebogen zu sein, und dass sie sich so außergewöhnlich gut mit dem Weg auskennen, was bei Franzosen sehr unwahrscheinlich wäre, selbst wenn sie diesen Kontinent schon vor einem Jahrhundert kolonialisiert hätten.«
    »Sie haben das Ei gestohlen, weil es für uns wertvoll war«, hatte Rankin ungeduldig abgewinkt. »Wir hatten es wie einen großen Schatz eingewickelt, das reicht doch wohl. Wahrscheinlich haben sie nicht einmal begriffen, dass daraus ein Drache schlüpfen wird, und sie haben es für eine besondere Art von Diamanten gehalten.«
    Laurence hatte die Sache nicht so einfach abtun können. Er hätte früher genauso wenig geglaubt, dass Eingeborene einer europäischen

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