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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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oberster Wichtigkeit, darüber bestand kein Zweifel, und eben als sich Temeraire anschickte, mit Laurence zu sprechen, kam Iskierka zu ihnen. Granby rief: »Laurence, es tut mir verflucht leid, aber dieser Bursche will
nicht gefunden werden, wenn er nicht gerade irgendwo herumliegt, weil er sich den Hals gebrochen hat. Und Iskierka will einfach nicht mehr länger nach ihm suchen.«
    »Also gut«, sagte Laurence nach einem kurzen Moment. »Dann lasst uns weiterfliegen.«
    »Laurence, es macht dir doch nicht zu viel aus, hoffe ich?«, fragte Temeraire, als er und Iskierka wieder in ihrem Muster zu fliegen begannen, das sie sich am Morgen überlegt hatten. Iskierka flog ein Stück über Temeraire, und die beiden kreuzten beständig die Fluglinie des anderen, sodass sie zwar die ganze Zeit über in entgegengesetzte Richtungen schauten, jedoch beide die gleiche Fläche am Boden absuchten, nur um sicherzugehen, dass sie nichts übersahen.
    »Nein, aber ich finde es sehr seltsam. Ich habe schon oft genug Männer desertieren sehen, doch nur wenn es für sie unmittelbar etwas zu gewinnen gab und ein Hafen in der Nähe war. Meistens waren Frauen schuld. Und was Telly angeht, hätte ich bereitwilliger geglaubt, dass er freiwillig verschwunden ist, wenn er eine Flasche Rum anstelle des Wasserkanisters hätte mitgehen lassen. Ich denke, Granby hat recht; der arme Teufel hat einen falschen Schritt gemacht und ist in irgendeine Spalte gefallen, wo er vermutlich verdursten wird, wenn ihn nicht zuerst diese wilden Hunde holen, die wir in der Nacht gehört haben. Dies ist kein wohlmeinendes Land, und ich lasse gar nicht gerne einen Mann hier zurück.«
     
    Sie fanden die Schmuggler weder an diesem Nachmittag noch an diesem Abend. Sie flogen immer weiter, obwohl die Dämmerung schon in Nacht überging und das Land aller Farbe beraubte. Die Kehren, die Iskierka und Temeraire flogen, wurden immer enger, während sie in alle Richtungen starrten, um auch das winzigste Glimmen eines Lagerfeuers zu entdecken. Doch da war nichts.
    Der Bodenbewuchs wurde immer spärlicher, je stärker das Zwielicht
wurde; sogar die Büsche wurden weniger und kauerten sich tiefer auf den Boden, sodass sie aus der Luft wie kleine, dunkle Brocken aussahen. Die einzigen Bäume, die noch zu sehen waren, wirkten wie etwas Schwarzes, Stockähnliches vor dem verblassenden Himmel, ganz wie die Bürsten, die Mr. Fellowes benutzte, um die Geschirrschnallen oder die Karabinerhaken zu schrubben: lange, dünne Stämme wie bei jungen Schösslingen und ein kleiner Bausch aus dürren Ästen mit winzigen Blättern daran. Die Sterne leuchteten hell und klar über ihnen als funkelnde Lichtflecken, und der perlgraue Nebel der Milchstraße beschrieb hoch droben einen weiten Bogen.
    Schließlich mussten die Drachen wieder aufgeben, und als sie sich für die Nacht fertig machten, war die Stimmung sehr gedrückt. »Ich habe Hunger«, bemerkte Iskierka verärgert. Die Jagd war nicht besonders ergiebig gewesen.
    Doch Temeraire fühlte sich nicht ganz so miserabel wie am Tag zuvor. »Schließlich hätten wir sie schon zweimal beinahe erwischt«, sagte er. »Wenigstens haben wir gesehen, wo sie sich aufgehalten haben, und es ist doch klar, dass wir morgen noch näher an sie herankommen werden. Und wir wissen endlich«, ergänzte er, »dass es dem Ei gut geht. Das allein ist all die Anstrengung wert.«
    »Nur wenn du mit gut meinst, dass es noch nicht in seine Einzelteile zerbrochen ist«, sagte Iskierka mit vernichtender Stimme, ehe sie sich zusammenrollte, um zu schlafen.
     
    Es gab auch hier kein Trinkwasser. Das letzte Glitzern von Wasser, das sie während des Fluges tagsüber zu sehen bekommen hatten, lag in gut acht Meilen Entfernung hinter ihnen, und etwa drei Meilen seitlich von ihrem Pfad. Die Flieger teilten Wasserrationen in Bechern aus, sowohl untereinander als auch an die Verurteilten, denen zudem eine geringere Menge Rum eingeschenkt wurde, der zuerst getrunken wurde, ehe man den Zwieback verteilte.
    Während die Männer aßen, bemerkte O’Dea zu Temeraires Bestürzung recht laut: »Jetzt werden wir sie wohl nie mehr finden, wo wir doch Jack Telly zurückgelassen haben, sodass er verhungern und sterben muss oder den Hunden in diesem seltsamen Land als Futter dient. Das ist nicht richtig so, und ich habe das Gefühl, dass uns sein Geist verfolgt, während sein Körper noch dort liegt und verrottet. Wir werden den Schmugglerpfad nicht ausräuchern, wenn ein Fluch auf uns

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