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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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liegt. Kameraden: Jack will Gesellschaft in seinem einsamen Grab. Wir werden weitersuchen und Ausschau nach den Dieben halten, aber wir werden auf keine andere lebendige Seele stoßen, auch wenn wir weitersuchen, bis wir alle grau und wie gebeugte alte Witwen sind.«
    »Laurence«, sagte Temeraire zutiefst beunruhigt, nachdem er dies gehört hatte, »Laurence, du glaubst doch nicht, dass das stimmen könnte? Als wir weggeflogen sind, habe ich an so etwas nicht gedacht. Ich hätte nie vorgeschlagen, dass wie so eilig aufbrechen sollen, wenn ich gewusst hätte, dass Telly uns mit einem Fluch belegen würde, der uns davon abhält, die Eier zu finden.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Laurence, »und ich bin überrascht, sehr überrascht, mein Lieber, dass du so bedauernswert abergläubisch geworden bist.« Aber diese Antwort war nur mäßig tröstend. Im Stillen war Temeraire gezwungen, sich einzugestehen, dass Laurence unvernünftig unzugänglich war, wenn es um das Thema Aberglauben ging, auch wenn es dann wenig Sinn ergab, dass er genauso eisern an den Heiligen Geist glaubte. Temeraire konnte nicht verstehen, wie man einige Geister verleugnen konnte, während man die Existenz anderer bejahte.
    »Nun ja, ich glaube auch nicht, dass da etwas dran ist«, sagte Roland, als Temeraire sie leise befragte, nachdem Laurence fortgegangen war, um die Route des nächsten Tages mit Tharkay und Granby zu besprechen.
    »Ich schon«, mischte sich Demane ein, der seine Messer gerade
einer Prüfung unterzog. »Ich würde euch auch heimsuchen, wenn man mich zurückgelassen hätte.«
    »Vielleicht würde er das gerne«, sagte Roland, »aber wenn uns ein Bursche heimsuchen könnte, dann hätte er vorher wohl in der Lage sein sollen, uns zu helfen, damit wir ihn finden.«
    »Das hat gar nichts zu bedeuten. Geister sind nicht das Gleiche wie Körper«, tat Demane die Bemerkung verächtlich ab, und Roland schien nicht zu wissen, was sie darauf noch antworten sollte.
     
    »Es ist doch nicht so, als wenn wir sofort weitergeflogen wären oder ihn mit Absicht zurückgelassen hätten«, sagte Roland, aber davon wollten die Männer nichts wissen.
    »Jack war unbequem, nicht wahr?«, fragte Bob Maynard. Seine Zunge war schwer vom Rum und nicht so leise, dass man ihn hätte überhören können. Dann warf er einen bedeutungsschweren Blick zu Rankin, der neben Caesar stand und sich mit ihm unterhielt. »Einigen in den höheren Reihen gefiel es gar nicht, dass er die Dinge beim Namen nannte, wo wir uns doch eigentlich in die hinterste Ecke hätten scheren sollen. Einige hier waren schnell dabei, uns zum Weiterflug anzutreiben, und haben keine Träne wegen des alten Jacks vergossen.«
    Maynard pflegte die anderen Männer dazu zu bringen, ihren Rum im Spiel an ihn zu verlieren, und obwohl er beinahe doppelt so kräftig wie die anderen armen, dünnen Verurteilten war, bewältigte er kaum die Hälfte der Arbeit, die alle anderen schafften. Doch er war immer sofort bereit, mit seinem schönen, tiefen Bariton ein Lied anzustimmen oder eine Geschichte zum Besten zu geben. Es sah ihm gar nicht ähnlich, sich zu beklagen, und so wog der Vorwurf aus seinem Munde viel schwerer, als es bei anderen der Fall gewesen wäre. Temeraire konnte einen Anflug von Schuldgefühlen nicht unterdrücken. Er selbst hatte geglaubt – aber nur einen Augenblick lang, und er hatte den Gedanken nicht laut ausgesprochen, wie er
sich selbst entschuldigte –, dass es nicht so schlimm sei, Jack Telly los zu sein, der ohnehin stets nur gejammert hatte.
    »Aber es ist doch trotzdem keine Absicht gewesen. Niemand hat ihn gebeten, wegzugehen und in ein Loch zu springen«, sagte Temeraire, »und wir haben eine ganze Zeit lang nach ihm gesucht.« Doch letztlich konnte er sich nicht einreden, dass Jack Telly diese Argumente hätte gelten lassen und dass es schließlich seine Entscheidung wäre, ob er sie heimsuchen wollte oder nicht. Temeraire fand das nicht sonderlich tröstlich. Er konnte sich nur hinlegen und sich fest um das letzte, übrig gebliebene Ei schlingen, um sicher zu sein, dass kein böser Geist Zugang dazu bekommen könnte.

8
    Temeraire schien es, als habe Jack Telly sie tatsächlich verflucht, denn alles Glück hatte sie verlassen. Sie suchten und suchten, aber es hatte immer den Anschein, als kämen sie ein wenig zu spät oder seien ein Stückchen zu weit geflogen. In der Zwischenzeit zog sich der Pfad unter ihnen im Schneckentempo dahin, lockte sie aber immer wieder mit

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