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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Fliegens lieb war, aber das Gebiet, das sie passierten, war recht klein: Zwar gab es hier größere Kängurus, mit rötlichem Fell, aber sie konnten sich überraschend schnell fortbewegen, und ihr Hüpfen machte es schwer, sie zu fangen, wenn man gleichzeitig immer aufpassen musste, das Ei nicht zu sehr durchzurütteln. Im Laufe des gesamten Nachmittags hatte er erst zwei dieser Tiere gefangen.
    »Temeraire, da drüben hoppeln noch viel mehr von ihnen davon«, sagte Roland, als der Abend hereinbrach, und auch wenn es nicht die richtige Richtung war, geriet Temeraire doch in Versuchung. Aber als er sie ein Stück verfolgt hatte, wurde deutlich, dass sie von einem nahe gelegenen Bach wegsprangen, und alle waren sehr durstig.
    »Wenn du keinen allzu großen Hunger hast«, sagte Laurence, »dann sollten wir besser anhalten. Es wird schon dunkel, und wir finden vielleicht nicht mehr so leicht zurück.«
    »Ja, möglicherweise«, sagte Temeraire und landete sehr vorsichtig, als wolle er keinerlei Spuren auf dem Boden verwischen. »Tharkay, vielleicht waren die Eingeborenen auch hier. Es ist die erste Wasserquelle, die wir seit dem Vormittag entdeckt haben.«
    »Ich kann dir lediglich mitteilen, dass hier in letzter Zeit jede Menge Kängurus waren«, sagte Tharkay trocken, was keine wirkliche Neuigkeit war. Temeraire versuchte, nicht den Mut zu verlieren, doch nachdem man ein tieferes Loch gegraben hatte, damit sich das Wasser darin sammelte, und nachdem er getrunken hatte, hob er den Blick und sah sich niedergeschlagen in der weithin offenen Landschaft um. Niedrige, rote Dünen erhoben und senkten sich in allen Richtungen ab, es gab einige Felsvorsprünge, und es gab kleine Ansammlungen von Büschen und Bäumen entlang des Baches, der in der Ferne verschwand. An einigen Stellen war sein Bett beinahe ausgetrocknet. Nichts unterschied eine Richtung von der anderen.
    Temeraire seufzte und schloss die Augen, um sich eine Weile auszuruhen, während die Männer ein eigenes kleines, qualmendes Feuer entzündeten und ein wenig Pökelfleisch brieten, um es mit ihrem Zwieback zu essen. Dann legten auch sie sich schlafen. Es wurde angenehm kühl, als die Nacht sich senkte, und Temeraire döste vor sich hin. Er hielt nur die Ohren gespitzt, damit er es hörte, falls die Kängurus zurückkämen. Denn er war sich sicher, dass die Springbewegungen ein Geräusch machen mussten. Ein plötzlicher, hoher Aufschrei riss ihn aus dem Halbschlaf, und mit weit aufgerissenen Augen sah er sich um.
    Die Morgendämmerung war noch nicht angebrochen, doch der Himmel wurde bereits blasser. Die Männer rings um ihn herum saßen alle aufrecht da; sie waren verschwommene, graue Schatten auf dem Boden, die sich nicht bewegten.
    Der Schrei war so abrupt verstummt, wie er begonnen hatte. Laurence stand auf, und während es langsam heller wurde, lief er zwischen den Männern auf und ab, um sich zu vergewissern, dass alle vollzählig waren. Doch da war eine leere Kuhle im Boden, neben der zwei Schuhe standen; offenbar hatte hier jemand geschlafen.
    »Das sind sie «, sagte O’Dea. »Sie warten draußen in der Dunkelheit auf uns und holen uns in der Nacht – einen nach dem anderen. Das Ei ist nur der Köder, um uns tiefer ins Landesinnere zu locken, damit sie uns alle töten können. Sonst wären wir bereit gewesen, ihnen zu folgen …«
    »Da ist Hexenwerk im Spiel«, murmelte ein anderer Mann gut hörbar.
    Die Männer wollten sofort und unverzüglich aufbrechen. Dieses Mal schlug niemand vor, man solle nach Jonas Green doch noch länger suchen, so wie kürzlich nach dem unglücklichen Jack Telly. »Der Boden am Bach ist ein wenig aufgewühlt«, sagte Tharkay leise zu Laurence, während das hastige Packen begann und die Männer ängstlich ihre Wasserkanister frisch füllten. »Aber nichts lässt darauf schließen, dass hier ein erwachsener, gesunder Mann weggezerrt wurde, lebendig oder tot. Sie können ja nicht hinter sich den Boden glattgefegt haben.«
    »Das ist ein seltsames Land«, sagte Laurence, leise und verwirrt, und schwang sich selber auf Temeraires Rücken.
    Temeraire war genauso erfreut darüber, rasch aufzubrechen, nicht nur, weil sie dann weiter nach dem Ei suchen konnten. Er machte sich Sorgen, dass diese rätselhaften Entführer noch ein Mitglied seiner Mannschaft wegholen könnten. Es schien ihm sicherer, Laurence und alle anderen an Bord zu haben. Doch in der Luft blieb er stehen, ehe sie richtig an Höhe gewonnen hatten, und schoss dann

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