Drachenflamme: Roman (German Edition)
mit glimmenden Flecken zu sehen, aber diese verliefen sich zwischen den niedrigen Büschen wie zu lang gezogene Pinselstriche.
»Und auf diese Bunyips treffen wir da ja dann auch gleich«, erwiderte Laurence grimmig.
Tharkay nickte. »Die Lager, die wir bislang entdeckt haben, lagen alle ein Stück vom Wasser entfernt oder auf Felsen. Vielleicht hätten wir daraus schon vorher Schlussfolgerungen ziehen sollen«, ergänzte er trocken.
»Jetzt, wo wir von den Bunyips wissen, werde ich sie verjagen, sobald wir gelandet sind«, sagte Temeraire über seine Schulter hinweg. »Ich verstehe nur überhaupt nicht, warum sie so herumschleichen und sich unter Büschen verstecken. Ganz sicher werde ich nicht abwarten, bis sie hervorspringen und sich ein Mitglied meiner Mannschaft oder sonst jemanden schnappen. Ich glaube, das müssen ganz schön große Feiglinge sein.«
Der Himmel hinter ihnen hatte bereits das Blau von kaltem Wasser angenommen, als sie endlich eine weitere Wasserstelle fanden.
Temeraire und Caesar tranken beide durstig, während die anderen alle an Bord blieben mit Ausnahme von Demane, der seine Karabinerhaken losmachte und von Temeraires Rücken rutschte, um sich sofort auf die Jagd zu begeben. Und noch ehe Laurence es bemerkt hatte und etwas dagegen hätte einwenden können, war er auch schon außer Rufweite.
»Gut«, sagte Temeraire und hob sein tropfendes Maul. Dann schüttelte er seinen Kopf, um etwas vom Schmutz loszuwerden und vom Sand, der sich während des Fluges in seiner Halskrause und über seinen Augen angesammelt hatte. »Das ist sehr erfrischend. Und nun lasst uns nach den Bunyips suchen, falls es hier auch welche davon gibt.«
Er wählte einen Busch aus und zog ein bisschen, und beinahe sofort klaffte eine weitere Falltüröffnung vor ihnen. Caesar fand auf die gleiche Weise ebenfalls eine und warf die Matte zur Seite. »Nun, dort unten sehe ich niemanden«, sagte er, nachdem er seine Schnauze hineingesteckt und sie wieder herausgezogen hatte. »Ich schätze, sie sind davongerannt.«
Temeraire riss die Bedeckung weg und erklärte: »Wir sollten besser dafür sorgen, dass wir sie wirklich unschädlich machen, ehe einer von euch verschwindet.« Wieder fuhr er mit den Krallen durch die miteinander verwachsenen Grasbüschel und stieß auf einen weiteren Eingang.
Nach wenigen Schritten fanden sie noch eine Öffnung, und schließlich rissen sie rings um das Wasserloch den gesamten Bewuchs heraus und warfen ihn beiseite auf große Haufen. Im Laufe ihrer Arbeit begannen sich überall klaffende, dunkle Löcher zu zeigen, und die Oase bekam mehr und mehr die seltsame, albtraumartige Qualität eines Ameisenhügels, während das volle Ausmaß des Tunnelsystems offensichtlich wurde. Die Bunyips ließen sich nicht sehen, aber sie waren allgegenwärtig zu spüren. Es war, als ob das Wasserloch selbst ein einziger, verlockender Köder in der Mitte
einer riesigen und bösartigen Falle wäre, deren wahre Natur unter der Erdoberfläche verborgen lag, und als hätten sie selbst sich hilflos in dieses Netz begeben.
Einige Tunnel etwas weiter entfernt vom Rand des Wasserlochs waren in schlechtem Zustand, augenscheinlich unbenutzt und halb zusammengefallen. An anderen Stellen waren die Tarnmatten vertrocknet und dünn geworden, sodass sie auseinanderfielen, als Caesar und Temeraire an ihnen zogen. Andere wiederum waren frisch und stabil, und Temeraire musste sich richtig anstrengen, um sie zu lockern. Es war also kein verlassenes Tunnelsystem. »Wie viele Kreaturen mögen wohl nötig sein, um eine so große Anlage zu bauen?«, fragte Laurence, den die Vorstellung einer ganzen Armee von jenen Wesen, die er erst vor Kurzem gesehen hatte, mit schierem Entsetzen erfüllte. Und wenn sie hier, in der Wüste, überleben konnten, wie viele von ihnen waren dann in der Nähe der Kolonie in ländlicher Umgebung zu erwarten …?
Temeraire hielt inne, drehte den Kopf zur Seite und hustete rasselnd. Sie hatten eine Menge Erde und Staub aufgewirbelt, als sie die Matten und die widerspenstigen Wurzeln herausgezogen hatten. »Ich glaube nicht, dass wir weitermachen müssen«, sagte Caesar, der ebenfalls eine Pause machte, um etwas zu trinken. »Wir könnten doch die Eingänge, die wir bereits gefunden haben, zuschütten und uns dann ausruhen, solange wir auf dieser Seite des Wasserloches bleiben. Es wird langsam dunkel, und bald würden wir diese Bunyips ohnehin nicht mehr sehen können.«
Als die Männer von Bord gingen
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