Drachenflamme: Roman (German Edition)
und damit begannen, die Drachen zu entladen, waren alle sehr wachsam. Dann stellte sich Temeraire auf die Hinterbeine und stützte seine Vorderklauen auf eine Seite der aufragenden Düne, um sie einzureißen. Kaskaden von Sand prasselten hinab, die dünnen Bäume rutschten, bis sie schief standen, und alles zusammen verschloss die dunklen, gähnenden Mäuler. Die Tunnel verschwanden unter dem Schwall der dunkleren,
roten Erde, die die Männer mit der Rückseite ihrer Schaufeln festklopften und auf denen sie mit ihren Füßen so lange herumtrampelten, bis der Boden eben war. Ohne jeden Befehl begannen die Männer damit, Steine jeder Größenordnung, die sie irgendwo finden konnten, und die umgekippten Baumstämme über die frisch verschlossenen Eingänge zu rollen, um auf diese Weise das Lager zu befestigen.
Sie stellten eine Wache von vier Männern mit Pistolen auf, was gegen Kreaturen der Art, wie Laurence sie zu sehen bekommen hatte, wenig nützen dürfte, dachte er sich im Stillen – es sei denn, ein Mann hätte gleich bei seinem ersten Schuss außergewöhnliches Glück. Doch trotzdem war es beruhigend, Waffen bei sich zu haben. Laurence stand mit seinen eigenen gezückten, bereitgemachten Pistolen am Rand des Gewässers, während die Strafgefangenen zu zweit oder zu dritt ihre Wasserbehälter füllten. Als Demane zurück ins Lager kam, sagte Laurence nachdrücklich: »Du wirst dich nicht mehr ohne Erlaubnis von der Gruppe entfernen. Wir wissen nicht, wie weit sich diese Kreaturen von der Wasserstelle entfernen.«
»Aber ich muss doch jagen gehen«, antwortete Demane, »ansonsten wird er alles aufessen, was wir haben. Er hat schon die Hälfte des Pökelfleischs von gestern verschlungen.«
Laurence hatte gar nicht gemerkt, dass Demane Kulingile während des Fluges noch mehr Nahrung gegeben hatte, doch als er ihre Vorräte inspizierte, fand er die Bestätigung. »Also ich nenne das gierig«, sagte Caesar verächtlich, »und außerdem eine Verschwendung. Was sollen wir denn jetzt essen? Und das, wo wir doch die ganze Arbeit gemacht haben.«
»Und ich habe die Arbeit des Jagens erledigt«, erwiderte Demane zornig. »Also darf ich die Beute auch verfüttern, an wen ich möchte.«
»Das reicht, Demane«, sagte Laurence. »Alle unsere Vorräte sind für den allgemeinen Verzehr bestimmt und müssen ein bisschen besser rationiert werden. Wenn du es zulässt, dass dein Drache heute
übermäßig viel verschlingt, dann muss er wahrscheinlich morgen hungern, denn wir befinden uns in einer unbekannten Gegend und wissen nicht, was für Nahrung wir noch finden werden.«
Demane lenkte ein, und seine letzten Fänge wurden ausgeteilt. Temeraire wenigstens stritt sich nicht wegen seiner Portion herum, doch da diese Zurückhaltung seiner Appetitlosigkeit geschuldet war, konnte Laurence das nicht erfreuen. Gong Su hob eine Kochgrube aus der Erde aus, legte sie mit Wachstuch aus und braute eine verschwenderische Menge Tee, die Temeraire eifrig schlürfte. Doch dies verschlang mit einem Mal beinahe ihren gesamten Vorrat an Tee und war kein angemessener Ersatz für feste Nahrung.
»Bitte mach dir keine Sorgen«, sagte Temeraire, »ich bin mir sicher, dass es mir bald wieder besser gehen wird. Es ist nur den ganzen Tag lang so trocken.« Und wieder hustete er.
»Ich werde ihm eine Suppe zubereiten«, verkündete Gong Su, »und wir werden sie über Nacht ziehen lassen, damit sie reichhaltiger wird.« Drei Mal erwachte Laurence nachts davon, dass Gong Su weitere heiße Steine aus dem Feuer holte und in die Kochgrube warf. Schwaden von wohlriechendem Dampf quollen unter dem Wachstuch hervor, und das Zischen, wenn die Steine ins Wasser eintauchten, war weithin zu hören. Auch Kulingile schreckte gleichzeitig mit Laurence aus dem Schlaf. Sein kleiner Kopf auf dem schmalen, geschmeidigen Hals tauchte unter Demanes beschützendem Arm auf, um wie gebannt auf die Kochstelle zu starren und den Duft tief in sich aufzunehmen.
Am Morgen war das Fleisch beinahe grau geworden, die zerhackten Knochen waren weiß, und alles Mark war daraus verschwunden. Eine dünne Schicht von fleckigem, weißem Fett schwamm auf der Oberfläche und schimmerte in den ersten, schrägen Strahlen des frühen Sonnenlichts, als Gong Su das Wachstuch zurückschlug. Diese Fettschicht verspeiste Temeraire, und dann trank er die Suppe
in einem Zug aus und fühlte sich seinem eigenen Bekunden nach sehr zufrieden. Übrig blieben nur das Fleisch, das er verschmäht
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