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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hineinklettern konnten, und sie hatten plötzlich kleinere, persönliche Dinge zu erledigen, die ihre ganze Aufmerksamkeit verlangten, oder wollten
ihren Wasserkanister auffüllen gehen. Laurence musste einige Runden drehen und sie an Bord schicken, dann ging er einer weiteren Handvoll Nachzügler hinterher zum Wasserloch – sie bewegten sich nur paarweise. Sie versicherten ihm, sie würden gleich kommen, sie müssten nur noch der Reihe nach ihre Kanister auffüllen, sie hätten sie alle leer getrunken, und er könne ja wohl nicht von ihnen verlangen, dass sie stundenlang in der Hitze an Bord herumsäßen, ohne einen Tropfen Wasser dabeizuhaben.
    »Das reicht jetzt«, sagte Laurence, »füllen Sie Ihre Kanister auf der anderen Seite des Wasserlochs, und dann genug mit dieser Trödelei, Mr. Blackwell. Wenn Sie sich morgen bei einer Zwischenlandung von drei Stunden nicht ausreichend mit Wasser versorgen können, ohne uns aufzuhalten, dann werden Sie durstig weiterfliegen müssen. Und wenn Ihnen das nicht Ansporn genug ist, können wir auch die Peitsche zu Rate ziehen.« Seine Worte hatten mehr Schärfe, als das gewöhnlich bei ihm der Fall war. Er war nicht in der Stimmung, Mitgefühl mit Männern zu haben, die Temeraires bedrückte Stimmung noch in die Länge zogen.
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Blackwell, legte kurz die Hand an seine Stirnlocke, ging zur anderen Seite des Wasserlochs und war fort. Man sah rote Kiefer aufleuchten und Krallen, und dann ging alles rasend schnell. Blackwell wurde zu Boden gerissen, und schon war er verschwunden. Die Büsche raschelten noch kurz über ihm, dann war alles still.
    Laurence starrte fassungslos auf die Stelle, wo Blackwell eben noch gestanden hatte, und Jemson und Carter konnten ebenfalls den Blick nicht abwenden. Die ganze Sache hatte etwas vollkommen Unwirkliches an sich. »Temeraire!«, bellte Laurence, als die Männer davonstürmten, ihre Kanister wegwarfen und sich überall Wasser über den Boden ergoss. »Temeraire!«
    Mit einem Satz war Temeraire über die Düne gesprungen, die fast zur Hälfte abrutschte und ins Wasserloch stürzte, und als Laurence
auf die Büsche deutete, packte er sie mit seinen Klauen und begann, sie auseinanderzureißen. »Was war es denn?«, fragte Temeraire. »Ich verstehe nicht, wo es hergekommen ist.«
    »Es hatte sich darunter versteckt«, erklärte Laurence, »so schien es zumindest. Ich habe es nur ganz kurz sehen können.«
    Forthing stellte eilig die Flieger zusammen. Sie hatten ihre Pistolen und Degen gezogen und standen sprungbereit hinter Temeraire, während dieser ein Gebüsch nach dem anderen herausriss. Die langen, weit verzweigten Wurzeln waren voll roter Erde, doch auch nachdem Temeraire sie abgeschüttelt hatte, war nichts zu entdecken. Sie sahen nur Erde und Gras und Steine, und Laurence hätte wahrscheinlich geglaubt, er habe den Verstand verloren, wenn da nicht noch Jemson und Carter gewesen wären, die beschworen, dass sie ebenfalls Zeugen gewesen waren. Doch Jemson sagte: »Ich habe es nicht wirklich gesehen. Aber gerade war Blackie noch da, und dann nicht mehr.« Und Carter sagte: »Es war so groß wie ein Haus, ja, so war es. Es hat ihn mit einem einzigen großen Biss gefressen, und dann hat es sich in Luft aufgelöst.«
    »Vielleicht hat es das ja wirklich«, sagte Temeraire und stellte sich auf die Hinterbeine. Er beschnüffelte eine seiner Klauen, die er sich beim Kampf mit den widerstandsfähigen Büschen abgeschabt hatte. »So wie bei einem Geist. Das würde auch erklären, warum wir nichts gesehen haben.«
    »Nein«, sagte Laurence, »was auch immer es war, es hatte auf alle Fälle eine körperliche Gestalt, und es hat sich Blackwell gegriffen. Kann es vielleicht in einem Tunnel verschwunden sein?«
    Temeraire fuhr mit den Krallen durch den Erdboden, und sie stießen auf einen Widerstand. Mit einem kräftigen Ruck löste sich eine unregelmäßige Matte aus Erde, Zweigen und Grasnarben darauf, und nachdem Temeraire sie zur Seite geworfen hatte, lag vor ihnen eine klaffende Öffnung, die in die Erde hineinführte: schmal und mit rohen Kanten, einfach in den lockeren Boden gegraben.
    Die Seitenwände waren mit Steinen abgestützt und auch mit einer gelbgrünen Masse überzogen, auf der wie Mulch Blätter und Gras klebten, die ebenfalls für Stabilität sorgten, wenn auch nicht übermäßig. Die Wände gaben ohne Widerstand nach, als Temeraire zu graben begann, und nun kam ihm auch Caesar zu Hilfe. Sie kamen rasch in die

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