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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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hat. Ich hoffe, ich bin nicht herzlos«, fügte er hinzu, klang allerdings so, als halte er einen solchen Vorwurf für völlig aus der Luft gegriffen, »aber ohne Hilfe der Luftsäcke und der Kammern dazwischen wird, wenn er weiter so wächst, sein Gewicht die übrigen Organe zerquetschen. Es sei denn, er bleibt in der Entwicklung gehemmt, aber ich fürchte, das ist sehr unwahrscheinlich. Ich kann das Gewicht nur schätzen, aber er hat bereits drei Meter an Länge gewonnen.«
    »Mr. Dorset, ich darf doch wohl davon ausgehen, dass es keine Chance gibt, das Drachejunge könnte noch viel länger leben oder gar jemals fliegen?«, warf Rankin plötzlich dazwischen, den die Nachricht zu erschrecken schien, dass Kulingile offenbar nicht vorhatte, sofort zu sterben, sodass man praktischerweise weder an
ihn – noch an Demane – weitere Gedanken würde verschwenden müssen.
    Dorset zuckte mit den Schultern. »Die Kammern funktionieren in geringem Ausmaß, denn ansonsten hätte das Gewicht des Knochengerüstes bereits jetzt die anderen Organe so weit zerdrückt, dass sie nicht mehr funktionsfähig wären. Es ist also nicht vollends undenkbar.«
    Diese Meinung brachte Aufruhr unter die Flieger, und leise Gespräche begannen. »Nicht undenkbar«, wiederholte Temeraire Laurence gegenüber, und in seiner Stimme schwang Zuversicht und Befriedigung gleichermaßen mit. »Ich bin sehr froh, dass Dorset das sagt. Das klingt doch schon viel besser. Es gibt also keinen Grund, warum der Schlüpfling nicht überleben sollte. Auch wenn er wirklich sehr viel isst. Wenn er doch nur das Fliegen lernen könnte.«
    »Ich hoffe, du hängst dein Herz nicht zu sehr an den Gedanken, dass er durchkommen könnte«, sagte Laurence leise und sah besorgt zu Demane, der nun mit einem Arm über der Schulter des Drachen schlief: Seine Entschlossenheit ebenso wie seine Zuneigung würden ihm im anderen Fall schwer zu schaffen machen. »Wir können uns nicht darauf verlassen; Dorset scheint keine großen Erwartungen diesbezüglich zu hegen. Willst du noch etwas essen, ehe wir aufbrechen?«
    »Oh«, sagte Temeraire, »nein, besser nicht. Ich denke, ich trinke nur noch ein bisschen.«
    Er stillte seinen Durst, und dann begann der aufwändige Prozess des Aufladens, der nur mit Zurückhaltung ausgeführt wurde. Die Strafgefangenen hatten alle kräftig beim Pökelfleisch zugegriffen, und mit vollem Magen und angesichts der sengenden Sonne waren sie nicht gerade begeistert von der Aussicht, noch tiefer in die Ödnis vorzudringen, ohne Führung oder Aussicht auf Erfolg, wenn man von den möglicherweise auch falsch verstandenen Ratschlägen der Ureinwohner absah. »Drei Drachen sind doch wohl genug für eine
Stadt«, murmelte einer der Männer, »da muss man doch nicht noch nach einem weiteren suchen.«
    Auch Laurence konnte keine große Begeisterung aufbringen, vor allem, weil sich Temeraire so offensichtlich unwohl fühlte: Seine Stimme klang krächzend, und selbst die kleinen Portionen Fleisch, kurz in Wasser gekocht, konnte er nicht gut schlucken. Doch jetzt, wo Kulingile geschlüpft war, gab es kein Ei mehr, mit dem man Temeraire zur Ruhe hätte zwingen können. Nun führte der Weg nur noch weiter, bis so viel Zeit vergangen wäre, dass auch der andere Drache auf jeden Fall geschlüpft sein musste.
    »Ich hoffe, das Drachenjunge wartet noch ein bisschen in seiner Schale«, sagte Temeraire, »und vertraut darauf, dass wir es retten. Ich bin mir sicher, dass es große Angst hat.« Dann fügte er traurig hinzu: »Aber man könnte es ihm natürlich auch nicht zum Vorwurf machen, wenn es nicht mehr würde warten wollen, wo wir doch so lange brauchen, um es zu finden. Bitte, Laurence, kannst du noch einmal wiederholen, was die Jäger gesagt haben? Vielleicht verstehe ich ja ein bisschen mehr.«
    »Das kann ich leider nicht«, sagte Laurence, »und ich bezweifle auch, dass O’Dea oder Shipley dazu in der Lage wären. Aber auch wenn ich deine Fähigkeiten auf diesem Gebiet sehr bewundere, mein Lieber, kann ich es doch nicht dulden, dass du andeuten willst, du würdest ein Verständnis für eine Sprache entwickeln, von der du noch nie eine Silbe gehört hast.«
    »Nun ja, ich habe den Gesang gehört«, murmelte Temeraire, aber dann seufzte er und verfolgte die Sache nicht weiter.
     
    Es kostete ihn große Anstrengungen, als er aufstehen musste, damit das Bauchnetz befestigt werden konnte. Mehrere der Strafgefangenen hatten irgendwelche Ausreden, warum sie nicht

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