Drachenflamme: Roman (German Edition)
hatte, und die letzten Reste der Suppe, die er nicht hatte ausschlürfen können. Kulingile wartete nur, bis Temeraire seinen Kopf abgewandt hatte, ehe er darüber herfiel und dabei fast kopfüber in die Grube gefallen wäre; und in allerkürzester Zeit hatte er alles vertilgt, was noch übrig gewesen war. Er hätte sicherlich nichts gegen ein reichhaltigeres Frühstück einzuwenden gehabt, aber es gab nichts mehr. Laurence schüttelte den Kopf, als Demane zum Jagen aufbrechen wollte. »Wenn wir mittags anhalten, dann kannst du gehen«, sagte er. »Wir müssen diese frühen Stunden nutzen, um voranzukommen«, und er hoffte, dass es bei diesen Temperaturen für Temeraire leichter werden würde.
Dorset hatte Temeraire dazu gebracht, seinen Kopf in Richtung Sonne in den Nacken zu legen, und war beinahe ganz in den Rachen hineingekrochen, um ihn eingehender und mithilfe einer Kerze als zusätzlicher Lichtquelle zu untersuchen. »Das Gewebe ist überall stark angegriffen«, berichtete er, und seine Stimme hallte seltsam. »Hmm.«
Dieser letzte Laut war lang gezogen und klang dumpf, und Temeraire machte fragend: »Ammmh?«
»Es scheint, als ob Aschepartikel in die Kehle eingedrungen sind. Das Fleisch ist an verschiedenen Stellen verbrannt«, sagte Dorset und tat irgendetwas.
»Aaaah«, protestierte Temeraire, und als Dorset wieder herausgekrochen war, bemerkte Temeraire vorwurfsvoll: »Das war aber überhaupt nicht angenehm; ich sehe gar nicht ein, dass ich Sie nachschauen lasse, wenn Sie mir dann bloß wehtun.«
»Ja, ja«, sagte Dorset ohne jedes Mitgefühl und teilte Laurence mit: »Da sind auch Blasen. Ich muss streng davon abraten, dass er brüllt. Und von nun an nur noch kalte Nahrung! Es ist wirklich
schade, dass wir kein Eis haben.« Die Sonne stieg nun rasch empor; schon bald würde es an die vierzig Grad heiß sein. Es war wirklich äußerst schade.
Sie spannten wieder das Sonnendach aus Wachstuch auf Temeraires Rücken auf, was sowohl ihnen als auch dem Drachen ein bisschen Erleichterung verschaffen sollte. Als er sich wieder mit einem Satz in die Luft erhoben hatte, zog die Mannschaft sich in den künstlichen Schatten zurück und bewegte sich nur, um über die Flanken hinabzuschauen und nach einem Pfad oder nach Spuren Ausschau zu halten oder um einen Schluck aus ihren warmen Wasserbehältern zu nehmen. Am Wasserloch selbst oder in der Nähe hatte es keine Spur der Eingeborenen gegeben, obwohl sie die Steine ringsum untersucht hatten, die Schutz vor den Bunyips hatten bieten sollen.
»Ich bin immer noch hungrig«, fiepte Kulingile hinter ihnen.
Laurence seufzte. »Demane, er muss sich gedulden.«
»Ja, Sir«, antwortete Demane, doch als die Glocke geläutet wurde, um die halbe Stunde anzuzeigen, fragte Kulingile tief besorgt: »Kann ich denn jetzt etwas bekommen?«, und er fragte wieder, als der nächste Glockenschlag ertönte. Schließlich erlaubte Laurence Demane, nach unten zu klettern und etwas vom Pökelfleisch für ihn zu holen, was das Flehen jedoch nicht lange zum Verstummen brachte. Es lag eine Spur von wirklichem Elend darin, was es sehr schwer machte, die Bitten unbeachtet zu lassen. Kulingile jammerte nicht, sondern wurde einfach immer verzweifelter, und als er schließlich verstummte, rief Demane plötzlich: »Nein! Das darfst du nicht anknabbern …« Als Laurence sich umdrehte, sah er, dass Kulingile damit begonnen hatte, das Geschirr anzunagen.
»Ich wollte das ja gar nicht; es ist nur schwer, still zu sein, wenn es doch so wehtut«, sagte Kulingile leise und kläglich, spuckte den Ledergurt wieder aus und versuchte, sich ein wenig fester um seinen Bauch zu winden.
»Temeraire«, sagte Laurence mit gemischten und widerstreitenden Gefühlen, die zwischen Mitleid und Erschöpfung schwankten, »wenn du irgendwo Wildtiere entdeckst, müssen wir Halt machen, denke ich.« Zum Glück schienen die Kängurus jetzt in der relativ kühlen Morgenluft aktiv zu sein, doch trotzdem gelang es Temeraire nicht so mühelos wie zuvor, sie auch zu fangen. Er unternahm mehrere Versuche, während Caesar gleich zwei Exemplare hintereinander fing und offenkundig nicht vorhatte, seine Beute zu teilen.
Im rasch aufgebauten Lager herrschte stille Empörung, als Rankin Caesar nicht aufforderte, etwas abzugeben. Caesar bemerkte: »Ich würde mit Freuden mit jemandem teilen, der selbst nichts gefangen hat, wenn er denn sonst irgendetwas beigetragen hätte. Aber für nichts und wieder nichts mein Essen
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