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Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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Tiefe voran, doch der Tunnel bröckelte, während sie gruben. Nach kurzer Zeit stießen sie auf etwas wie eine Abzweigung. Laurence, der neben der Öffnung hockte, erhaschte einen kurzen Blick auf die abgehenden Gänge, doch schon stürzten die Wände nach innen zusammen. Um ein Haar wäre Caesar mit hineingerutscht.
    »Das ist auf jeden Fall der Weg, auf dem Blackwell verschleppt wurde, aber auch wenn der Bunyip sich zurückgezogen hat, können wir vielleicht noch einen anderen Eingang zu seinem Bau finden«, sagte Laurence und befreite sich aus dem schweren Sand, der ihn beinahe bis zu den Knien begraben hatte, als alles zusammenbrach. Mit Schaufeln und Krallen begannen sie, den Boden rings um das Wasserloch umzupflügen.
    »Ich glaube, ich habe etwas gefunden«, sagte Roland und stocherte mit ihrer Schaufel tief in der Erde herum, ein kleines Stück von der Wasserstelle entfernt unter einigen der Büsche. Diese, so entdeckten sie, mussten nicht herausgerissen werden. Als Temeraire seine Krallen in die Matte gegraben hatte, konnte er sie anheben, und das Gebüsch löste sich gleich mit. Offensichtlich waren die Wurzeln ringsherum und auch durch die Matte gewachsen, was eine kluge Lösung war, um den Eingang der Falle zu verbergen.
    Aber als sie sich weiter voranarbeiteten, brach auch dieser Tunnel zusammen, der für das Gewicht seines ursprünglichen Gräbers angelegt war, nicht aber für das von Drachen oder schaufeltragenden Männern. Oder vielleicht war er auch ohnehin nur für eine zeitweilige Nutzung gedacht gewesen. Wenn es weiter unten noch andere, dauerhafte Kammern gäbe, konnte man auf diese Weise nicht rasch
herankommen. Der Bunyip war zweifellos so tief und so weit wie möglich geflohen, bei all dem Lärm und den Erschütterungen über ihm.
    »Also, wollen wir hier für alle Ewigkeit weitergraben?«, fragte Caesar und schüttelte fast schon geziert seine Klauen aus, »oder fliegen wir weiter? Mir tut der Bursche ja auch leid, aber ich denke, hier kommen wir nicht voran: Der Gesuchte kann offenbar auch graben, und während wir uns hier abmühen, wühlt er sich vermutlich durch die halbe Wüste und ist verschwunden.«
    Auch wenn Caesar so unverblümt gesprochen hatte, konnte man die Wahrheit dahinter nicht bestreiten. Zudem musste Laurence zugeben, dass Blackwells Überleben nicht sehr wahrscheinlich war: Er hatte keinerlei Geräusch gemacht, dabei hätte doch jeder Mann geschrien, wenn er noch am Leben gewesen wäre, während er von solch einer Kreatur davongezerrt würde. Die Geschwindigkeit und die Tatsache, dass dieser Angriff so lautlos vonstattengegangen war, machte die Sache irreal, und sie hätte einem sogar entgehen können, wenn man direkt danebengestanden hätte. Das sprach dafür, dass die Kreatur ihre Opfer sofort tötete, noch ehe sie ihre Beute wegzerrte, um sie in Ruhe und Sicherheit zu verspeisen.
     
    Einige Zeit lang warteten sie noch ab und überlegten, während Temeraire halbherzig um die Öffnungen herum buddelte und versuchte, durch Zufall auf eine tiefer liegende Kammer zu stoßen. Doch auch diese Versuche führten nur dazu, dass die Gänge zusammenbrachen, noch bevor er weiter vorgestoßen war. Das einzige Ergebnis waren Sandhaufen und herausgerissene Gräser. Tiefe Eindrücke in den Dünen markierten die Stellen, an denen Temeraire gearbeitet hatte.
    »Also gut«, sagte Laurence schließlich und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Mehr können wir nicht tun.«
    Temeraires Bauchnetz hatte sich schon ganz am Anfang mit Sand
gefüllt, als Temeraire mit einem verzweifelten Sprung versucht hatte, den Mann zu retten. Laurence und die Männer nahmen sich nicht die Zeit, es ordentlich zu säubern, sondern schüttelten und bürsteten nur die schlimmsten Klumpen ab. Dann kletterten die Männer schweigend und mit großer Bereitwilligkeit an Bord, denn alle waren heilfroh, als sie wieder aufbrachen.

11
    Ihnen blieb kaum noch Licht. »Wenn wir irgendeinen Hinweis auf den Pfad finden, dann wird es an einer Wasserstelle sein«, sagte Tharkay leise zu Laurence, während Temeraire geradewegs in die lilafarbene und goldene Pracht des beginnenden Sonnenuntergangs und den Qualm des Feuers, der im Norden noch immer den Horizont überzog, hineinflog. Das orangefarbene Licht war eher ein schwacher Farbschimmer, der sich in Richtung Himmel erstreckte, denn eine richtige Färbung. Sie hatten die verbrannte Landschaft fast völlig hinter sich gelassen. Zwar waren unter ihnen noch immer Inseln

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