Drachenfutter
umdrehte, um meine Mannschaft aufzusuchen, wünschte ich mich so selbstsicher zu fühlen, wie ich mich gab.
Tanda kam eilends zu mir gelaufen, als ich sie ansah und ihr zunickte, die anderen stehen zu lassen.
»Was gibt es, Skeeve?« fragte sie, während wir in den Schatten der Bäume schlenderten. »Machst du dir Sorgen um Aahz?«
Das machte ich, aber ich wollte es nicht gerade jetzt zugeben. Die Nacht war fast vorüber, ohne daß sich bei dem Zelt etwas geregt öder gerührt hätte. Doch ich hielt an meinem Glauben an Aahz fest. Gelang mir dies einmal nicht, dann wandte ich meine Gedanken anderen Aufgaben zu, um mich nicht sinnloser Sorge hinzugeben. »Aahz kann für sich selber sorgen«, sagte ich schroff.
»Ich wollte deine Meinung zu einer anderen Angelegenheit hören.«
»Und das wäre?« fragte sie und neigte den Kopf zur Seite.
»Wie du weißt«, begann ich großsprecherisch, »kann ich den Verwandlungszauber, den ich selbst verhänge, nicht erkennen. Zwar wird jeder andere getäuscht, doch als Verursacher der Verzauberung sehe ich die Dinge noch in ihrer ursprünglichen Gestalt.«
»Das wußte ich nicht«, erklärte sie. »Aber sprich weiter.«
»Nun«, meinte ich. »Ich dachte, wenn wir tatsächlich eine ganze Armee zu bekämpfen haben, könnten wir weitere Soldaten gut gebrauchen. Ich habe da eine Idee, aber du mußt mir erst sagen, ob es tatsächlich funktioniert.
»Okay«, nickte sie. »Was ist es denn?«
Ich wollte meine Rede beenden, doch dann fiel mir auf, daß ich nur Ausflüchte machte! Statt dessen schloß ich nun die Augen und richtete mein Denken auf eine kleine Baumgruppe vor uns. '
»He!« rief Tanda. »Das ist ja Spitze!«
Ich schlug die Augen auf und achtete vorsichtig darauf, den Zauber aufrechtzuerhalten.
»Was siehst du?« fragte ich nervös.
»Eine ganze Meute Dämonen ... huch ... Perfekter, wollte ich sagen«, berichtete sie freudestrahlend. »Sie strotzen vor Schwertern und Speeren. Irre!«
Es funktionierte. Ich hatte recht gehabt in meiner Annahme, daß mein Verwandlungszauber bei allen Lebewesen, nicht nur bei Menschen und Tieren funktionierte.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, wunderte sich Tanda. »Kannst du sie auch bewegen?«
»Ich weiß nicht«, gab ich zu. »Ich habe eben erst ...« »Boß! He, Boß!« rief Brockhurst und kam auf uns zugerannt. »Komm schnell! Das solltest du dir besser ansehen!«
Eine plötzliche Angst umklammerte mein Herz. »Komm mit, Tanda«, knurrte ich und setzte mich in Bewegung.
Bis wir am Waldrand angelangten, stand dort schon das ganze Team versammelt und unterhielt sich aufgeregt.
Die Gruppe verstummte und wich meinem Blick aus.
Brockhurst hob die Hand und deutete über die Wiese. Dort hing vor dem Hintergrund eines gewaltigen Freudenfeuers Aahz an einem grob gezimmerten Galgen.
Sein Körper war schlaff und leblos und pendelte langsam am Ende des Seils. Zu seinen Füßen hatte sich eine Gruppe Soldaten als Zuschauer des Spektakels versammelt.
Erleichterung durchflutete mich, und ich begann, hysterisch zu kichern. Erhängen! Wenn die wüßten! Besorgnis machte sich auf den Gesichtern meiner Gruppenmitglieder breit, als sie in fassungslosem Schweigen meine Reaktion beobachteten.
»Macht euch keine Sorgen!« keuchte ich. »Ihm geht es gut!«
Ziemlich früh während meiner Laufbahn bei Aahz hatte ich erfahren, daß man Dämonen nicht durch Erhängen töten kann. Ihre Halsmuskeln sind zu kräftig.
Sie können den ganzen Tag hängen, ohne daß es sie im geringsten mitnimmt. Das hatte ich natürlich auch auf die unerquicklichste Art gelernt, als wir eines Tages ... »Zumindest besitzen sie soviel Anstand, den Leichnam zu verbrennen«, murmelte Claude neben mir. Mein Lachen blieb mir im Halse stecken.
»Was?« schrie ich und wirbelte herum.
Tatsächlich hatten die Soldaten Aahz »Leichnam« heruntergeschnitten und trugen ihn zu ihrem Freudenfeuer, ganz offensichtlich in der Absicht, ihn hineinzuwerfen.
Feuer! Feuer war eines der Dinge, die Aahz so endgültig umbringen konnten ...
»Ajax!« brüllte ich. »Schnell! Halte sie davon ab ...« Es war zu spät.
Mit einem Ruck der Soldaten wurde Aahz in die lodernden Flammen geschleudert. Sie flackerten kurz, weiß auf, dann war alles vorüber.
Dahin! Aahz!
Ich stand da und starrte ungläubig in das Feuer. Das Entsetzen lahmte mich völlig, als mir allmählich das Ausmaß meines Verlustes bewußt wurde.
»Skeeve!« sagte Tanda mir ins Ohr und legte mir ihre Hand auf die
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