Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)
Stadtgarde gezüchtet werden, nicht wahr ?“
Hanissa nickte.
Er wandte sich an Sando. „Das finde ich. Komm einfachzum Marktplatz. Und jetzt muss ich aber wirklich los .“
So verabschiedeten sie sich voneinander, und Tomrin eilte allein weiter.
Als er die Marktstände erreichte, an denen er Alfert am Vormittag zurückgelassen hatte, war natürlich eingetreten, was er befürchtet hatte: Von dem alten Hausdiener war keine Spur mehr zu sehen. Es hätte den Jungen auch gewundert. Alfert mochte zwar eine treue Seele sein, aber er kannte Tomrin auch. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass Tomrin „Ich bin gleich wieder da“ gerufen hatte und dann erst Stunden später wieder aufgetaucht war – verschwitzt und verdreckt, als wäre er irgendein Bauernjunge, der nach einem anstrengenden Tag vom Feld heimkehrte.
Anfangs hatte Alfert immer geduldig ausgeharrt, bis Tomrin ihn wieder abholte. Mittlerweile wartete er aber nur noch eine halbe Stunde – aus Höflichkeit. Danach erledigte er seine Einkäufe ohne Tomrin. Er wusste wohl, dass der Junge früher oder später wieder heimfand. So war es schließlich noch immer gewesen.
Heute war es wieder eher später geworden. Wer hätte auch gedacht, dass Tomrin auf der Jagd nach einem Taschendieb zwei neue Freunde kennenlernen würde? Sein Vater würde das bestimmt verstehen. Und wenn nicht er, dann doch wenigstens seine Mutter. So hoffte Tomrin.
Nachdem sich der Junge vergewissert hatte, dass sich der gute Alfert nicht doch noch irgendwo auf dem Marktplatz oder in einem der nahen Gasthäuser aufhielt, machte er sich auf den Weg zur Festung der Stadtgarde.
Die große Festungsanlage lag auf einem flachen Hügel nördlich der Altstadt von Bondingor. Tomrin wusste, dass lange Zeit die benachbarte Burg des Barons das Heim der Stadtgarde gewesen war. Doch als Bondingor vor etwa hundertfünfzig Jahren von einer kleinen Gemeinde zu einer eindrucksvollen Stadt angewachsen war, hatte man sich gezwungen gesehen, neue Soldatenunterkünfte bauen zu lassen, um die Truppen zu vergrößern. Das immer größer und reicher werdende Bondingor sollte gegen mögliche Angriffe neidischer Nachbarn verteidigt werden können.
Die Festung der Stadtgarde bestand aus vier lang gezogenen, mehrstöckigen Gebäuden mit schmalen Fenstern und Spitzdächern aus schwarzen Schindeln, die gemeinsam ein trutziges Karree bildeten. An den vier Ecken erhob sich jeweils ein dicker, runder Wachturm. In die Süd- und Nordseite der Festung war ein hohes Tor aus dickem, metallbeschlagenem Eichenholz eingelassen, das zusätzlich durch ein schweres Fallgatter geschützt wurde. Das Heim der Stadtgarde war eine Festung, die als sicherer Rückzugsort dienen konnte – sollte die Stadt von Feinden gestürmt werden. Aber bisher war so etwas noch nie vorgekommen. Alle Angriffe benachbarter Königreiche waren noch vor den Toren Bondingors zurückgeschlagen worden. Tomrin konnte sich nur an eine nennenswerte Bedrohung innerhalb der Stadtmauern erinnern: einen fünf Meter großen Steingolem, den eine Studentengruppe der Magischen Universität versehentlich beschworen hatte. Das Ungetüm hatte vier Straßenzüge im Vielvölkerviertel verwüstet, bevor es einem Zirkel erfahrener Magier gelungen war, es zu bezwingen.
Tomrin eilte die kopfsteingepflasterte Straße zum Südtor der Festung hinauf und grüßte die beiden Stadtgardisten, die davor Wache hielten. Die Männer trugen silbern glänzendes Rüstzeug und die blau-roten Farben von Bondingor.
„Es sieht so aus, als käme der Hauptmannssohn mal wieder zu spät nach Hause “ , bemerkte einer der beiden mit einem Grinsen, als der Junge mit hochrotem Kopf an ihnen vorbeihastete.
„Ein bisschen “ , gestand Tomrin atemlos.
„Na, dann pass bloß auf. Heute ist der Hauptmann in keiner guten Stimmung .“
Das war nicht die Art von Aufmunterung, die sich Tomrin gewünscht hätte. Umso rascher musste er zu Hause sein. Also nickte er nur und stolperte weiter.
Im Inneren des Gebäudekarrees befand sich ein großer Hof, auf dem sich neben einem Exerzierplatz die Stallungen der Flugdrachen der Stadtgarde aneinanderreihten. Genau in der Mitte des Hofes erhob sich ein besonders hoher Turm: der Bergfried. Von ihm aus konnten die Soldaten des Barons die Stadt und das gesamte Umland überblicken. Am Fuße des Bergfrieds stand ein zweistöckiges Steinhaus. Dies war die Unterkunft des Kommandanten der Stadtgarde. Hier lebte Tomrin mit seinen Eltern, Alfert und einer Handvoll
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