Drachengasse 13, Band 03
verschlossenen Bau versammelt hat, zu beruhigen. Wir müssen sie wissen lassen, dass es uns gut geht, sonst versucht nachher noch jemand, den Bau zu stürmen, und es kommt zu einem Blutbad. Und als Drittes möchte ich Euch bitten, wenigstens den Kindern zu erlauben, den Bau zu verlassen. Sie sind nun wirklich unschuldig.“ Er deutete auf Tomrin und Hanissa.
„Nein, Vater, ich will bei dir bleiben“, begehrte Tomrin auf. Die Vorstellung, seinen Vater hier allein zurücklassen zu müssen, gefiel ihm überhaupt nicht.
„Still, Tomrin“, unterband sein Vater jeden weiteren Protest. „Du wirst gehen, wenn ich es dir sage. Denk auch an Hanissa. Du musst sie beschützen.“
Hanissa öffnete bereits den Mund, als wolle sie dazu auch etwas sagen, doch dann überlegte sie es sich anders und schwieg.
„Also gut“, lenkte Qalrx ein. „Folgt mir.“
Der General führte die Würdenträger zurück zur Tribüne und durch einen Hinterausgang aus der Hauptkammer ins Ganglabyrinth des Baus. Die Gäste der Xix blieben ihm dicht auf den Fersen. Keiner wollte allein versuchen, sich durch den brodelnden Bau bis zu einem der verschlossenen Ausgänge durchzukämpfen.
Der Marsch endete kurz darauf in einem Raum, der in etwa die Größe des Rittersaals der Festung der Stadtgarde hatte. Es gab Sitzgelegenheiten und runde Tische; vermutlich handelte es sich um einen Speisesaal. Im Augenblick hielt sich kein weiterer Xix darin auf.
Der General ließ alle Würdenträger Platz nehmen. Anschließend brachte einer seiner Soldaten Pergament und ein Tintenfässchen mit Feder. „Also, schreibt Euren Brief“, befahl Qalrx Baron Berun. „Danach werde ich ihn durch einen Boten zum Haupttor bringen lassen. Die Kinder dürfen ihn begleiten. Sie sind frei.“
„Danke, General“, sagte Ritter Ronan, der an Beruns Seite stand.
Missmutig wandte Tomrin sich ab. Natürlich sah er ein, dass sein Vater recht hatte. Es war gefährlich, hier im Bau zu bleiben. Und wenn es eine Möglichkeit gab, Hanissa aus dieser Gefahr zu befreien, musste er sie ergreifen. Andererseits war Hanissa wirklich kein ängstliches Ding wie etwa Lisehra, das Hausmädchen der von Wiesensteins. Sie war klug und verdammt mutig. Das hatte sie schon mehr als einmal bewiesen. Und sicher juckte es sie genau wie ihn in diesem Augenblick in den Fingern, nach dem geheimnisvollen Schurken zu suchen, der Zrkida die Erste entführt hatte. Wenn nur nicht die Bedrohung durch all diese verrückt werdenden Xix bestanden hätte. Hinter jeder Ecke mochte eines der Insekten lauern, um mit irrsinnig glitzernden Facettenaugen über einen herzufallen. Schöner Mist, dachte Tomrin.
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Bist du bereit, mein Sohn?“, fragte Ritter Ronan.
Tomrin blickte auf und sah seinen Vater an. „Ja, Vater“, sagte er. Er versuchte nicht, weiter darum zu betteln, bleiben zu dürfen. Schließlich wollte er vor all den Zwergen, Elfen und anderen Würdenträgern nicht wie ein quengeliges Kleinkind wirken.
„Dann komm. Und du auch, Hanissa.“ Ronan von Wiesenstein brachte die beiden zur Tür des Raums, wo General Qalrx mit dem Obersten Heiler der Xix stand. Dieser hatte eine weiße Toga um den Panzer geschlungen. „Das ist Oberster Heiler Kla’Xrn aus der Gilde der Weißen Pillendreher“, sagte Ritter Ronan. „Er wird Beruns Schreiben zu den Soldaten bringen. Geht mit ihm, Tomrin und Hanissa. Er führt euch sicher aus dem Bau heraus.“
Tomrin nickte. Als er zu seinem Vater aufblickte, bildete sich ein Kloß in seinem Hals. „Pass auf dich auf“, bat er.
Ronan von Wiesenstein strich seinem Sohn über den Blondschopf. „Keine Sorge, Tomrin. Uns wird nichts geschehen.“
„Gehen wir“, sagte Kla’Xrn mit deutlich klickendem Akzent. Sein linkes Augenlid zuckte kurz, und sein Kopf ruckte ein wenig zur Seite. Im nächsten Moment hatte er sich aber wieder gefangen. Einige wenige Xix schienen wirklich besser mit dem Verlust der beruhigenden Königlichen Aura zurechtzukommen als andere.
Der Heiler machte sich auf den Weg, und Tomrin und Hanissa folgten ihm. Zwei Soldaten begleiteten sie zu ihrem Schutz – wobei der Junge sich fast sicherer gefühlt hätte, wenn das nicht der Fall gewesen wäre. Wer konnte schon wissen, ob nicht auf halbem Wege bei einem der mit Speeren bewaffneten Insekten der Wahnsinn durchbrach? Doch da seine beiden Bewacher nun einmal da waren, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie misstrauisch aus den Augenwinkeln zu
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