Drachengasse 13, Band 03
verdanken. Hättet ihr den da nicht dingfest gemacht, wäre ich wahrscheinlich tot.“ Mit einem Kopfnicken deutete er in die andere Ecke des Raumes.
Hanissa und die anderen drehten sich um – und bekamen vor Verblüffung den Mund kaum noch zu, denn ein paar Betten weiter lag, bewacht von zwei Heilern und einem Soldaten …
„General Qalrx!“, stieß Tomrin hervor.
Sando kniff sich selbst in die Hand, um zu prüfen, ob er träumte. „Der lebt auch noch?“
Der oberste Verschwörer war nicht bei Bewusstsein. Anmehreren Stellen war sein Körper bandagiert, und auch der Kopf war teilweise mit Verbandszeug umwickelt, das die Xix mit einer speziellen Heilpaste aus gestampftenKräutern beschmiert hatten, wie Quox ihnen erzählte.
„Seine ‚Kriegeruntertanen‘ haben ihm eine ganz schöne Abreibung verpasst, aber er wird’s überleben“, sagte Quox und klickte leise. Die Gesichter seiner menschlichen Besucher schienen ihn sehr zu amüsieren. „Genau wie ich.“
„Und was geschieht dann mit ihm?“, fragte Sando.
„Die Xix werden sich um Qalrx und seine Mitverschwörer kümmern“, antwortete Ritter Ronan. „Sie haben Baron Berun und mir versichert, dass sie ihnen helfen wollen, ihren Größenwahn zu überwinden.“
Das klang in Hanissas Ohren nach einer fast zu geringen Strafe – aber die Xix waren nun mal ein friedliebendes Volk. Jetzt wieder. Sie lächelte in sich hinein.
„Ich habe gehört“, sagte Quox, „dass die Königin in Zukunft noch enger mit dem Palast des Barons zusammenarbeiten möchte.“
„So ist es“, bestätigte Ritter Ronan. „Und mit dem Steinrat der Zwerge, dem Minotaurischen Horn, dem Elfenhof und allen anderen Volksvertretungen innerhalb Bondingors.“
„Keine Geheimnisse mehr“, sagte Tomrin leise.
„Keine Geheimnisse mehr.“ Tomrins Vater nickte. „Dennwahrer Zusammenhalt entsteht allein aus Offenheit.“
„Nur ein Geheimnis müssen wir dich bitten zu wahren“, sagte Hanissa zu Quox. Sie nickte unauffällig in Flecks Richtung. „Seine Geschichte ist etwas kompliziert, musst du wissen. Wir erzählen sie dir gern mal, aber sie darf nicht an die Öffentlichkeit dringen, sonst gibt es sicher Ärger.“
„Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst“, erwiderte Quox scheinbar verwirrt. „Ich muss mir den Kopf angeschlagen haben, als ich verletzt auf die Brücke fiel. Ich erinnere mich an kaum etwas aus den Minuten zuvor.“ Er zwinkerte ihr zu.
Sie grinste. „Danke.“
„Was ist mit den anderen Xix?“, fragte Tomrin besorgt. „Haben die nicht auch mehr gesehen, als sie sollten?“
Quox schüttelte den Kopf. „Keine Sorge: Die erwachsenen Xix haben zwar einen riesigen Drachen gesehen, glauben aber entweder, dass es ein Flugdrache der Stadtgarde war, oder sie halten das inzwischen für ein Trugbild, das ihnen ihr Wahnsinn bereitete.“
„Und deine Aufzuchtgruppe?“, wollte Hanissa wissen.
„Die?“ Abermals lächelte der Insektenjunge. „Die haben doch von den Geschehnissen in der Hauptkammer gar nichts mitbekommen. Ein Märchen vom riesigen Drachen, der vom Himmel fiel, glauben die den Erwachsenen bestimmt nicht.“ Er wiegte den Kopf. „Nur Xaxl wird vielleicht misstrauisch. Aber um den kümmere ich mich schon. Ich sage ihm, Fleck sei ein Spezialagent der Königin – das wird ihn begeistern.“ Quox wirkte sehr zufrieden mit sich.
Hanissa atmete auf. Manchmal haben auch wir mehr Glück als Verstand , dachte sie und strich dem kleinen Drachen über die schuppige Schnauze.
„Und jetzt?“, fragte Sando. „Die Xix haben ihre Königin wieder. Brechen wir auf? Ich müsste Osrum noch seine Spürechse zurückbringen.“
„Und ich nach Feylor von Garsting sehen“, erwiderte Ritter Ronan seufzend. „Ich hoffe, er hat nicht zu viel Unheil in Bondingor angerichtet, während wir hier eingesperrt waren.“
Quox blickte verwirrt drein. „Was könnte er denn angestellt haben?“
„In zehn Stunden?“ Sando zwinkerte ihm zu. „Einen Krieg mit den Zwergen anzetteln?“
„Die Schlösser im Palast des Barons auswechseln?“, schlug Tomrin vor.
„Die Erdbeerbrause von Gumps Getränkekarte streichen?“, sagte Hanissa trocken.
Ritter Ronans Augen weiteten sich in gespieltem Entsetzen. „Ich glaube, ich beeile mich besser …“
Drachengasse 13 Band 3
Das Geheimnis der Xix
© 2012 SchneiderBuch
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
Gertrudenstraße 30–36, 50667 Köln
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Titelbild und Innenillustrationen: Michael
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