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Drachengasse 13, Band 04

Drachengasse 13, Band 04

Titel: Drachengasse 13, Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Perplies
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Gange!
    HanissahattedieAugengeschlossenunddenKopfindenNackengelegt.IhreLippenbewegtensichlangsam,undihreHändefuchteltendurchdieLuft,alswebtensieeinNetzausunsichtbarenFäden.KeinezweiSchrittvonihrentferntschiensichderMagisteringenaudiesenverheddertzuhaben.DeralteMannstandsoreglosda,alshabeihnderBlitzgetroffen.AusschreckgeweitetenAugenstarrteerHanissaan.SchweißtropfenstandenaufseinerStirn,liefenihmüberdieWangenunddiespitzeNasehinab.SeinGesichtwarkreidebleich,unddasschiennichtdemschwachenMondlichtgeschuldetzusein.
    Dann brannte plötzlich die Nacht! Zumindest kam es Fleck so vor, als er sich völlig verängstigt ins Dickicht der Büsche duckte. Dünne Lichtblitze erschienen wie aus dem Nichts. Sie gingen von Hanissas fuchtelnden Händen aus, peitschten dem Graubart entgegen und hüllten diesen fast gänzlich ein. Wenn sie seinen Leib berührten, zuckte der Zauberer schmerzerfüllt zusammen, doch kein Laut kam über seine Lippen.
    Nein, das war nicht Nissa! Das konnte sie nicht sein. Nie zuvor hatte Fleck gesehen, dass sie einem anderen Wesen absichtlich Leid zufügte. Und der Zauber, den sie da wirkte, schien viel zu böse und gewaltig.
    Der junge Flugdrache begriff nicht, was er sah, aber er spürte, dass es falsch war. Falsch und erschreckend.
    „Gebt sie mir!“, schallte eine fremde Stimme aus Hanissas Mund, tief und fordernd. „Gebt mir Eure Kraft, alter Mann! Mein Meister braucht sie dringender als Ihr. Und ich bin sein gehorsames Werkzeug.“
    „N…Niemals“, stieß der Zauberer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es schien ihn unendlich viel Mühe zu kosten. „W…Was immer … Ihr seid … ich gebe … Euch nichts!“
    Das Wesen, das wie Hanissa aussah, lachte hasserfüllt auf. „Ihr könnt Euch meiner nicht erwehren, Graubart. Seht Ihr das nicht? Nur ein kleines Kind steht vor Euch, und doch ist es Euch mehr als gewachsen. Ergebt Euch und lasst mich Eure magische Energie in mich aufnehmen! Der Meister ist hungrig.“
    Der Zauberer war weiß wie eine Wand. Haardünne Fesseln aus brennender Energie hielten ihn an Ort und Stelle, und er wand sich stöhnend in ihrer grauenvollen Umklammerung. „Wer … seid … Ihr?“, keuchte er. „Und wer … ist dieser M…Meister?“
    Die falsche Hanissa hob die rechte Hand, ballte sie zur Faust und jagte eine Kugel aus Magie auf den Magister zu.
    Fleck vergrub die Schnauze unter den Vorderpfoten. Ein Winseln kroch seine Kehle hinauf, doch er wagte nicht, es ins Freie zu entlassen. Hinter seiner Stirn begann es zu zucken und ziehen – wie üblich, wenn seine Verwandlung in den Nachtfresser kurz bevorstand. Doch dieses Mal strengte er sich an, die Verwandlung zu verhindern. Er durfte das Hanissa-Wesen nicht auf sich aufmerksam machen.
    DiemagischeKugelhattedenMagisterinzwischenerreicht.DerMannwirktenunfastwieeinGeist.SeinganzerKörperleuchtetefahl,undderScheinwurdezueinerArtNebel,derzuHanissahinüberwehte.Erverschwandinihren Augen, Ohren, ihrem Mund und der Nase.
    Kaum hatte sie den Dunst vollkommen aufgenommen, ließ Hanissa die magischen Fesseln um Magister Kleiblatt verschwinden. Dazu schien sie nur eine weitere Handbewegung und ein paar lautlos gemurmelte Worte zu brauchen. Das Brennen erlosch, und der Zauberer war wieder frei.
    „Was … Wie … “, stammelte er verwirrt und fuhr sich mit zitternden Händen über das schweißnasse Gesicht. Er blinzelte, als sei er gerade aus einem Traum erwacht, an den er sich nicht mehr erinnern konnte. Dann fiel sein Blick auf Hanissa. „Was … Was machst du denn hier, mein Kind?“ Er stockte. „Ist dir, äh, nicht kalt oder so?“
    Das Mädchen, das Fleck so gut zu kennen geglaubt hatte, schüttelte lächelnd den Kopf. „Nicht im Geringsten, Magister Kleiblatt“, antwortete sie mit der altbekannten Hanissa-Stimme. „Im Gegenteil: Mir ging es seit einer Ewigkeit nicht mehr so gut wie jetzt. Aber Ihr wirkt ein wenig kränklich.“
    Magister Kleiblatt griff sich stöhnend an den Kopf. „Ja, ich … ich fühle mich tatsächlich nicht besonders. Wie eigenartig! Magst du mich zurück zu den Wohngebäuden begleiten?“
    Erst nachdem die beiden in den Nebelschwaden verschwunden waren, wagte Fleck sich aus seiner Deckung. Abermals schnupperte er Hanissa hinterher – vergebens. Nichts roch hier nach Äpfeln, Seife und Kräutersud. Gar nichts.
    Irgendwo im Botanischen Garten schrie eine einsame Eule. Der Laut klang klagend und unheilvoll zugleich. Fleck zuckte zusammen, machte auf den Fersen kehrt und rannte so

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