Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
zerknitte r tes T-Shirt.
    »Nein.« Er goss sich Kaffee ein und sah hinüber zu dem Rosenbeet beim Haus. Im zarten Morgenlicht konnte er eben noch die Spuren erkennen, wo die lockere Erde durch den Aufprall eines schweren G e wichts platt gedrückt worden war.
    Sarah putzte sich geräuschvoll die Nase. »Kein g u ter Tag für Heuschnupfen. Wieder mal.«
    »Der Kaffee ist kalt.«
    »Dann mach neuen. Ist doch nicht meine Schuld, wenn du so spät aufstehst. Warum hast du denn so eine miese Laune?«
    Stephen antwortete nicht. Er goss sich eine zweite Tasse kalten Kaffee ein. Dann sagte er: »Musst du heute Morgen noch weg?«
    »Nö. Ich hab erst nach dem Mittagessen Besicht i gungen. Da hab ich mir gedacht, ich bleibe bei dir und Michael. Ich hab von euch in letzter Zeit nicht viel g e sehen.« Sarah setzte ein gewinnendes Lächeln auf, a ber Stephen sah weiterhin verdrossen aus. Sie zwang sich ruhig zu bleiben. »Hast du gestern Abend Mich a el gesehen?« Sie bemühte sich um einen frö h lichen Ton.
    Stephen sah sie an. Er nickte.
    »War mit ihm alles okay? Ich hab ihn nämlich u n ter einem Vorwand zu Mr Cleever geschickt. Er wollte sich mit ihm über … na, du weißt schon, u n terhalten. Ich weiß nicht, ob ich das richtig gemacht hab, aber vielleicht hilft es ja … «
    »Es hatte garantiert eine Wirkung.«
    »Oh. Gut. Ich hoffe, es war richtig.«
    Stephen lehnte sich zurück und reckte den Hals, weil der immer noch schmerzte, und sah hoch in den Himmel. Er gähnte mit offenem Mund. Das bisschen Schlaf in den wenigen Stunden vor Morgengrauen hatte ihm nicht viel gebracht. Sein ganzer Körper protestierte.
    Er hoffte, dass Sarah ihre Absicht ändern und doch wegfahren würde. Er musste mit seinem Bruder ein paar Dinge besprechen.
    Nachdem Stephen nach dem Sturz von Miss Sa w croft eine Zeit lang am Fenster gewartet hatte, wollte er seinen Bruder aufwecken, aber ohne Erfolg. M i chaels Atem ging langsam und tief wie im Tie f schlaf. Um seine Augen war ein rötlicher Rand und er war blass.
    Schließlich hatte Stephen ihn ins Bett gewuchtet und war nach unten gegangen, hatte alle Lichter a n gemacht und die Schlösser kontrolliert. Ihm war vor lauter Müdigkeit und Anstrengung fast übel gewo r den, aber die Bedrohung von draußen hatte aufg e hört. Das Jucken in seinen Augen, die nach dem Blick auf die Reptilienseelen stark gebrannt ha t ten, hatte nach dem Vorfall am Fenster aufgehört. Der Angriff war vorbei.
    Für den Moment jedenfalls.
    »Da bist du ja, wenigstens einer von euch besitzt genug Anstand und hat Hosen angezogen.«
    Stephen hatte nicht gesehen, wie Michael an der Küchentür aufgetaucht war, und musterte ihn jetzt mit scharfem Blick. Michael hatte sich anscheinend gewaschen und ordentlich angezogen, aber sein Gesicht sah einfach schrecklich aus. Er wirkte beno m men, und in seinen Augen war eine Leere, die bei Stephen Unbehagen auslöste, obwohl er seinem Bruder lässig guten Morgen wünschte. B e stimmt fielen Sarah diese Augen auch auf, und dann würde sie wieder an Toms Verdächtigungen denken.
    Aber Sarah schien gar nichts zu bemerken. »Die Tassen stehen in der Küche«, sagte sie. »Ich hab so früh mit euch noch gar nicht gerechnet. Pampelm u sen sind im Kühl … «
    »Ich hab die Gemeindeblätter nicht bekommen«, unterbrach Michael sie mit ausdrucksloser Stimme, während er über den Rasen ging.
    »Oh, das macht nichts … «
    »Aus dem einfachen Grund, weil es sie nicht gibt.«
    »Ich weiß nicht … « In ihrer Verwirrung lief Sarah rot an. Stephen runzelte die Stirn. Seine Augen ha t ten leicht gekribbelt.
    Michael stützte sich auf eine Stuhllehne und sah seine Schwester nachdenklich an.
    »Warum hast du mich zu Cleever geschickt? Was sollte das? Hast du geglaubt, er würde mir ins G e wissen reden? Ich hab dir gestern Morgen die Wah r heit gesagt, aber das hat dir wohl nicht genügt. Noch vor dem Abend hast du mich verkauft, bloß, damit d u deinen Seelenfrieden wieder hattest. Aber glaub nur nicht, du kannst mich für dumm verkaufen. Nie wieder. Ich will bloß eines wissen: War das seine Idee oder deine?«
    Stephen rührte sich. »Lass das, Michael.«
    Aber Michael reagierte nicht.
    »War das seine Idee oder deine?«, wiederholte er mit lauter werdender Stimme. »War es seine Idee oder deine?«
    Jetzt hatte Sarah genug. »Es war seine Idee! Bist du jetzt zufrieden? Ich hab mir Sorgen gemacht. Er hat gesagt, er will mit dir reden. Falls das ein Fehler war, entschuldige ich mich.

Weitere Kostenlose Bücher