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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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schneller, bis das hüpfe n de Kind strauchelte und stürzte.
    Schon wieder das Wort Siegel! Beinahe hätte ich gejauchzt! Und Feuer – das bezog sich gewiss auf den Drachen! Aber was bedeuteten die Worte?
    »Über der Felszinne«: Es gibt viele Felsgrate auf dem Wirrim – den Raben, den Taubenschwanz, den Alten Zeh, die Hohe Kuppe … es ließ sich unmö g lich sagen, welcher damit gemeint war. Aber eines war klar – der Drache war irgendwie mit dem Wirrim verbunden, mit diesem Vers und mit dem Ortsn a men.
    Mir fiel wieder die Bedeutung von Wirrinlow ein, der alte Name für den Pit, diese große Senke oben auf dem Wirrim. Dass sich der Name von Wyrm-hlaew ableitet – Lindwurmhügel, Drachenhügel – muss doch jedermann einleuchten, wenn er nicht zu dumm ist.
    Langsam enthüllte sich mir ein immer wiederke h rendes Bild.
    »Zwischen den Bäumen steht eine Burg«: Das war unverständlich. Vielleicht bezog sich das auf eine Burg, die Wyniddyn erbaut hatte. Vielleicht war dort seine letzte Ruhestätte.
    Doch das ließ sich nicht mit Sicherheit sagen.
    »Unter der Burg da liegt das Siegel«: Es erscheint doch sehr wahrscheinlich, dass Wyniddyn die Burg nach seinem Sieg über den Drachen erbaute. Er ve r grub das Siegel tief in der Erde, um es zu schützen, und errichtete darüber das Gebäude.
    Wo hätte dieses Gebäude stehen können? Ich kann nur raten, und das führt mich zurück an den Anfang: zur Kirche von St. Wyndham. Wir wissen nicht, wann Wyniddyn gelebt hat, doch es muss vor der Entstehung der walisischen Dichtung gewesen sein, und demnach vor dem 6. Jahrhundert. Im 11. Jah r hundert stand dort schon eine sächsische Kirche. B e reits Jahrhunderte zuvor hatte das Christentum seinen Einzug gehalten. Eine Burg oder eine Art Tempel, die mit dem Zauberer-Krieger Wyniddyn in Verbi n dung gebracht wurde, wäre für die Kirche s i cherlich ein Problem gewesen. Die Kirche hätte die Bede u tung jenes Mythos für die Ortsansässigen nicht n e gieren können und rasch handeln müssen, um die alten Überlieferungen mit dem neuen Glauben zu verbinden. Das geschah am besten, indem man beide miteinander verwob. Ich glaube deshalb, dass die Kirche auf den Grundmauern der alten heidnischen Burg errichtet und Wyniddyn zum inoffiziellen örtl i chen Heiligen gemacht wurde.
    Falls Wyniddyns Siegel noch existiert, liegt es i r gendwo unter der Kirche oder innerhalb des Ki r chengrundstücks.
    Wie kann dieses Siegel ausgesehen haben? Das weiß niemand, aber augenscheinlich besitzt es die Zauberkraft, die der Zauberer einsetzte, um das Feuer seines gefährlichen Feindes zu besiegen. Zweifellos ist es am besten für Fordrace, wenn es ungestört dort bleiben kann, wo es ist!
     
    WlRRINLOW
     
    An dem »Drachenhügel« hängt eine lange Geschic h te volkstümlicher Überlieferungen.
    (Hier folgten nun die Geschichten von Marjorie Faversham, Meg Pooley und Mary Barratt, die Tom am Tag zuvor in der Bibliothek gelesen hatte.)
     
    Die freundliche alte Frau aus dem Dorf gab nach e i nigem Zögern zu, dass der Pit ein Schauplatz von »schlimmen Geschichten« war, aber sie wollte sie mir nicht erzählen.
     
    Überlieferte Legenden u nd Sagen
     
    Interessanterweise betrifft ein Großteil der jüng e ren Sagen einen der Bauernhöfe an den Ausläufern des Wirrim.
    Auf der Karte der amtlichen Landvermesser liegt der Hardraker-Hof fast genau in der Mitte zwischen der Kirche von Fordrace und dem Wirrinlow. Es ist ein sehr altes Gehöft, und früher hatte wohl einmal viel Land dazu gehört, doch mittlerweile ist der B e sitz stark geschrumpft. Eine der Geschichten meiner Informantin bezieht sich auf einen Hofbesitzer, der vor mehreren hundert Jahren dort lebte.
    »Der böse John Hardraker war ein Zauberer. Man erzählte sich Geschichten, dass er sich mit Geistern traf, und Schlimmeres. Wenn er jemanden auf dem Hügel erwischte, verwünschte er ihn. Fliegen konnte er auch, nachts flog er über die Dorfkirche. Einmal war nach Einbruch der Dunkelheit noch ein Mädchen auf dem Hügel, sie hatte sich mit ihrem Schatz in Stanbridge getroffen und verspätet auf den Heimweg gemacht.
    Wegen der späten Abendstunde war sie ziemlich verängstigt und schaute beim Laufen immer hinter sich.
    Tja, sie sah sich um und sah sich um, und plötzlich sah sie in großer Entfernung, wie ein Mann ihr fol g te. Er war schwarz gekleidet und trug einen langen Umhang. Na, dann hat sie sich aber beeilt, das kann ich Ihnen sagen, aber etwas später konnte sie nicht

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