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Drachenglut

Titel: Drachenglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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tisch Klosterchroniken, aber es dauerte viele Jahre, bis ich eine Spur von ihm fand.
    Mein Suchen wurde schließlich in Oxford belohnt. Während meines Studiums walisischer Gedichte aus dem 6. Jahrhundert stieß ich in einer Aufzählung von Helden auf die Erwähnung eines gewissen Wyni d dyn. Das Gedicht beinhaltet diesen Vers:
     
    »Aus dem Westen kam ein wutentbrannter Wyni d dyn
    Mit eisigem Herzen, mit Eiche und Eisen.
    Er stieß auf das ekle Wesen mit den roten Klauen,
    Eisen gegen Feuer, Zahn gegen Hand.
     
    Bei dem Zusammenprall wurden Männer zu Asche,
    Unser weißes Holz wurde schwarz.
    Doch der Ring war geschlossen,
    Ein Ring aus Stein,
    Und das Siegel wurde gemeißelt.
    Dann kroch das sterbende Feuer feige in die Erde
    Und Wyniddyn ruhte sich aus.«
     
    Was wissen wir über diesen Helden? Sein Ruhm b e ruht auf dem Sieg über einen schrecklichen Feind, einen Feind, dessen Waffen Zähne, Klauen und vor allem Feuer waren. Nach einem heftigen Kampf, in dem viele Männer umkamen, wurde der Feind b e siegt, und helles Holz (Bäume? Speere?) verkohlte.
    Glaubt man dieser walisischen Quelle, dann b e kämpfte Wyniddyn seinen Feind mit Eiche und Eisen – höchstwahrscheinlich mit einem Speer. Der Feind verschwand danach in der Erde, und anscheinend wurde er dazu durch einen Ring aus Stein und i r gendein gemeißeltes Siegel gezwungen. Das deutet darauf hin, dass Wyniddyn nicht nur ein Krieger, sondern auch ein Zauberer war. Vielleicht war seine Zauberkraft stark genug, um die F lammen seines Gegners zu besiegen, aber nicht stark genug, um ihn ganz zu zerstören.
    Wer war dieser Feind? Wohin ist er geflohen? Was war das für ein Siegel? Viele Fragen blieben offen, aber eine beschäftigte mich ganz besonders. Ich hegte den Verdacht, dass dieser Wyniddyn ni e mand anderer als der geheimnisvolle St. Wyndham von Fordrace war. Wales ist nicht weit entfernt, und in unserer Region gibt e s viele Überschneidungen von keltischem und angelsächsischem Kulturerbe.
    Auf die Bestätigung meiner Theorie musste ich lange warten. 1892 erhielt ich die Erlaubnis zur Ei n sicht in die Handschriften von Kloster Hoston, das nur knapp fünfzehn Meilen von Fordrace entfernt liegt. Unter den Handschriften war auch eine Gebet s rolle, die auf das 14. Jahrhundert datiert wurde, und eines der Gebete enthielt Zeilen, die, bei mir Her z klopfen verursachten:
     
    »Rühme auch den blassen Wyniddham,
    Durch dessen Siegel der Lindwurm besiegt wu r de.«
     
    Ich h egte keinerlei Zweifel, dass der W y mddyn aus dem walisischen Gedicht und der Wyniddham aus dem Hoston-Manuskript ein und derselbe waren. Außer der Namensgleichheit gab es da auch noch die Betonung des Siegels, mit dem der Feind besiegt wurde. Nun war auch der Feind identifiziert – ein Lindwurm: das alte Wort für Drachen.
    Es bedurfte keiner großen Kühnheit, um diesen l e gendären Helden mit dem St. Wyndham von Fordr a ce in Verbindung zu bringen. Sogar die Ortsbezeic h nungen weisen darauf hin. Mr Limmins stimmt me i ner Theorie nicht zu und hat mich auch in seinen Druckwerken verleumdet, aber wer könnte jetzt noch bestreiten, dass Fordrace sich von Fyr-draca (Dr a chenfeuer) ableitet und dass der Name Wirrim (und wie eindeutig das jetzt erscheint!) sich von Warm – oder Wurm – ableitet.
    Ich jubelte. Das war der Durchbruch! Nun würde man endlich diese vage, aber seit Jahrhunderten ü be r lieferte Sage besser verstehen können, die meine Wissbegierde bereits entfachte, als ich noch ein kle i ner Junge war.
     
    Hiesige Sagen von der Burg u nd vom Siegel
     
    In den vielen Jahren meiner Nachforschungen traf ich auf nur eine Person, die bereit war, ausführlich über die Fordrace-Sagen zu sprechen. Diese Frau hatte ihr ganzes Leben im Schatten des Wirrim ve r bracht und in all ihren sechzig Jahren nie das Land verlassen. Im Gespräch mit ihr erhielt ich den ersten Hinweis darauf. dass die alte Wyniddyn-Legende immer noch lebendig war.
    Als wir uns eines Tages über unsere Kindheitse r fahrungen und Kinderspiele austauschten, erzählte sie, dass sie damals den folgenden Reim gelernt ha t te:
     
    »Über der Felszinne
    Lauert ein Feuer
    Zwischen den Bäumen
    Steht eine Burg
    Unter der Burg
    Da liegt das Siegel.«
     
    Die alte Frau kannte die Bedeutung dieses Verses nicht, er war für sie nichts weiter als ein Nonsensvers aus ihrer Kindheit. Sie hatte ihn immer beim Sei l springen mit i hren Freundinnen aufgesagt. Sie wi e derholten ihn dann immer schneller und

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