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Drachengold

Drachengold

Titel: Drachengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Novik Naomi
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nicht sehen können?«
    Laurence war sich ganz sicher, auch wenn die tiefen Furchen, die Temeraires rastlose Klauen immer wieder in den Sand zogen, Ausdruck der starken Beunruhigung des Drachen waren. Mehr Zugeständnisse konnte Laurence Temeraire jedoch nicht abringen: Er und Granby hielten eine Viertelmeile Abstand zum Lager und hatten nichts zu tun, als herumzusitzen und sich von Drachen in der Größe von Fregatten vor einer Gruppe von abgerissenen und hoffnungslosen Schiffbrüchigen bewachen zu lassen.
    Kulingile hatte die Sache auf die Spitze getrieben, indem er vom Strand weg zu einer Felseninsel nicht weit vom Ufer entfernt geflogen war. Dort hockte er auf den Hinterläufen; in seinen gewölbten Klauen bewachte er Demane, von dem allerdings von Zeit zu Zeit Einwände zu hören waren. Immer mal wieder winkte Demane nachdrücklich zum anderen Ufer, doch Temeraire war fest entschlossen, seine Aufforderung, herüberzukommen und ihn zurückzuholen, nicht zu verstehen.
    Â»Du kannst doch nicht wollen, dass ich mich so über Kulingiles Willen hinwegsetze«, sagte er, »und ich bin mir sicher, dass ihm im Augenblick alles wie eine Provokation vorkommen würde. Nicht, dass ich Kulingile im Kampf nicht überlegen wäre, aber ich lege keinen Wert darauf, das unter Beweis stellen zu müssen.« Er selber hatte sich in einem schützenden Bogen hingelegt, und Iskierka hatte einige ihrer zusammengerollten Körperwindungen über seine Hinterbeine gelegt. Auf diese Weise ineinander verschlungen, bildeten die beiden eine unüberwindliche Mauer um Laurence und Granby.
    Â»Himmel, Ferris, nun gucken Sie doch nicht so mürrisch«, sagte Granby, als Ferris den Strand entlanggetrottet kam, um wieder einmal Bericht zu erstatten. »Die verdammten Narren tun mir ja leid, aber im Endeffekt ist es auch nicht schlimmer, von einer Drachenklaue erwischt zu werden, als am Galgen zu baumeln, und sie sind allesamt Meuterer. Es kann ja wohl nicht noch mehr passiert sein, seitdem wir hier herumsitzen und zuschauen.«
    Â»Ach nein?«, polterte Ferris los und war so aufgebracht, dass er alle Förmlichkeiten vergaß, obwohl sich Flieger gewöhnlich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließen. »Es gibt kaum mehr Zwieback, der uns ausgehen könnte: Einige der großen Palmen sind umgestürzt und in den Bach gefallen, der dadurch so gestaut wurde, dass die letzten Stunden lang ein stetiges Rinnsal die neue Grube unter Wasser gesetzt hat.«
    Die Grube stand rund fünf Zentimeter unter Wasser, und der Schlamm stank nach verdorbenem Pökelfleisch. Alle unten liegenden Fässer waren im Matsch versunken. Ferris hatte bereits einige Männer damit beauftragt, die ruinierten Fässer aufzustemmen und alles an Zwieback, was nicht vollgesogen war, herauszuholen und in neue Behältnisse umzufüllen, die rasch und notdürftig aus Palmenblättern angefertigt worden waren. Beinahe die Hälfte der ohnehin schon nicht ausreichenden Verpflegung war unbrauchbar geworden.
    Â»Wir wären wahrscheinlich ohnehin schon verhungert, wenn Kulin gile unsere Reihen nicht so ausgedünnt hätte«, sagte Granby und ließ sich erschöpft wieder in den Sand fallen, nachdem er aus der Entfernung die Situation in Augenschein genommen hatte. »Oder werden wir trotzdem alle draufgehen?«, wandte er sich fragend an Gong Su.
    Â»Ich fürchte, wir könnten in zwei Monaten ziemlich hungrig werden«, sagte Gong Su. Laurence nahm an, dass er auf diese Weise diplomatisch zum Ausdruck bringen wollte, dass sie dann wahrscheinlich Tag für Tag würden auslosen müssen, wer etwas zu essen bekommen sollte.
    Aber das würde nicht alle betreffen. Er würde nicht verhungern, und Granby und Demane genauso wenig. Sie durften keinesfalls an Unternährung sterben, ja sie durften nicht einmal so hungrig werden, dass es ihre Drachen beunruhigen würde. Laurence wandte den Blick ab, seine Finger hatte er auf seinen Gürtel gelegt, und er trommelte auf den herabbaumelnden Ring, an dem sonst gewöhnlich das Geschirr befestigt wurde. Die Franzosen hatten ihnen ansonsten alles abgenommen.
    Â»Vielleicht könnten die Drachen einen Wal fangen«, schlug Granby vor. »Ich schätze, ein Wal könnte uns einen weiteren Monat lang satt machen, auch wenn wir schon bald die Nase voll davon haben werden, nichts als Fleisch zu essen.«
    Â»Wahrscheinlich werden sie

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