Drachengold: Roman (German Edition)
besprechen gehabt.«
»Iskierka hat eine geradezu absurde Schwäche für Maila, nur weil er sich davon beeindrucken lässt, dass sie derart gut gekämpft hat und Feuer spucken kann«, beschwerte sich Temeraire bei Laurence. »Dabei ist das doch albern; sie haben hier schließlich selber Feuerspucker.«
»Ziemlich kleine Tiere, wenn man nach denen geht, die wir bislang zu Gesicht bekommen haben. Und die haben auch keine sehr große Reichweite, mein Lieber«, erklärte Laurence. Temeraire schnaufte; er verstand nicht, warum das so einen großen Unterschied machen sollte.
»Wenn wir irgendeinen Hinweis darauf hätten, dass die Herrscherin der Inka Napoleon nicht heiraten will …«, setzte Hammond an. »Wenn Maila vielleicht unter vier Augen …« Er warf Laurence einen Blick zu und ergänzte eilends: »Ich will natürlich nicht damit andeuten, dass Iskierka ernsthaft sein Vertrauen missbrauchen soll, aber eine Anspielung … ein Anlass zu glauben … Sie bräuchte ja nur eine Andeutung zu machen …«
»Ich bin davon überzeugt, dass sie überhaupt nichts weiß«, verkündete Temeraire, marschierte entschlossen zum Hof, stieg in die Luft und riss ein paar Vikunjas zum Abendessen. Als er sie zurückbrachte, stellte er jedoch fest, dass Gong Su bereits beschäftigt war. Maila hatte zwei Schweine – echte Schweine, die aus dem Handel mit den Kolonialmächten stammten – als Geschenk überreicht. Iskierka hockte auf dem Hof und sah zu, wie Gong Su die Tiere am Spieß briet, und sie wirkte, man konnte es nicht anders nennen, ausgesprochen zufrieden mit sich und der Welt.
»Nein, danke«, entgegnete Temeraire kühl, als ihm ein Stück Schwein angeboten wurde.
»Ich nehme deine Portion, wenn du sie nicht willst«, mischte sich Kulingile ein.
»Nur zu«, sagte Temeraire. »Ich werde warten, bis meine eigene Jagdbeute fertig ist. Vielleicht könnten Sie sich darum kümmern, Gong Su? Das Schweinefleisch sieht in meinen Augen nicht besonders frisch aus.«
»Es schmeckt aber ganz ausgezeichnet«, sagte Kulingile und biss knirschend einen Rippenbogen durch. Temeraire setzte sich so, dass ihm der Wind nicht den Duft des Schweinebratens in die Nase steigen ließ, und ignorierte das allgemeine Festgelage.
»Ich hoffe«, sagte Hammond, »ich hoffe nur, Kapitän Laurence, dass wir keine Schwierigkeiten bekommen. Ein offener Streit dürfte sich höchst nachteilig auf unser Anliegen auswirken. Churki hat mir versichert, dass ein Zweikampf, selbst wenn er mit einem Sieg von Temeraire ausgeht – worauf wir natürlich hoffen müssen, wenn denn ein solcher Fall eintritt –, uns nicht besser dastehen lassen würde, als wenn er mit einer schändlichen Niederlage endete. Maila genießt nicht nur großen Respekt, sondern er wird auch als Wächter über das Königshaus angesehen, und jede Verletzung, und sei es auch nur seiner Ehre, würde auf allgemeine Missbilligung stoßen.«
Laurence sah gelassen hinüber zum Hof. Maila war erneut gekommen und plauderte am entgegengesetzten Ende des Platzes mit Iskierka, allerdings zu leise, als dass man hätte mithören können. Ihre Köpfe hatten die beiden Drachen vertraulich und wie zwei Verschwörer zusammengesteckt. Temeraire saß näher an der Unterkunft der Engländer und hörte mit stolz in die Luft gerecktem Haupt zu, wie Sipho ihm Gedichte vorlas. Jedenfalls tat er so. In Wahrheit war sein Kopf nämlich ein winziges Stück schief geneigt, was ihm, seinen Berechnungen nach, die besten Chancen zum Belauschen des in einiger Entfernung geführten Gespräches lieferte. Als Sipho kurz innehielt, um eine Frage zu stellen, dauerte es einige Augenblicke, ehe Temeraire den Blick senkte und ihm etwas erwiderte.
»Es fällt mir nicht leicht, Ihnen zu antworten, Mr Hammond«, sagte Laurence. »Ich würde nicht sagen, Temeraires Gemüt sei in der Weise involviert, dass Iskierka ihm wirklich Kummer bereiten könnte. Vielmehr scheinen mir die Entwicklungen weitaus mehr an seinem Stolz als an seinem Herzen zu nagen.«
»Der Grund ist nicht so wichtig«, meinte Hammond, »wenn beides zum gleichen Ergebnis führen sollte. Die Frage ist nur, ob Sie Temeraire zügeln können. Und ich muss betonen, dass es immer offensichtlicher wird, wie wichtig es ist, ihn im Griff zu behalten.«
Laurence gefiel es ganz und gar nicht, dass er sich nicht sicher war, ob dies in seiner Macht stünde, und es gefiel ihm noch viel weniger, eine solche Angelegenheit mit Hammond zu besprechen. Er entschuldigte sich und trat
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