Drachengold: Roman (German Edition)
hätte ich nicht im Traum gedacht, da könnte was dran sein, und noch weniger, Hammond halte es tatsächlich für möglich, dass es dazu kommt, und jetzt …« Granby brach ab.
»Ich weiß einfach nicht, was ich dir raten soll«, sagte Laurence bedrückt. Damals in China hatte es ihm genauso widerstrebt, eine bloße Schachfigur in Hammonds Verhandlungen zu sein, doch schließlich hatte alles zu einem vorteilhaften Ende für ihn geführt. Das augenblickliche Vorhaben würde für Granby allerdings eine weitaus größere Umwälzung in seinem Leben bedeuten.
»Es ist viel schlimmer als das«, sagte Granby. »Laurence, ich kann sie nicht heiraten. Ich weiß, dass ich sofort den Mund hätte aufmachen müssen und nicht so lange hätte warten dürfen, aber … Es hätte kaum einen großen Unterschied gemacht, wo doch Iskierka die ganze Angelegenheit so lange heimlich vorangetrieben hat. Aber ganz gleich: Ich kann es … Ich kann es einfach Hammond nicht sagen. Ich vertraue ihm nicht. Aber wenn ich es ihm nicht erkläre, dann weiß ich nicht, wie ich … was ich …« Granby brach sein untypisches Gestammel ab, fuhr sich mit der Hand übers Kinn.
Laurence starrte ihn an. »Bist du etwa schon verheiratet?«, fragte er zweifelnd.
»Ich? Himmel, nein, wenn es nur so wäre!«, sagte Granby. »Meine Schwester wollte mir eine ihrer Freundinnen vermitteln. Wenn ich sie doch nur alles hätte arrangieren lassen! Ich schätze, nicht einmal Hammond könnte mich zur Bigamie drängen. Nein, Laurence, ich … ich bin … anders.«
»Was?«, fragte Laurence verblüfft. Diese Praktik war ihm als Mann der Marine natürlich nicht fremd, und er kannte viele angesehene Offiziere, die diese schwere Sünde begingen, was allgemein nicht bekannt war oder stillschweigend geduldet wurde. Aber er hatte immer geglaubt, dass das vom Mangel an Gelegenheiten für ein naturgemäßeres Beisammensein herrührte, wovon bei einem Flieger nicht die Rede sein konnte.
»Tja, ich kenne den Grund dafür nicht, aber bei mir hat es nichts mit Mangel an Gelegenheiten zu tun«, sagte Granby knapp und schwieg dann wieder.
Laurence wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte nie das Gefühl gehabt, dass Granby einen besonders unzüchtigen Lebenswandel hätte, und erst jetzt fiel ihm das Offensichtliche daran auf. »Es tut mir sehr leid«, sagte er nach einer kurzen Pause, »es tut mir wirklich sehr leid.« Ihm kamen diese Worte unpassend für das vor, was Granby ihm soeben anvertraut hatte.
»Oh!« Granby zuckte mit einer Schulter. »Aber weißt du, das macht kaum einen Unterschied. Ich habe nie verstanden, was es für einen Flieger bringen soll, sich ein Mädchen zu angeln, das sich vor einem Drachen zu Tode fürchtet, und es dann für den Rest seines Lebens elf von zwölf Monaten in einem leeren Haus hocken zu lassen, während man selber mit seinem Tier auf einem Stützpunkt lebt. Da könnte ich doch ebenso gut eine verschwiegene Übereinkunft mit einem anderen Offizier haben, als mich auf den Weg in ein billiges Freudenhaus vor den Toren des Stützpunktes zu machen, wie es die anderen Männer tun.« Er machte eine Bewegung mit der Hand, als wolle er die Sache vom Tisch wischen. »Aber jetzt … dieser Wahnsinn …«
»Hm!«, sagte Laurence, nahm all seinen Mut zusammen und fragte: » Kannst du nicht?«, obwohl er wusste, wie indiskret das war. Aber immerhin kannte er zumindest bei der Marine Kapitän Farraway: elf Kinder, eines von jedem Heimbesuch seit seiner Hochzeit, und seine mustergültige Ehefrau dürfte wohl kaum auf Abwegen unterwegs gewesen sein, und schon gar nicht so regelmäßig wie ein Uhrwerk. Also war es ganz offensichtlich nicht zwangsläufig unmöglich …
»Also das würde ich schon schaffen, wenn ich müsste, denke ich«, sagte Granby. »Ich muss es ja ohnehin schon allzu bald mal versuchen, um für Nachwuchs zu sorgen, der Iskierka übernehmen kann. Aber ein- oder zweimal ist nicht das Gleiche wie eine Ehe. Sie wird es mir übel nehmen, die Herrscherin der Inka, meine ich, und warum sollte sie dann nicht einfach sagen: Rübe ab?«
»Und wenn sie es nicht erfahren würde …?«, fragte Laurence zaghaft. »Nicht, dass ich dir zu Unehrlichkeit raten würde«, ergänzte er, »aber wenn du deine Pflichten ihr gegenüber nicht vernachlässigst …«
»Das wird nicht funktionieren«, sagte Granby rundheraus. »Nicht, dass ich ausschweifender als vorher sein würde, aber ich habe auch nicht vor, wie ein Mönch zu leben. Natürlich würde ich
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