Drachengold: Roman (German Edition)
Hof herumlagen. Er bedauerte es, das sagen zu müssen, aber er traute es sowohl Forthing als auch Ferris zu, geduldet zu haben, dass sich einer seiner Männer heimlich zu einem anderen Drachen davongestohlen hatte, nur um im Gegenzug Bestechungsgelder einzustreichen. Temeraire hatte nicht vor, diese Praxis zu tolerieren. Laurence wollte davon schließlich ebenfalls nichts wissen, und auch wenn die Matrosen zu wirklich gar nichts taugten und er sie auch gar nicht als seine Mannschaft ansah, so war er letztendlich doch für sie verantwortlich. Punkt.
Er war zu der Auffassung gelangt, dass nur ein sehr erbärmlicher Drache sich lediglich um eine einzige Person kümmerte. Natürlich war Laurence deutlich wichtiger als alle anderen, danach kamen seine Offiziere und seine Mannschaft, vor allem, wenn er irgendwann endlich auch wieder eine Bodentruppe haben würde. Das aber musste noch lang nicht alles sein. Temeraire sah keinen Grund, warum er sich nicht auch um mehr Männer kümmern sollte, als er auf einen Schlag transportieren konnte, so wie es bei Curicuillor und ihren Nachkommen der Fall war. Außerdem durfte man auch nicht vergessen, dass Temeraires eigener Onkel praktisch für ganz China verantwortlich war, da er der Drache des Kaisers war.
Laurence jedenfalls hatte an der Disziplin der Mannschaft gearbeitet, und die Matrosen benahmen sich nun besser, vor allem jetzt, da Handes nicht mehr da war. Sie murrten ein wenig, aber sie erledigten ihre Aufgaben, und als Ferris sie an die neuen Stoffvorräte setzte, waren sie sogar in der Lage, daraus dem Anlass entsprechende, ansehnliche Mäntel zu schneidern. Ein überzähliger, fadenscheiniger, alter Mantel war geopfert worden, um die Musterteile daraus zu gewinnen. Temeraire wollte nicht, dass die Matrosen verschachert würden, vor allem nicht aus solch einem Grund, und so blieb er immer in ihrer Nähe und hielt ein wachsames Auge auf sie.
»Es fehlt tatsächlich einer von ihnen«, berichtete er am nächsten Morgen aufgebracht, »nämlich Crickton. Ich wünsche auf der Stelle zu erfahren, wohin er verschwunden ist.« Es stellte sich heraus, dass Crickton sich in eine Dienerin verguckt hatte, die auf dem Anwesen des Gouverneurs der östlichen Provinzen lebte.
»Er ist nicht verschwunden«, teilte Ferris eilig Laurence mit, nachdem Temeraire eine Berichterstattung eingefordert hatte. »Er besucht sie nur für eine Weile. Ich habe daran nichts Schlimmes gesehen.«
»Aha«, sagte Laurence kühl.
»Nun ja«, sagte Ferris, »es ist hart für die Burschen, wenn es keine Frauen in der Stadt gibt, wie sie es sonst gewohnt waren. Und, Sir, es ist auch für die Damen hier schwierig, denn sie können nicht ohne große Probleme außerhalb ihres Ayllus heiraten, weil das immer zu langwierigen Verhandlungen führt …«
Crickton war mehrere Male dabei erwischt worden, wie er offensichtlich versucht hatte, sich davonzustehlen, um die junge Frau zu besuchen – auf der Basis von nur wenig mehr Ermunterung als einem ihm zugeworfenen Lächeln vom Eingang der großen Halle her, in der sie lebte. Und jedes Mal war er von Ferris auf frischer Tat ertappt worden. »Ich habe ihm vorgehalten, dass es sich nicht mit seiner Pflicht vereinbaren lässt, wenn er sich auf diese Art und Weise aus dem Staub macht, und er hat daraufhin vorgeschlagen, dass er sie nur besucht und dann wieder zurückkommt. Der Verwalter des Anwesens sah es als gerechtfertigt an, uns zum Dank dafür etwas zu schicken …«
»Für die Hilfe bei der Fortpflanzung, meinen Sie«, stellte Laurence klar, und Ferris sah zuerst entrüstet aus, zuckte dann aber nur mit den Schultern.
»Bei uns läuft das doch nicht anders, Sir«, sagte er. »Ich meine, wenn man einen Drachen hat.«
Laurence sah bedrückt aus und sagte später zu Temeraire: »Mein Lieber, ich hoffe, du erwartest nicht, dass ich … Ich will damit sagen, dass ich nicht … Ich glaube, ich bin nicht bereit für eine Ehe …«
»Bitte denke nicht darüber nach, Laurence«, sagte Temeraire sofort beruhigend. Er verstand Laurence’ Sorgen ganz genau. »Ich würde niemals von dir verlangen, dass du jemanden heiratest, den du nicht magst, nur um Kaiser zu werden. Und statt Kinder hätte ich lieber eine gut ausgebildete Mannschaft.« Dann fügte er hinzu. »Vielleicht bekommt ja Admiral Roland welche für dich, wo Emily doch schon für Excidium vorgesehen ist. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, kommt es mir nicht sehr gerecht vor, dass ich sie abgeben muss, ohne
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