Drachengold: Roman (German Edition)
tief Luft. »Alles liegt gut, und wie wunderbar es sich anfühlt, wieder vernünftig angeschirrt zu sein, Laurence!«, sagte er und sah über seine Schulter zu Laurence, der gerade Platz nahm.
»Ja, ich werde auch froh sein, mich nicht mehr so entsetzlich nutzlos zu fühlen, wenn wir das nächste Mal in einen Kampf geraten«, antwortete Laurence, der selber nicht weniger zufrieden war. Temeraire bemerkte erfreut, dass er und alle Besatzungsmitglieder wieder richtige Karabinerhaken hatten, die dafür sorgten, dass sie an Bord viel besser gesichert waren.
»Ich sollte bei Temeraire mitfliegen«, sagte Hammond und versuchte, sich an Churki vorbeizuschummeln, die jedoch darauf bestand, dass er alleine auf ihrem Rücken fliegen sollte. Sie hatte nichts als einen dünnen Halsriemen als Geschirr, an dem er sich festschnallen konnte. »Ich denke, wenn wir in der Luft auf Drachen der Tswana treffen, dann sollte ich bei der Verteidigung …«
»Wir werden dicht bei den anderen bleiben«, versicherte ihm Churki, »und Temeraire ist ein Kampfdrache. Sie sind kein Soldat und sollten deshalb auch nicht an Bord eines Tieres sein, das sich, sobald sich eine Gelegenheit bietet, in die Schlacht stürzt. Ich kann viel besser dafür sorgen, dass Sie in Sicherheit bleiben, wie es sich für einen Botschafter gehört.«
Hammond fiel nun keine Ausrede mehr ein, und so fügte er sich, tröstete sich aber mit einer Handvoll Kokablättern. Er hatte Nachschub ausfindig gemacht und sich mit einem ordentlichen Vorrat eingedeckt, der ihm auch schlagartig seine Gesundheit wiedergebracht hatte. »Bitte denken Sie immer daran«, rief er Temeraire zu, »wenn wir tatsächlich den Tswana begegnen sollten, dann müssen Sie unbedingt abwarten, bis ich mit ihnen gesprochen habe. Weitere eigenmächtige Entscheidungen können wir wirklich nicht gebrauchen.«
»Das finde ich ungerecht«, sagte Temeraire zu Laurence, als sie sich in die Luft schwangen, »es ist doch wohl nicht mein Fehler, dass unsere Verhandlungen in Pusantinsuyo zu nichts geführt haben. Ich habe schließlich nicht versucht, Granby mit der Herrscherin zu verheiraten.«
Mrs Pemberton gesellte sich zu Hammond auf Churki. Als man ihr die Möglichkeit vorgeschlagen hatte, zurückzubleiben und auf ein Schiff zu warten, das sie nach England bringen würde, hatte sie abgelehnt. »Nein, Kapitän, auch wenn ich Ihnen für das Angebot danke«, hatte sie gesagt. »Aber ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich der Verantwortung, die ich übernommen habe, nicht auch bis zum Ende gerecht werden würde. Schließlich kommen wir doch erst jetzt bei unserem ursprünglichen Ziel an.«
Sie näherten sich Rio von Norden her und überflogen dafür einen breiten Dschungelstreifen. Als sie herankamen, sahen sie unter sich die ersten angelegten Weideflächen, grün und voll mit friedlich grasendem Vieh.
»Ich denke, wir haben vielleicht nicht die Wahrheit über das Ausmaß der Zerstörung gehört«, sagte Temeraire und schluckte einen weiteren Bissen von ausgezeichnetem Rindfleisch hinunter, als sie kurz vor der Stadt gelandet waren, um sich zu stärken und frischzumachen. »Mir scheint hier alles vollkommen in Ordnung zu sein, und wir sind zum Glück schon wieder sehr nah am Meer.«
»Aber es gibt niemanden, der das Vieh bewacht«, gab Laurence leise zu bedenken und bat Temeraire, in einem Bogen nach Süden zu fliegen, sodass sie unbemerkt die Stadt anvisieren konnten, während der Corcovado-Hügel verhinderte, dass man sie zu früh bemerkte. Am nächsten Nachmittag entdeckten sie endlich den wunderschönen Hafen, von dem Laurence schon so oft erzählt hatte, und unter ihnen breitete sich die Stadt aus.
»Guter Gott«, sagte Hammond. Alle waren mit einem Schlag still geworden. Im Hafen lag ein riesiger Drachentransporter vor Anker, der sogar noch größer als die verlorene Allegiance war, umgeben von einigen kleineren Schiffen: sechs leichte Fregatten, mit Kanonen schwer beladen. Die Trikolore flatterte von ihren Masten.
Der Rest der Stadt war eine einzige Wüste der Zerstörung: kaputte Häuser und verlassene Straßen, schwarz von Bränden, mit vielleicht einem Dutzend Drachen verschiedener Größen, die in den Trümmern lagen oder auf dem Schutt hockten wie Krähen. Einige von ihnen fraßen gerade Rinder, andere hatten sich wachsam um eine Art Lager aus Zelten und Verschlägen gelegt, die auf einem frei geräumten Platz in der Nähe des Hafens aufgestellt worden waren.
»Das sind gar nicht alles
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