Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
Schwergewichte«, murmelte Temeraire vor sich hin. Er wollte keinen Anlass zur Sorge geben, aber im Stillen dachte er, es würde ziemlich schwer für sie vier werden, in einem einzigen Kampf gegen so viele zu bestehen, auch dann, wenn sich Churki entscheiden würde, an ihrer Seite zu kämpfen. Denn tatsächlich waren bei den Feinden mindestens fünf Schwergewichte zu sehen, und Iskierka war noch immer nicht wieder richtig hergestellt. »Aber dieser Rotbraune da sieht aus, als wäre er ungefähr meine Gewichtsklasse …«
    »Kefentse«, sagte Laurence. »Sein Name ist Kefentse.«

16
    »Ich bin froh zu sehen, dass Sie wohlauf sind, Kapitän Laurence«, sagte Mrs Erasmus – oder besser gesagt Lethabo, denn sie berichtete Laurence, dass sie wieder ihren Mädchennamen aus der Zeit vor ihrer Verschleppung angenommen habe. Tatsächlich erinnerte nichts mehr an die wehrlose, schweigende Frau, die Laurence damals auf seinem Weg nach Kapstadt kennengelernt hatte. Sie trug nun ein hübsches Tswana-Kleid aus bunt gemustertem Stoff und viel Goldschmuck, der sich glänzend von ihrer Haut abhob. Dies jedoch waren nur Äußerlichkeiten: Der wirkliche Unterschied lag in der Art, wie sie ihren Kopf kerzengerade hielt, in den streng zurückgekämmten Haaren, die die Narben auf ihrer Stirn nicht mehr verbargen, und in ihrem offenen Blick.
    »Ich hoffe, Sie kommen nicht als Feind«, sagte sie geradeheraus.
    Sie war mit Kefentse nach Rio gereist, um die Suche nach weiteren Überlebenden der Tswana auf den Ländereien hier zu organisieren. Brasilien war das Ziel beinahe aller Sklavenschiffe gewesen, die ihre menschliche Fracht aus den Städten der Tswana geraubt hatten, ehe die neu aufgestellte Armee der Tswana sich gegen die Sklavenhäfen Afrikas erhoben hatte und der Handel eingedämmt worden war. Sie selbst war als blutjunges Mädchen aus ihrem Zuhause gerissen, hierhergebracht und in die Sklaverei verkauft worden. Nur durch großes Glück war es ihr vergönnt gewesen, am Leben zu bleiben, um ihre Freiheit wiederzuerlangen und schließlich in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Doch die Zahl der Überlebenden wie sie konnte nicht sehr groß sein: Abgesehen von der entsetzlich hohen Sterblichkeitsrate während der Überfahrt im verdreckten Frachtraum eines Sklavenschiffes, waren jene Männer, Frauen und Kinder, die Brasilien lebend erreicht hatten, zum großen Teil zu harter Arbeit gezwungen worden und hatten im mörderischen Dschungel gerodet oder auf den Feldern Zuckerrohr geerntet.
    »Lethabo, Sie müssen doch wissen, dass Sie für Napoleon nur Mittel zum Zweck sind«, sagte Laurence, »was am Ende dazu führen wird, dass ein größerer, und nicht ein kleinerer Teil der Welt unterworfen und unterdrückt leben wird. Napoleon hat die Sklaverei in den französischen Kolonien keineswegs abgeschafft, sondern noch ausgeweitet, das ist eine Tatsache. Haben Sie denn durch diesen Angriff wirklich so viele Überlebende Ihres eigenen Stammes gefunden, dass Sie ein solches Blutbad unter Unschuldigen rechtfertigen können?«
    »Es hat kein Abschlachten von Menschen gegeben«, sagte sie. »Und wir haben auch die Stadt nicht niedergebrannt: Das waren die Portugiesen in ihrer Panik selber, während wir in den Bergen geblieben waren und ihnen lediglich unsere Forderung mitgeteilt haben, dass sie uns unsere geraubten Brüder und Schwestern wiedergeben sollen. Die Stadt haben wir erst eingenommen, nachdem sie schon daraus geflohen waren. Und was die Überlebenden angeht: Kommen Sie doch mit und sehen Sie selbst.«
    Sie sprach kurz mit Kefentse und führte Laurence, Granby und Hammond dann hinab zum Lager und durch die beengten, schmalen Straßen, in denen zu ihrer Überraschung viele Tausende Menschen hausten: Männer, Frauen und Kinder, die sowohl vom Ausmaß der Zerstörung als auch von ihrer eigenen Befreiung wie benommen waren. »Einige sind Nachkommen von denen, die uns gestohlen wurden«, sagte Lethabo, »und sie erinnern sich nicht mehr an ihre Heimat Afrika.«
    »Und andere«, bemerkte Granby im Flüsterton gegenüber Laurence, »haben überhaupt nichts mit den Tswana zu tun, schätze ich. Die Drachen scheinen es nicht so genau damit genommen zu haben, wen sie da vor sich hatten, und sie haben sich einfach alle gegriffen, die sie finden konnten.« Er verstummte erschrocken, als er sah, dass Lethabo ihn beobachtet und zugehört hatte.
    »Aber er hat doch wohl recht«, sagte Laurence zu ihr, als sie wieder in das Haus am Hafen

Weitere Kostenlose Bücher