Drachengold: Roman (German Edition)
Kopf.
»Kefentse wird bleiben und ich und meine Kinder ebenso, denn wir haben keine Verwandten mehr daheim. Aber bei den meisten Drachen sieht das anders aus.«
Zum Glück war Lethabo nachsichtig bei denjenigen Drachen gewesen, deren Angehörige allesamt ausgelöscht worden waren, denn ebenjene waren weitaus eher bereit, Flüchtlinge von zweifelhafter Abstammung anzuerkennen. Und diese Tiere waren es jetzt auch, die lieber in Rio bleiben wollten, als das Risiko der Überfahrt auf sich zu nehmen.
Aber ein Dutzend der Drachen hatte Dörfer und Verwandte, die in Afrika auf sie warteten, und sie bestanden darauf, sofort wieder heimzukehren, begeleitet von beinahe zweitausend Menschen: eine Gruppe von der Stärke einer kleinen Armee. Vermutlich würde es sogar noch schwerer werden als zunächst angenommen, die alle zu verpflegen.
»Was für schöne Worte die Portugiesen auch finden mögen für das, was sie da aufs Papier bringen, Kapitän – sie spielen für die Drachen keine große Rolle«, hatte Lethabo zu Laurence gesagt, als sie vom Verhandlungstisch aufgestanden waren. »Das wissen Sie, Sir, und ich weiß es ebenso. Keine Übereinkunft wird Bestand haben, wenn die Tswana nicht damit zufrieden sind. Aber das ist unsere wahre Belohnung: Alle Sklaven sind befreit und mit ihren Vorfahren vereint, und diejenigen, die heimkehren wollen, werden mit Schiffen dort hingebracht. Wenn Sie das nicht schaffen, dann müssen wir uns an die Franzosen halten, und wenn die Portugiesen ihre Sklaven nicht freilassen …«
Sie breitete vielsagend ihre Hände aus, und Laurence nickte.
»Wir könnten die Menschen auf anderen Booten transportieren, auf kleineren – auf Fregatten oder einem ordentlichen Handelsschiff«, schlug Warren nun vor. Laurence zuckte kurz zusammen, als er hörte, wie eine Fregatte als Boot bezeichnet wurde. Aber diesen Vorschlag lehnte Lethabo rundheraus ab: Die Drachen würden sich nicht noch einmal von ihren Nachkommen trennen lassen.
»Nun«, sagte Granby und blickte hinunter zum Hafen, wo die beiden französischen Transporter vor Anker lagen. Ihre bunten Fahnen leuchteten in der Sonne an den Mastspitzen. »Dann bleibt uns wohl nichts anderes mehr übrig. Aber wie sollen wir es anstellen?«
18
»Es wäre doch ein Kinderspiel, die Transporter zum Sinken zu bringen«, stellte Kapitän Warren fest. Und tatsächlich würde eine einfache Bombardierung mit Felsbrocken, einer nach dem anderen vom Ufer aus herbeigeschafft und aus der Luft abgeworfen, die Transporter innerhalb kürzester Zeit auf den Grund des Ozeans befördern. Dort allerdings wären sie nicht mehr dazu zu gebrauchen, die Tswana wieder nach Hause zu schaffen.
Das große Schiff aufzubringen, es aber trotzdem in einem Zustand zu erhalten, der die weitere Nutzung ermöglichen würde, war ein weitaus größeres Problem, und zwar nicht zuletzt deswegen, weil die Franzosen sich auf einen solchen Versuch aufseiten ihrer unsicheren Bündnispartner durchaus eingestellt hatten. Die Transporter selbst waren schwer bewaffnet, und eine riesige Persenning mit Fußangeln hing über dem Drachendeck von den Rahnocken, und zwar so, dass die Halteleinen jederzeit gelöst werden konnten und die spitzen Widerhaken dann über die Planken verteilt werden würden. Diese »Eisenzähne« waren groß genug, um jeden Drachen daran zu hindern, mühelos auf dem Schiff zu landen, während sie, einmal abgeworfen, den Matrosen an Bord lediglich ein wenig im Weg wären.
Die französischen Fregatten dagegen waren zu klein, als dass irgendeiner der englischen Drachen, abgesehen von Nitidus oder Dulcia, darauf hätte landen können: Sie waren schnell und wendig und vor allem mit einigen schweren, kurzen Bordkanonen ausgestattet, die ganz sicher sofort auf jeden Drachen ausgerichtet werden würden, der versuchen sollte, auf den Transportern aufzusetzen. Die Fregatten hielten sich nahe genug, um bei einem Angriff sofort einschreiten zu können. Laurence konnte außerdem unter ihren Begleitschiffen vier Kanonenboote ausmachen, jedes mit langen, dünnen Geschützrohren versehen, aus welchen die kleinen, stacheligen Kanonenkugeln abgefeuert wurden.
»Die Kanonenboote werden fünf Minuten nach dem Alarm im Wasser sein, sofern die Mannschaft ihr Handwerk versteht«, sagte Laurence, der sich durch sein Fernrohr hindurch einen Überblick über die Lage verschaffte, »ansonsten brauchen sie zehn Minuten, und direkt danach werden sie die Kanonen sprechen lassen. Unter solchem Beschuss
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