Drachengold: Roman (German Edition)
können wir die Drachen nicht auf die Decks schicken.«
»Und selbst wenn es uns gelingen sollte, die Transporter aufzubringen, dann werden die Franzosen die Rümpfe so durchsiebt haben, dass wir die nächsten drei Jahre hier im Hafen herumsitzen werden. Bei aller Liebe: Von einer langen Überfahrt bis nach Afrika kann mit denen dann nicht mehr die Rede sein.«
»Ja, wir müssen zuerst etwas gegen diese Kanonenboote unternehmen«, sagte Hartcourt und rollte ein mit Flecken übersätes Pergamentblatt auseinander. Dann nahm sie ein kleines, rußiges Holzscheit aus dem Feuer und skizzierte damit die Umrisse des Hafens. »Wenn wir sie nur irgendwie in den Griff kriegen könnten! Wir könnten, so schnell wie möglich, die Transporter besetzen, falls sie das Deck nicht mit diesen Fußangeln überzogen haben – dann würden diese Fregatten vor vollendeten Tatsachen stehen und könnten die Transporter selbst nicht unter Feuer nehmen, ohne ihre eigenen Mannschaften zu versenken.«
»Und dann gibt es da noch ein klitzekleines anderes Problem für uns«, sagte Warren in beinahe scherzhaftem Ton. »Wer soll die Dinger steuern? Wir können es nicht, und die Potentate wird wohl kaum so viele Männer entbehren, dass gleich zwei zusätzliche Transporter über den Ozean und nach Hause gebracht werden können. Deine paar Matrosen, Laurence, werden uns eine Hilfe sein, aber …«
»Sie haben sich zwar ganz schön herausgemacht«, meinte Laurence, »aber ich würde ihnen nicht mal zutrauen, ein Dingi zehn Meilen auf ruhigster See geradeaus zu segeln, ohne ausgebildete Offiziere an Bord.«
»Wir sollten die Dinge Schritt für Schritt angehen«, resümierte Hartcourt. »Wenn es uns wirklich gelingt, die Transporter in die Hände zu bekommen, können wir uns glücklich schätzen, und dann werden wir für alles andere auch eine Lösung finden.«
»Ich weiß auch nicht, wie wir das hinkriegen sollen, Laurence«, sagte Temeraire über seine Schulter hinweg, während unter ihnen der blauschwarze Ozean wogte. Das Wetter hätte für einen Flug nicht besser sein können; die Luft war klar und nicht zu heiß, und Temeraire konnte sich nicht zurückhalten, sondern schraubte sich vor lauter Freude darüber weiter in die Höhe. Ganz sicher, so dachte er, würden sie die Transporter schon irgendwie an sich bringen können; mit solchen Sorgen durfte man sich nicht einen Tag wie diesen verderben.
»Ich bin doch immer noch auf der Schiffsroute, hoffe ich«, fügte er hinzu und sah nach unten; er verstand einfach nicht, wie Laurence sich da so sicher sein konnte, ohne ausgiebig seinen Kompass und die Sterne zurate zu ziehen, um herauszufinden, wo genau auf dem Meer sie sich gerade befanden. Das Land hatten sie schon vor gut zwei Stunden hinter sich gelassen.
»Ja, das bist du«, sagte Laurence, »und wenn du dich zwei Grad steuerbord halten könntest, dann siehst du da einen Walfänger, glaube ich, und wir können nur hoffen, dass es einer von unseren ist oder einer aus Amerika. Im Moment würde ich mit Freuden auch ein Dutzend Matrosen von einem amerikanischen Schiff wegholen, und zum Teufel damit, wenn das eine Provokation wäre.«
Temeraire wäre ebenfalls froh darüber, solange Laurence sich sicher war, dass man einen solchen Akt rechtfertigen konnte, und er flog, so schnell er konnte. Aber als sie näher kamen, wurde unter ihnen als Antwort auf ihren Union Jack die holländische Fahne gehisst. Laurence ließ sich an einem Seil in die Takelage hinab und kletterte aufs Deck, um den Kapitän zu sprechen, während Temeraire in der Luft blieb und wartete.
Als Laurence wieder heraufstieg, war er immer noch allein und hatte keine Männer mit dabei, also hatte er kein Glück gehabt. Temeraire seufzte, aber als Laurence wieder auf seinem Rücken saß und seine Karabinerhaken eingeklinkt hatte, sagte er: »Süd-Südwest, mein Lieber, und wir dürfen keinen Augenblick verlieren. Kapitän Hoerung sagte mir, er habe erst heute Morgen mit der Dapple gesprochen: Das ist eine Fregatte mit achtundvierzig Kanonen, und wenn wir die erreichen, ehe sie zu weit weg ist, dann haben wir unsere Männer.«
Laurence suchte den Ozean mit seinem Fernrohr ab und beauftragte jeden Einzelnen aus seiner Mannschaft damit, ebenfalls in alle Richtungen hin die Augen offen zu halten: ein Aufblitzen von Sonnenlicht auf einem Fenster, das Leuchten einer Laterne, wenn die Dämmerung einsetzte, das alles würde schon ausreichen. Und dann, als sie beinahe die Grenze erreicht
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