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Drachengold: Roman (German Edition)

Drachengold: Roman (German Edition)

Titel: Drachengold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naomi Novik
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bei den Beratungen hätten dabei sein können.
    Laurence verstand nur ein paar der Worte, die der General leise zu Lethabo sagte, aber er konnte sich die Bedeutung der anderen lebhaft vorstellen: Er verhöhnte jemanden, der nicht einen einzigen Vorfahren hatte, der es wert gewesen wäre, wiedergeboren zu werden. Mogotsis Handbewegung, mit der er die Wilddrachen, die hinter Kefentse herumschwirrten, zurückhielt, brauchte ebenfalls keine Übersetzung. Die folgenden Verhandlungen wurden in einer Atmosphäre der Feindseligkeit geführt, die passender gewesen wäre, wenn sich beide Parteien bereits im offenen Krieg befunden hätten – was einige der portugiesischen Vertreter, allesamt selbst Sklavenbesitzer, eindeutig zu provozieren versuchten.
    »Es ist natürlich ihre einzige Hoffnung darauf, ihre Anwesen noch retten zu können«, bemerkte Hammond beiläufig und tigerte im kleinen Vorzimmer auf und ab, in das sie sich während einer kurzen Verhandlungspause zurückgezogen hatten. »Ihre einzige Hoffnung, sage ich. Wenn es zum Krieg kommt, gibt es immerhin die Möglichkeit , siegreich daraus hervorzugehen … Ich bin wirklich sehr beeindruckt von der Geduld dieses Generals – das würde man bei einem Mann des Militärs gar nicht erwarten …«
    Laurence, der versucht hatte, so viel wie möglich zu verstehen, und der Lethabos Übersetzungen gelauscht hatte, war nicht der Meinung, dass Mogotsi sich derart in Nachsicht hatte üben müssen, wie es Hammond ihm nun zugutehielt; vielmehr vermutete er, dass einige seiner Bemerkungen, die den portugiesischen Adligen die Entschuldigung geliefert hätte, die Diskussion sofort abzubrechen, genauso wenig übersetzt worden waren wie Beleidigungen von der Gegenseite.
    Der hauptverantwortliche Unterhändler der Portugiesen schnaubte bloß und ging wieder dazu über, mit finsterer Miene Laurence anzustarren. Unter seinem drängenden Flüstern hatte Hammond etliche Versuche gestartet, Laurence zum Einlenken zu bewegen, nun, da Lily und ihre Formation eingetroffen waren und seine Hoffnungen zunichtegemacht hatten, dass Laurence’ Hilfe vielleicht gar nicht würde vonnöten sein. Diese Versuche – Schmeicheleien, Drohungen, Beleidigungen, flehentliche Bitten – waren von keinerlei Erfolg gekrönt gewesen, und schließlich hatte Hammond aufgegeben und war zu Bemühungen übergegangen, stattdessen den portugiesischen Verhandlungsführer dazu zu überreden, wenigstens einen vorläufigen Frieden zu schließen.
    Sicherlich hofften die Unterhändler der Portugiesen, dass ein solcher Friede lediglich vorübergehend wäre. Aber in der Nacht kam einer der kleinen Kurierdrachen auf den Hof geschossen; sein Reiter rutschte keuchend herunter und rannte davon, um die Nachricht zu überbringen, dass sich ein weiterer französischer Transporter dem Hafen näherte: mit neun zusätzlichen Drachen der Tswana an Bord, die bereits an Land geflogen waren und sich ihren Kameraden dort angeschlossen hatten.
    Die Unterhändler, die in den frühen Morgenstunden von den Neuigkeiten geweckt worden waren, steckten grimmig murmelnd ihre Köpfe zusammen, bis bei Tagesanbruch Kefentse zurückkam und die Diskussionen wieder aufgenommen wurden. Nachdem die Portugiesen sich wenigstens für den Augenblick davon verabschiedet hatten, dass sie an ihrem Sklavenbesitz würden festhalten können, begannen sie nun, dafür zu werben, dass die freigelassenen Sklaven auf ihren Plantagen bleiben sollten – ganz offensichtlich, wie Laurence fand, mit dem Hintergedanken, dass die Freilassung so schnell, wie es die Umstände erlaubten, wieder rückgängig gemacht werden würde, falls sie denn nicht von vorneherein nur vorgetäuscht sein würde.
    Lethabo hörte zu, sprach mit Mogotsi, wandte sich wieder zurück und sagte: »Sie haben Familien auseinandergerissen; das kann nicht geduldet werden. Wenn die Menschen nicht in ihr Heimatland zurückkehren wollen, dann sollen sie zumindest auf den jeweiligen Anwesen mit ihren Vorfahren wiedervereint werden.«
    Laurence zweifelte sehr daran, ob die portugiesischen Unterhändler, denen die Selbstzufriedenheit mit jeder ihrer Falten ins Gesicht geschrieben stand, begriffen, dass die Tswana mit Vorfahren die Drachen meinten. Er klärte sie auch nicht auf, als er in der nächsten Pause hörte, wie sich Soares da Câmara seinen Landsleuten gegenüber brüstete:
    »Und wie sie sich auf den kleinsten hingeworfenen Brocken stürzen. Wir hätten sie am Verhandlungstisch schon viel früher zu packen

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