Drachengold
eine Möglichkeit herauszufinden, welche Stellung seine Tochter hat, dass sie eine solche Botschaft schicken kann«, flüsterte Hammond Laurence zu, als sie wieder auf ihre ursprünglichen Plätze zurückgekehrt waren, während er unentschlossen die Menge an geknoteten Kordeln zwischen seinen Fingern drehte. »Bringen wir eine Nachricht vom weiblichen Oberhaupt einer Familie, von einer Edelfrau oder von â¦Â« Hilflos zuckte er mit den Schultern.
»Jede Form von Empfehlung kann uns nur nützlich sein«, sagte Laurence, »ganz gleich, welcher Natur. Und, Sir: Sie müssen sich nur mal umsehen: Dies ist kein privater kleiner Haushalt, sondern ein groÃes Anwesen. Sie können sich doch sicher nach der Anzahl der hier lebenden Menschen erkundigen, nicht wahr?«
Als Hammond sich mit dieser Frage an Choque-Ocllo gewandt hatte, hoben mehrere der Drachen gleichzeitig die Köpfe und kamen ihr mit einer Antwort zuvor â nur dass sie offenkundig leicht abweichende Zahlen nannten, was zu einem Streit zwischen ihnen führte. Während sich die Drachen herumzankten, erklärte Choque-Ocllo: »Einige von ihnen wollen die Kinder nicht mitzählen, bis sie alt genug sind, um laufen zu können. Es betrübt sie zu sehr, wenn sie vorher eines verlieren sollten. Aber in all den Ayllus, die einen Häuptling aus der Linie Curicuillors haben, gibt es mehr als viertausend Menschen. Das ist natürlich der Grund, warum manchmal andere Drachen herkommen, um Menschen zu stehlen. Sie wären gut beraten, wenn Sie selbst ebenfalls auf Ihre Mannschaft aufpassen würden.«
Temeraire drehte sich um und fragte Curicuillor: »Kommen denn so oft Diebe?« Er hatte Laurenceâ Gespräch mitgehört, und nachdem er seinen Blick über seine Mannschaft hatte wandern lassen, schien es ihm eine hervorragende Idee, eine durchgängige Wache zu organisieren und auÃerdem herauszufinden, welcher Art von Bedrohung sie sich nun genau ausgesetzt sahen.
»Es läuft jetzt besser, seit die Patrouillenflüge eingerichtet wurden. Aber wir haben noch nicht wieder den Zustand erreicht, den wir hatten, als ich schlüpfte«, sagte Curicuillor wehmütig. »Damals gab es keinen Diebstahl. Wenn ein Mann aus einem anderen Ayllu eine Frau aus meinem heiraten wollte, dann kam er zu uns, und ich schickte im Gegenzug ein Geschenk. Oder wenn man eine Person besonders liebte und schätzte, dann versuchte man einfach, sie zum Kommen und Bleiben zu überreden. Einmal habe ich ein junges Mädchen in den Bergen gefunden, das aus einem Ayllu stammte, in dem es überhaupt keinen Drachen gab. Und so habe ich nicht nur sie, sondern ihren ganzen Ayllu aufgenommen, und alle waren so froh, als sie kamen. Aber sie starb schon vor hundert Jahren am Fleckfieber.«
Die entsetzliche Ausdünnung der Bevölkerung in den letzten zwei Jahrhunderten hatte die Lebensumstände grundlegend verändert: Drachen, deren gesamter Ayllu verstorben war, begannen, anderen Drachen ihre Menschen zu stehlen, um ihre eigenen Verluste auszugleichen. »Und natürlich hatten sie es ganz besonders auf jemanden wie meinen Taruca abgesehen«, sagte Curicuillor und stupste ihn liebevoll mit der Schnauze an. »Denn wie jeder sehen kann, wird er nicht so einfach sterben, zumindest nicht an den Pocken.« Dann fuhr das Drachenweibchen fort: »Und jetzt gibt es Gesetze gegen diese Praxis. Aber trotzdem kommen manchmal Drachen von sehr weit her, schleichen sich heran und versuchen, unsere Menschen zu verschleppen, und da sie nicht von hier sind, kann man sie oft nicht aufspüren und zur Rechenschaft ziehen. Wenn wir sie nicht finden, können wir sie nicht herausfordern oder unsere Menschen zurückholen.«
»Und manchmal holt auch der Sapa Inka Leute ab und schickt sie woandershin, wenn zum Beispiel ein Drache sehr viele hat, während ein anderes Tier all seine Menschen verloren hat«, fügte Churki, eine ihrer jüngeren Nachkommen, mit ziemlich aufgebrachtem Unterton hinzu. »Man kann sich nicht weigern, seine Menschen abzugeben: Wenn es anders wäre, dann hätten wir noch mehr Leute, als es jetzt der Fall ist.«
»Nun ja«, sagte Curicuillor, rückte einige ihrer zusammengelegten Schwanzrollen zurecht und versuchte, sich bequemer hinzusetzen. »Man kann nicht erwarten, dass jemand, der seinen ganzen Ayllu eingebüÃt hat, einfach so weitermacht, als sei er ein auf sich
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